„Lynn...", sagte Susan leise und ich sah sie regungslos an. „Setz dich bitte. Wir sollten darüber in Ruhe reden", unterbrach Summer meine Fake-Mum und lächelte leicht. Ich sah sie an und ging in Gedanken durch, wie gut meine Chancen standen, einfach den Raum zu verlassen. Nicht sehr gut, wenn man bedachte, dass James und Will hier waren und Cedric nach wie vor neben der Tür lehnte und mich beobachtete.
Die drei warteten wahrscheinlich nur darauf, dass ich ausflippte. Nur würde ich nicht ausflippen. Ich hatte es unter Kontrolle. Deshalb setzte ich mich auch wieder und verschränkte gelangweilt die Arme vor der Brust.
„Wie viel weißt du und vor allem, woher weißt du es?", fragte Summer sanft. Ich zuckte mit den Schultern. „Die da, ist nicht meine Mum, sondern irgendjemand anderes, die vor knapp 18 Jahren verschwunden ist und scheinbar eine Werwölfin war. Und ich weiß es seit... zehn, vielleicht fünfzehn Minuten?"
Summer drehte sich zu James um, der kurz mit den Schultern zuckte. „Ich wusste, dass es in dem Gespräch um mich gehen würde", fing ich an und sah Summer an. „Also habe ich mich unters Fenster gehockt und euch belauscht. Hätte ich drauf verzichten können. Wobei... dann würde ich es wahrscheinlich nie erfahren", fügte ich hinzu und warf Susan einen kurzen Blick zu.
„Aber... wie konnten wir dich nicht bemerken", murmelte James und sah nachdenklich nach draußen. Niemand wusste die Antwort und ich seufzte. „Wir wollten doch in Ruhe über alles reden. Also? Ich höre?" Ich sah rüber zu Susan, die noch immer auf dem Sofa saß und ihre Füße anstarrte. Summer seufzte tief und bekam so meine Aufmerksamkeit.
„Susan", sagte sie und meine Fake-Mum hob den Kopf. „Wir brauchen Antworten. Lynn braucht Antworten!" Ich sah Susan an und sie nickte leicht. „Es tut mit leid", murmelte sie und fuhr sich durchs Gesicht. Ich verdrehte die Augen, weil mich ihr Getue gerade einfach nur auf die Palme brachte.
Sie hatte zwar allen Grund sich schlecht zu fühlen, aber sie sollte jetzt verdammt nochmal die Klappe aufmachen und reden. Summer hatte nämlich vollkommen recht: Ich brauchte Antworten. Und ich verdiente Ehrlichkeit!
„Jolanda kam vor fast 18 Jahren zu mir, da hat sie gerade entdeckt, dass sie schwanger war", fing Susan an. Summer schüttelte den Kopf. „Jolanda hätte nie das Rudel verraten. Sie war verlobt, sie sollte heiraten. Sie... Lynn hat Gestaltwandler-Gene, also muss ihr Vater... Jolanda hat die Regeln des Rudels akzeptiert. Sie mochte sie nicht, aber sie hat sie akzeptiert!"
Susan nickte. „Natürlich hat sie sie akzeptiert. Ihr blieb keine andere Wahl. Aber du weißt, genauso gut wie ich, dass sie Alrick nie geliebt hat. Sie waren nur Freunde!" Ich hörte interessiert zu, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was das mit mir zu tun haben sollte. Kam vielleicht noch.
Kurz herrschte Stille, dann fuhr Susan langsam fort. „Jolanda war schwanger, mit Lynn. Sie und Lynns Vater..." „Du kennst ihn also?", fragte James sofort und am Liebsten hätte ich ihn angeschrien. Konnte er seine Fragen nicht später stellen? Es ging hier um mich verdammt nochmal! Susan sah James an.
„Natürlich kenne ich ihren Vater. Aber er tut hier gerade nichts zur Sache!" „Nichts zur Sache? Du hast uns die ganze Zeit im Glauben lassen, dass Lynns Vater ein Werwolf ist! Wir haben alle Rudel durchgesucht, nach der passenden DNA und..."
„Ich habe nie behauptet, dass ihr Vater ein Werwolf ist!", fiel Susan James erbost ins Wort. „Stimmt, dann hätte ich schon längst deine Lüge durchschaut gehabt", knurrte James und Summer hob die Hand. „Schluss! Susan, erzähl bitte weiter!" Susan nickte.
„Jolanda und Lynns Vater haben mich um Hilfe gebeten, weil sie wussten, dass Lynn... anders sein würde. Ihre Aura war bei der Geburt die eines Menschen und das wussten Jolanda und Lynns Vater..." „Sag doch einfach den Namen?", schlug James vor. Susan funkelte ihn an, fuhr aber fort ohne seinen Vorschlag zu beachten.
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Silverleaf Academy - Was nach der Wahrheit kommt... (2)
ParanormalBuch Zwei. „Nein Lynn... Denn du bist, genau wie wir, ein übernatürliches Wesen..." Diese Worte veränderten mein Leben schlagartig. Alles, was ich geglaubt hatte zu wissen und zu sein, war aus meinem Kopf verschwunden. Ich wusste nicht mehr, wer ic...