Kapitel Fünfzehn

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Ich wartete an der Treppe auf Abby, um mit ihr zusammen zum Training gehen zu können. Ich hatte vorrausschauend Nic bereits vorgeschickt, damit ich mit ihr unter vier Augen sprechen konnte. Ich würde sie natürlich nicht sofort darauf ansprechen, ob sie sauer ist, weil sie denkt, Nic und ich hätten etwas miteinander. 

Vielmehr wollte ich sie fragen, ob irgendetwas nicht stimmte und ob alles okay war. Ich musste vorsichtig sein, denn am Ende lag es vielleicht gar nicht daran und sie wusste gar nicht, dass Nic gestern Nacht bei mir war.

„Wir müssen los", sagte Abby und sauste an mir vorbei. Sie trug, genug wie ich eine schwarze Trainingshose und ein weißes Shirt mit dem Schulwappen auf der Brust. Ihre Füße steckten in den dunklen Sneaker, die ebenfalls von der Schule als Teil der Schuluniform gestellt wurden. Als ich hier ankam, hatte ich alles daran gehasst. 

Die weißen Poloshirts für den Sportunterricht, die dunklen Null-Acht-Fünfzehn Sneaker, die blütenweißen Kniestrümpfe, die weiße Bluse, den marineblauen Blazer sowie den Faltenrock und die schwarzen Lackschuhe. Mittlerweile war diese Kleidung allerdings gar nicht mehr so schlimm und schrecklich. Einzig die blöde, rote Krawatte hasste ich nach wie vor.

„Ich weiß, ich hab auf dich gewartet", antwortete ich und folgte ihr. „Wieso?" Ich runzelte die Stirn. „Weil wir Freundinnen sind und wir immer zusammen zum Unterricht gehen", sagte ich schnell und schloss zu Abby auf, die den Weg entlang lief in Richtung Sporthalle. „Und weil ich mit dir reden wollte, um ehrlich zu sein", fügte ich dann hinzu. Abby seufzte und warf mir einen kurzen Blick zu. 

„Worüber?" „Na ja über dich... Ist alles okay Abby? Du bist schon den ganzen Tag so kurz angebunden. Ist irgendwas passiert? Willst du darüber reden?" „Es ist alles Bestens", antwortete Abby und lief weiter, ohne ihren Schritt zu verlangsamen. Wir waren bereits fast an der Sporthalle und ich seufzte. „Okay Abs, was habe ich dir getan?" Ich blieb stehen und nach kurzem Zögern hielt Abby ebenfalls an und drehte sich zu mir um. 

„Ich meine, ich habe eine Ahnung, wieso du sauer auf mich bist. Aber ich will es von dir hören!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich an. „Ich dachte du wärst meine Freundin! Aber dann sehe ich, wie Nic gestern Nacht aus deinem Fenster klettert! Wenn ihr zwei irgendwie ein Paar seid oder du ihn magst, dann sag mir das doch einfach, statt so zu tun, als wärt ihr nur Freunde. Denn ihr seid eindeutig mehr als das!" Ich schüttelte den Kopf. 

„Abby... Nic und ich sind nur Freunde!" Sie schnaubte. „Ja klar!" „Es ist so! Er hat gestern nur nach mir sehen wollen. Ich hätte es euch ja gerne beim Mittag jetzt erklärt, was gestern passiert ist, aber wir hatten andere Themen, über die wir gesprochen haben", sagte ich und sah meine beste Freundin an. 

„Ich hatte gestern, als ich abgehauen bin, Symptome der Verwandlung. So starke Symptome, dass ich wirklich geglaubt habe, dass ich mich verwandle. Das ist auch der Grund, weshalb ich Einzelunterricht bei Cedric bekomme. Nic wollte gestern nur nach mir sehen, weil er sich Sorgen gemacht hat und wissen wollte, was passiert ist. Wir sind wirklich nur Freunde und glaub mir Abby, Nic ist für mich auch nicht mehr als ein Freund. Du bist meine beste Freundin. Ich würde niemals im Leben etwas mit dem Jungen anfangen, den du magst!" 

Abby sah mich zögernd an. „Schwörst du, dass da nichts ist?" Ich lächelte. „Ich schwöre es!" Sie seufzte und sah mich entschuldigend an. „Tut mir leid... Ich bin so eine blöde Kuh... Lynn..." „Schon okay. Ich kann verstehen, dass es für dich so aussah. Aber er ist wirklich nur ein Freund!" Abby kam zu mir und umarmte mich. „Es tut mir leid...", murmelte sie und ich drückte sie an mich.

„Ich will euch ja nicht stören, aber der Unterricht hat vor drei Minuten angefangen!" Wir drehten uns zu Cedric um, der in der Tür zur Halle stand und uns abwartend ansah. „Sorry...", murmelten wir beide gleichzeitig und huschten an ihm vorbei in die Halle. „Meinst du, er hat unser Gespräch belauscht?", wisperte Abby und sah mich an. „Keine Ahnung...", antwortete ich und reihte mich neben ihr in der Reihe ein.

Silverleaf Academy - Was nach der Wahrheit kommt... (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt