Ich war ein klitzekleines Bisschen aufgeregt, als ich nach dem Mittagessen, statt zu Schwerpunkt bei Will zu Cedric gehen musste. Glücklicherweise waren Nic und Abby ebenfalls in meinem Kurs, was es einfacher machte.
„Was genau lernen wir in GüB?", fragte ich, als wir die Treppen hochstiegen in den zweiten Stock. Der Bereich, in dem weitere Klassenzimmer lagen. „Na ja im Prinzip lernen wir alles über unsere Geschichte. Egal, ob Artspezifisch oder Zwischenartlich... Im Moment geht es um die Verfolgung von Gestaltwandlern im frühen 14. Jahrhundert", sagte Nic und ich runzelte die Stirn.
„Wie meinst du das? Also Verfolgung?" „Gestaltwandler haben nicht immer zur übernatürlichen Bevölkerungsgruppe gehört", erklärte Abby. „Erst Mitte des 18. Jahrhunderts, so um 1760 rum, wurden wir als fünfte Art angenommen. Davor galten wir als Dämonen", fügte sie hinzu. Ich hob überrascht die Augenbrauen. „Wieso?" Nic zuckte mit den Schultern.
„Weil wir uns in alles und jeden verwandeln können. Egal wann", murmelte er und lächelte kurz. „Im Prinzip sind wir die gefährlichste Art. Auch wenn Julian und Dana das nicht gerne hören..." Wir betraten den Raum, wo Cedric bereits am Lehrertisch saß. Als er uns in den Raum kommen hörte, hob er den Kopf. „Lynn, schön dass du hergefunden hast", sagte er und lächelte. Ich nickte und Abby zog mich auf den Stuhl neben sich.
„Wann hängt ihr eigentlich die Pläne für die Ferienkurse raus Dad?" Ich glaubte, dass ich Nic das erste Mal Dad sagen hörte, wenn er mit Cedric sprach. Im Unterricht oder auch auf den Gängen, sagte er immer Cedric. Aber gut, jetzt waren nur wir vier im Raum. „Am Samstag, wenn die meisten Schüler bereits abgereist sind", antwortete Cedric. „Soll ich euch schon irgendwo eintragen?" Er grinste und das erste Mal sah ich tatsächlich eine Ähnlichkeit mit Nic.
Denn dieses verschmitzte Grinsen, hatte Nic definitiv von seinem Vater geerbt. Ansonsten schien Nic mehr nach seiner Mum zu kommen. Er hatte zwar auch blauen Augen, allerdings waren sie etwas dunkler und nicht so hell, wie bei Cedric und die Haare waren statt schwarz, braun.
„Selbstverteidigung wäre cool", grinste Nic und Cedric lachte. „Abby?" „Mich bitte auch", sagte meine beste Freundin und lächelte. Cedric sah mich an. „Du bleibst in den Ferien auch hier?" Ich nickte. „Klar", antwortete ich. Als ob ich zur Lügenbaronin, die sich meine Mum nennt gehe...
„Und schon überlegt, welchen Kurs du besuchen willst?" Ich zögerte. „Lynn will auch zu Selbstverteidigung", sagte Nic und legte den Arm um mich. „Stimmt's Lynn? Das wird super lustig!" „Ja! Selbstverteidigung ist der beste Kurs überhaupt!" Cedric schnaubte belustigt. „Ihr schleimt beide ganz schön", sagte er und notierte sich etwas. „Ich schreib euch ein. Aber kein Wort zu niemanden!", sagte er und dann trudelten langsam die anderen Schüler ein.
***
In der Bibliothek war es ruhig und langsam ging ich zu Marys Tisch, wo aber niemand war. Ich wartete einen Moment und als ich gerade gehen wollte, kam Mary durch die Tür hinter ihrem Schreibtisch. „Lynn, wie kann ich dir helfen?", fragte sie lächelnd und legte den Stapel Bücher, den sie gerade gehalten hatte, auf der Tischplatte ab.
„Ähm Summer meinte, du könntest mich in die Bibliothek lassen?" Mary lächelte wieder. „Natürlich", sagte sie und öffnete die Tür wieder. „Hier entlang", sagte sie und ich folgte ihr. Der Raum, der hinter der Tür lag war klein und bis oben hin vollgestopft mit Bücherregalen, die ebenfalls voller Bücher waren. „Warum lagerst du die Bücher hier?", fragte ich.
„Das sind alte Ausgaben, die wir nach und nach aussortieren. Viel Wissen wird mit der Zeit überarbeitet, neue Erkenntnisse werden gewonnen... Einmal im Jahr werden die ältesten Exemplare dann abgeholt. Meistens werden sie digitalisiert, bevor sie entsorgt-, oder von Sammlern gekauft werden", erklärte sie und schloss eine versteckte Tür auf, die man nur erkannte, wenn man dicht genug an der Wand stand und das Schlüsselloch sah. Dahinter verbarg sich eine schmale Wendeltreppe aus Holz.
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Silverleaf Academy - Was nach der Wahrheit kommt... (2)
ParanormalBuch Zwei. „Nein Lynn... Denn du bist, genau wie wir, ein übernatürliches Wesen..." Diese Worte veränderten mein Leben schlagartig. Alles, was ich geglaubt hatte zu wissen und zu sein, war aus meinem Kopf verschwunden. Ich wusste nicht mehr, wer ic...