Kapitel Einunddreißig

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Es war bereits dunkel und kurz vor Nachtruhe, als ich zurück in der Schule war. Und ich wurde bereits von Summer erwartet, die vor der Eingangstür stand und mir entgegen sah. Ich erwartete schon fast, dass ich Ärger bekommen würde, aber sie lächelte.

„Entschuldige bitte, dass es so spät wurde", sagte ich aber sie winkte ab und führte mich ins Gebäude. „Schon in Ordnung. Susan hat mich angerufen, als du bei ihr los bist. Konntet ihr alles klären und aus der Welt schaffen?" Fragend sah mich meine Direktorin an und ich nickte. 

„Ja, wir haben alles geklärt", antwortete ich und lächelte. „Sehr schön. Dann eine gute Nacht Lynn", sagte Summer und ich nickte und lief die Treppe rauf und in mein Zimmer.

Im Gebäude war es ruhig und nur vereinzelt hörte ich hinter den verschlossenen Zimmertüren das Gemurmel von Stimmen. Ich holte nur schnell mein Waschzeug und verschwand für eine schnelle Katzenwäsche im Badezimmer. 

Für mehr Zeit blieb auch kaum, denn gerade als ich aus dem Waschraum trat, schallte das laute Nachtruhe von James durch die Gänge und ich beeilte mich, in mein Zimmer zu kommen. Die Entschuldigung an Abby, Dana und Julian musste dann wohl bis morgen warten.

Ich ging noch einmal zum Fenster und öffnete es, um die frische, kühle Nachtluft hineinzulassen und wollte mich gerade in mein Bett legen, als ich eine Notiz auf meinem Schreibtisch fand, die heute Mittag dort noch nicht gewesen war.

Komm um halb eins ins Foyer. Und sei vorsichtig!

Ich seufzte und ließ die Notiz in dem Schubfach meines Schreibtisches verschwinden. Will hatte sie doch nicht mehr alle. Ich hatte gerade erst Ärger am Hals gehabt und hatte eigentlich den Plan gehabt, vorerst keine Regeln mehr zu brechen. Das bedeutete auch, dass ich Nic oder Blake sofort wegschicken würde, sollte einer der beiden auf die Idee kommen, hier aufzutauchen. 

Er will dir helfen. Und am Tag ist es zu gefährlich. Irgendjemand könnte uns beobachten. Aber wäre es so schlimm, wenn die Lehrer wüssten, was Will wirklich ist? Über mich wissen die ja auch Bescheid. Nur möchte Will nicht, dass es jemand weiß. Und ich brauche dringend jemanden, der mir alles ganz genau erklären kann, weil er so ist wie ich. Mum hat ihr Wissen nur aus zweiter Hand und hat ja selbst gesagt, dass sie das alles nicht wirklich verstanden hat...

„Scheiße verdammt", murmelte ich und schaltete mein Licht aus. Ich würde mich zwar nicht schlafen legen, weil der Wecker so scheiße laut war, dass wahrscheinlich jeder ihn hören würde, aber es wäre wohl ein bisschen zu auffällig, wenn mein Licht jetzt die ganze Zeit brennen würde. „So ein Blödmann..."

„Also so wird man ja gerne begrüßt..." Ich wirbelte herum und hätte beinahe lauf aufgeschrien, als ich Blake lässig auf meinem Schreibtisch sitzen sah. „Was zu Hölle... Geh bitte, ich kann echt keinen Ärger gebrauchen. Ich will mich zur Abwechslung mal an die Regeln halten. Das heißt, keine nächtlichen Besuche!" 

Ich sah ihn ernst an, aber sein amüsiertes Grinsen erkannte ich sogar in dem schummrigen Licht des abnehmenden Mondes, der ganz kurz hinter den Wolken hervor guckte, sich aber dazu entschied, doch wieder abzuhauen.

Aber Blake dachte nicht daran zu gehen. Er erhob sich langsam und ging zu meinem Bett rüber, auf dem er es sich gemütlich machte. Ich seufzte. „Bitte Blake, ich meine es wirklich ernst", sagte ich leise und sah zu, wie er das Kissen zurecht rückte und dann zufrieden seufzte und mich abwartend ansah.

„Ich bleib auch nicht lange, versprochen. Ich will nur wissen, wie es mit deiner Mutter gelaufen ist. Ich dachte, vielleicht willst du darüber reden", sagte er und nach kurzem Zögern ging ich doch zu ihm und setzte mich neben ihn. Zufrieden grinste er und ich boxte ihm leicht in die Seite, was ihn kurz leise lachen ließ.

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