Julian, Dana und Abby hatten noch weit vor uns den Speisesaal verlassen, weshalb mein Plan, sie beim Rausgehen abzupassen, scheiterte. Deshalb schaute ich als erstes im Aufenthaltsraum nach, ob sie dort irgendwo waren, doch keine Spur von ihnen. Auch in der Bibliothek – weder in der im Erdgeschoss, noch in der Geheimen im ersten Stock – waren sie nicht anzutreffen.
Ich lief die Treppen rauf und klopfte erst bei Dana, dann bei Abby. Niemand war dort, weshalb ich schätzte, dass sie draußen irgendwo waren.
Der Regen von heute Morgen hatte sich verzogen, aber die dicke Wolkendecke war geblieben. Seufzend lief ich die Treppe runter und lief in Richtung Eingangstür, um draußen nach meinen Freunden zu suchen. Gerade, als ich die Tür nach draußen aufstoßen wollte, ging sie auf und ich lief beinahe in Will rein, der noch schnell zur Seite ging und mir die Tür aufhielt.
„Hast du zufällig Julian, Dana oder Abby gesehen?", fragte ich und sah ihn an. „Äh", machte Will und schien kurz nachzudenken. „Tatsächlich ja, vor ein paar Minuten. Ich habe ihnen das Tor aufgemacht. Sie haben die Erlaubnis runter ins Dorf zu gehen", sagte er und ich seufzte.
„Danke", murmelte ich und drehte mich wieder um, mit der Absicht nach drinnen zu gehen, um mich in mein Zimmer zu verkriechen und aus dem Fenster zu schauen. „Wenn du dich beeilst, dir eine Erlaubnis von Summer holst und dich umziehst, kannst du sie noch einholen", sagte Will zögernd. Ich winkte ab.
„Schon okay. Ist vielleicht ein Zeichen", sagte ich schlicht und lief – statt die Treppe rauf – in Richtung von Summers Büro. Ich würde mir keine Erlaubnis holen, um ins Dorf zu gehen. Mir war etwas anderes in den Sinn gekommen, was mir gerade ungemein wichtig war.
„Komm rein Lynn!" Ich hatte noch nicht einmal geklopft und langsam öffnete ich die Tür und trat in das Büro. Summer war ausnahmsweise einmal alleine und saß auf dem kleinen Sofa und trank Tee. „Alles okay?", fragte sie und klopfte neben sich auf das Polster. Ich schloss die Tür hinter mir und setzte mich neben sie.
„Nicht wirklich, aber ich arbeite daran", gestand ich und Summer lächelte. „Tee?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein danke. Aber... könnte ich vielleicht telefonieren? Ich würde gerne meine... Susan anrufen. Es gibt da ein paar Sachen, die ich mit ihr klären will. Dinge, die mir in meiner kleinen Auszeit durch den Kopf gegangen sind", gestand ich und sah Summer fragend an, die freundlich lächelte.
„Susan ist noch in der Nähe. Sie ist in dem kleinen Gasthaus unten im Dorf. Du kannst gerne zu ihr gehen und alles mit ihr persönlich klären", sagte sie und ich nickte leicht. Noch ein Zeichen. Susan ist unten im Dorf, genau wie Abby, Dana und Julian. Komm schon Lynn. Mehr Zeichen kann die das Universum gar nicht geben!
„Wenn das wirklich okay ist und ich darf, dann würde ich das gerne tun", sagte ich und Summer lächelte. „Dann schlage ich vor, dass du dich umziehst und los düst. Susan soll mich anrufen, falls ihr beschließen solltet, gemeinsam zu Abend zu essen!" Ich stand auf und verließ mit einem schnellen „Danke Summer", das Büro.
Ich beeilte mich in mein Zimmer zu kommen und mich umzuziehen, sodann ich zehn Minuten später in einer schlichten Jeans, Turnschuhen, einem schwarzen Shirt und einer hellen Sweatshirtjacke vor dem Gebäude stand.
„Geht's doch ins Dorf?" Will sah mich überrascht an und ich nickte. „Ja, aber ich treffe mich mit Susan", antwortete ich und lief neben ihn her in Richtung Tor. Scheinbar hatte Summer Will geschickt, um das Tor zu öffnen.
„Gibt einiges an Klärungsbedarf, nehme ich an?" Ich nickte. „Mir sind ein paar Dinge klar geworden in der letzten Woche und ich will nicht länger wütend auf sie sein. Immerhin hat sie es ja nur gut gemeint. Oder?" Will sah mich an.
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Silverleaf Academy - Was nach der Wahrheit kommt... (2)
ParanormalBuch Zwei. „Nein Lynn... Denn du bist, genau wie wir, ein übernatürliches Wesen..." Diese Worte veränderten mein Leben schlagartig. Alles, was ich geglaubt hatte zu wissen und zu sein, war aus meinem Kopf verschwunden. Ich wusste nicht mehr, wer ic...