1. Flora

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Schweigend saß ich auf meinem Hocker in der Großküche des Armeelazeretts und schälte Kartoffeln. Dies tat ich schon eine Stunde und würde wahrscheinlich noch eine weitere daran sitzen.
Wie beinahe alle Menschen, war auch ich für den Dienst eingezogen wurden. Da ich jedoch weder Talent an der Waffe noch allgemein Blut und Tod gut sehen konnte bin ich in der Küche gelandet.
Das war an sich ein recht begehrter Job und mehr als eine böse Stimme unterstellte, dass ich nur wegen meines Halbbruders diesen Job hatte.
Mein Halbbruder, Michael Baiden, der große General der menschlichen Armee. Er hatte schon viele erfolgreiche Schlachten kommandiert und hatte die ein oder andere verloren geglaubte Schlacht gerettet. Er war ein Held, beinahe schon eine lebende Legende unter den Menschen.
Und da ein Held nun mal viele vom Namen her kannten, blieb es auch nicht unbemerkt, dass ich den selben Nachnamen hatte. Denn auch die Kleidung der Zivilenkräfte hatte ein Namensschild

,,Baiden!", schallte die Stimme des Küchenchefs durch den Raum.
,,Hier", sagte ich nur deutlich, ohne von meiner Arbeit aufzusehen.
Der Mann stampfte durch die leere Großküche.
Die anderen waren gerade am Frühstücken und ich war daher bis gerade allein gewesen.
Ich war kein Mensch, der gerne Frühstückte, ganz davon abgesehen, dass ich mich mit den anderen nicht gut verstand. Irgendwie hatten die Menschen in meiner Umgebung immer das Bedürfnis meinen Halbbruder in die Höhe zu loben. Ich selbst hielt ihn für einen arroganten Arsch. Sicherlich sein Job war wichtig für die Menschen, doch auf menschlicher Ebene war mein Bruder, in meinen Augen, eine absolute Katastrophe. Er konnte es schlicht und ergreifend nicht leiden, wenn jemand in egal was, vermeintlich besser war oder auch nur drohte an seine Fähigkeiten heranzureichen. 

,,Schon an der Arbeit?", fragte der Küchenchef mit einem skeptischen Blick auf die großen Töpfe, voll mit den bereits geschälten Kartoffeln.
,,Ja Sir. Ich sollte in etwa einer Stunde fertig sein", griff ich bereits auf die nächste Frage vor, die nun garantiert gefolgt wäre.
Der Küchenchef schaute skeptisch drein.
,,Was sind deine weiteren Aufgaben heute?"
,,Ich bin für den Abwasch nach dem Mittagessen zuständig Sir."
Er ging an mir vorbei und zur Tafel an der täglich aufgeschrieben wurde, was wer wann machen musste.
,,Allein?", merkte er an, wirkte etwas verwirrt und sah sich diesen noch genauer an.
Angesäuert drehte er sich zu mir um.
,,Wer hat an meinen Plan rumgedreht?!"
Erschrocken sah ich auf. Das Gesicht des Küchenchefs war rot vor unterdrückter Wut.
,,Ich-Ich weiß es nicht Sir. Der Plan sah so aus als ich herein kam."
Die Antwort machte es nicht gerade besser.
Er ballte seine Fäuste und schien auf irgendetwas einschlagen zu wollen.
Er wandte sich erneut dem Plan zu und studierte diesen genauer.
Währenddessen kamen auch die anderen vom Frühstück in die Küche. So wie sie guckten, hatten sie den Küchenchef selbst draußen noch brüllen gehört.
Der immer noch hoch rote Mann drehte sich erneut um, doch diesmal nicht zu mir, sondern zu den Anderen.
Keiner sagte ein Wort.
,,Wer?", wollte der Küchenchef gefährlich leise wissen.
Niemand sagte etwas.
,,Baiden!" rief er dann wieder.
,,Ja Sir."
Unsicher sah ich zu ihm.
,,Du hast den restlichen Tag frei. Wehe ich sehe dich heute noch irgendwo in der Nähe meiner Küche. Du fängst morgen erst zur Vorbereitung des Abendessen an."
,,Ja Sir", sagte ich nur, legte das Messer beiseite und lief geradewegs zu der Umkleide um die Schürze los zu werden. Ich wollte so schnell wie möglich aus den Räumlichkeiten raus sein und mir das, was nun folgen würde, nicht komplett mitzubekommen.
Hinter mir hörte ich die anderen protestieren.
,,Sir! Das ist nicht fair."
,,Sir, wir haben den Plan nicht verändert! Das war bestimmt Baiden."
,,Verarschen kann ich mich selber!", brüllte der Küchenchef drauf los: ,,Warum sollte sie sich die Arbeit von drei Personen allein aufschreiben. Ihr nutzt es nur aus, dass sie nichts dagegen gesagt hätte. Eure Pläne sind alle keine volle Tagesschicht. Ihr habt alle weniger Stunden als von mir geplant. Oder will mir jemand von euch unterstellen, dass ich meine eigenen Pläne nicht kenne!"
Das war das Letzte was ich von ihm hörte bevor ich die Räumlichkeiten verließ.
Rasch lief ich über das Gelände zur Unterkunft der Zivilenarbeiter.
Eigentlich war es nur eine Ansammlung umgebauter Schiffscontainer.
Diese waren mit einer Gipskartonplatte in zwei geteilt worden und schaffte somit pro Container zwei kleine Zimmer. Es reichte gerade so. Jeder hatte somit etwas über sieben Quadratmeter Platz.
Das reichte für ein Bett, einen Schrank, einen kleinen Tisch und ein Stuhl und pro Abteil ein kleines Fenster. Man konnte sich zwar nicht groß darin bewegen, aber es war immerhin besser als die Massenunterkünfte, die an anderen Orten lange Standard waren.
Der einzige große Nachteil war eben das fehlende Bad und das so jeder immer zum Gemeinschaftsbad musste. 
Rasch schloss ich hinter mir die Tür, setzte sich auf meinen Stuhl und nahm mein Handy vom Ladekabel, dass an meiner einzigen Steckdose angeschlossen war.
Ich entsperrte das Gerät und sah gleich, dass ich eine Nachricht von meiner Mutter hatte.
Es war ehrlich gesagt ein Wunder, dass diese durchgekommen war. Das Internet fiel immer mal wieder für Stunden bis Tage aus.
Offiziell hieß es, dass waren Anschläge der Gegner, doch gab es auch ein paar böse Stimmen die anderes vermuteten.
'Hast du schon gehört, dass es Verhandlungen gibt? Michael soll da wohl auch eine Rolle spielen. Hab dich lieb.' , las ich den Text. Innerlich verdrehte ich die Augen, doch konnte ich es nicht lassen und googelte das Ganze. Die Schlagzeilen überschlugen sich förmlich. Es schien wirklich Verhandlungen zu geben, die mal mehr als wenige Minuten hielten.

Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt