20. Flora

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,,Ich bin übrigens Corym. Setz dich bitte. Das was ich dir zu erzählen hab ist nicht unbedingt leichte Kost."
Mit einem unwohlen Gefühl setzte ich mich hin und er sich ebenfalls, doch mit einem guten Stück Abstand.
,,Also ... warum glaubst du, dass du hier bist? Du hast dir ja sicherlich darüber in den letzen Tagen Gedanken gemacht."
,,Ist es nicht offensichtlich?" 
Verlegen scheinend  Kratze er sich am Kopf. ,,Irgendwie nicht ..."
Irritiert sah ich ihn an.
,,Ich dachte ...", ich unterbrach mich selber und dachte darüber nach was er meinen könnte.
,,Sprich ruhig deinen Gedanken aus", sagte der Elf mit einem charmanten lächeln. 
,,Na ja ... Da ich Michaels Schwester beziehungsweise Halbschwester bin ... eine Geisel ... für den Frieden oder was auch immer ihr euch sonst dabei gedacht habt."
Er schwieg einen Moment.
,,Eigentlich ein recht logischer Gedanke", antwortete er, ,,Dass ich da nicht selber drauf gekommen bin."
Wenn das jetzt nur ein eigentlich logischer Gedanke war, was war nun uneigentlich? Das ganze verunsicherte mich schon ein ganzes Stück weit. Immerhin war ich hier unter Fremden und irgendwie auch nicht nur das, sondern unter Angehörigen einer völlig anderen Art. 
Doch was war es nun? Wieso war ich hier? 
Mir brannten diese Fragen auf der Zunge, doch traute ich mich nicht sie laut auszusprechen.
,,Ich kann wirklich verstehen wie du, so ohne jegliche Erklärung unsererseits zu diesem Schluss gekommen bist", philosophierte dieser Corym weiter, ,,Es ist wirklich ein recht logischer Schluss. Aber tatsächlich bist du aus einem völlig anderen Grund hier ... nur der wird dir wahrscheinlich noch weniger passen."
Oh Gott ... Was wohl jetzt kam? Opferten Elfen etwa Menschen für irgendein Ritual? 
Ich sah schon meine blutigen Überreste auf einem Altar ausgebreitet ...
Da bekam ich doch ein ganz komisches Gefühl in der Magengegend. 
Unwohl versuchte ich den imaginären Klos in meinem Hals herunter zu schlucken 
Irgendetwas murmelte der Elf in der anderen Sprache vor sich hin bevor er dann doch zu einer ausführlichen Antwort für mich ansetzte. 
,,Der Mann welcher vorhin als erster gegangen ist, du erinnerst dich?"
Ich nickte. 
,,Das war unser ältester Bruder Aren und nun ja, wie drück ich es aus ... dein Ehemann in dem Sinne."
Was? Hatte ich mich gerade verhört? 
,,W-Was?", stammelte ich gerade so hervor.
Der Elf nickte nur. 
,,Es ist etwas schwierig alles zu erklären, aber ich probiere mein bestes. Das ist nämlich eigentlich auch nicht meine Aufgabe, sondern sollte von den angestellten Elfen übernommen werden, die Aren extra für dich eingestellt hatte. Aber das hat ja mehr als offensichtlich so nicht geklappt. Und das wird für die Damen sicherlich auch ein paar nicht so nette Konsequenzen haben. Aber das ist ja an sich nichts was dich nun noch betrifft."

,,Ehemann", wiederholte ich atemlos das Wort, welches der Mann gebraucht hatte.
Er nickte bestätigend. 
Oh verdammt. Wo war ich da nur rein geraten?
Die Elfen hatten mich doch nicht wirklich Zwangsverheiratet ... 
Warum? Wieso sollte irgendein Elf mich, ausgerechnet mich heiraten wollen? War das auch nur eine perfide Technik um meinem Bruder eins auszuwischen? 
Auch wenn ich nicht ganz verstand, wie es ihn ärgern sollte, selbst wenn wir eine gute Beziehung zueinander hätten.
Oder hieß vielleicht Ehe für Elfen etwas gänzlich anderes? Wir waren immerhin verschiedene Arten. War das nicht schon fast pervers, wenn der Gedanke der selbe dahinter war, wie bei uns Menschen?
,,Nun, ich kann nicht sagen, wie viel oder wie wenig ihr Menschen über unser Bräuche wisst. Aber die Braut eines Elfen zu sein ... geht mit gewissen, sagen wir Verpflichtungen einher."
,,Was für welche?", fragte ich leise nach und wusst dabei eigentlich noch nicht mal ob ich die Antwort überhaupt hören wollte.
,,Hauptsächlich Fortpflanzung."
Okay, beziehungsweise nicht okay. Es war also doch so eine perverse Geschichte. Ich sollte mit dem Elfentypen allen ernster Kinder kriegen? Sicherlich nicht, da könnte sich dieser Aren auf den Kopf stellen.
,,Aber kommen wir vielleicht zu dem jetzt aktuell für dich relevanteren Teil. Ich weiß nicht, ob Luvon es dir womöglich schon erzählt hat, aber eigentlich ist es dir erlaubt dich frei im Palast zu bewegen. Du musst also nicht nur hier im Zimmer bleiben, sondern kannst dich gern auch umsehen."
,,Auch der Garten?", fragte ich schneller nach, als ich über die Wörter eigentlich nachdenken konnte.
,,Luvon hat so von diesem geschwärmt und ich kann ihn vom anderen Zimmer auch sehen..."
Der Mann lächelte wieder charmant.
,,Selbstverständlich. Luvon wird sicherlich einiges an Freude daran haben, dir hier alles zu zeigen."
Eine Uhr, die ich zuvor nicht wirklich zur Kenntnis genommen hatte, schlug eine leise Melodie.
,,Oh entschuldige ... das ist jetzt nicht so ideal, aber ich hab noch einen wichtigen Termin mit einem Botschafter von einem verbündeten Partner der begabten Wesen. Wenn du fragen hast kannst du sie jedoch sicherlich jedem stellen."
Der Mann erhob sich und nickte mir schon zum Abschied zu, doch hielt ich ihn kurz auf.
,,I-ich, ich hätte da jetzt schon eine kurze Frage, wenn es nicht zu viele Umstände macht..."
Auffordernd sah der Mann mich an.
,,Das alles hier ... ist dass der Herrschaftssitz der Elfen?"
,,Ja, das ist der Palast des Elfenkönigs, also deines Ehemannes."
Ohne groß auf meine weitere Reaktion zu warten, verließ mich Corym darauf.
Mir war ehrlich gesagt gerade auch die Kinnlade bis zum Boden gefallen.
Elfenkönig? Der Typ, der so böse drein geschaut hat, war nicht nur mein 'Ehemann' sondern auch noch der verdammte König aller Elfen?
Da konnte ich wahrscheinlich nur noch hoffen, dass der König bei den Elfen, wie in vielen Fällen bei den Menschen, eher eine repräsentative Rolle hatte und nicht mehr wirklich selbst regierte. 
Ich zog doch eine Demokratie mit Gewaltenteilung, deutlich einer Autokratie vor.  

Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt