5. Flora

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Das Fahrzeug hielt etwa 50 Meter vor den begabten Wesen an.
Die Uniform wies sie als Elfen aus, wie auch die Hellen Haare, die unter den Helmen herausschauten. Doch konnte ich es aufgrund ihre Rüstung nicht genau erkennen.
Ganz davon abgesehen, dass ich kein einziges begabtes Wesen in echt schon mal gesehen hatte.
Was ich wusste war eben aus Büchern oder Quellen aus dem Internet.
Das da die Zuverlässigkeit eher fragwürdig war, ist da zu erwarten.
Meine Begleiter sahen sich gegenseitig skeptisch an. 
,,Du lässt sie raus. Ich halte das Auto start bereit und wir verschwinden von hier so schnell es geht.", sagte der Fahrer ernst. 
Sein Begleiter nickte nur, ebenfalls ernst wirkend. 
,,Lass mich nur bloß nicht hier zurück oder du musst das meiner Frau erklären."
Der Fahrer nickte. 
Der Beifahrer warf mir einen kurzen skeptischen Blick durch den Rückspiegel zu, bevor er ausstieg.
Panik kam in mir auf. 
Es war jetzt also wirklich so weit.
Mein Leben als Geisel für den Frieden würden den Anfang nehmen. 
Der Soldat öffnete die Tür zum Rücksitz und sah mich auffordernd an. 
Ich seufzte leise. 
Mit einem unwohlen Gefühl im Bauch machte ich mich daran aus zu steigen. 
Der Soldat behielt mich die ganze Zeit im Auge. Vermutlich befürchtete er, ich würde auf und davon rennen.
Und ehrlich gesagt, hätte ich das gerne getan, doch hätte es mir wahrscheinlich nichts gebracht.
Ich war nie wirklich eine schnelle Läuferin gewesen in meiner Schulzeit. Viel mehr eher unteres Mittelfeld. Es hatte zumindest meist für eine drei im Zeugnis gereicht. 
Zögern stieg ich aus. 
Mein Herz drehte in meiner Brust gerade ziemlich ab. So manch andere Art von Übernatürlichen hätten wahrscheinlich meinen Herzschlag gehört, doch bei Elfen war ich mir da nicht wirklich sicher. Ich wusste sie hatten eine magische Begabung, aber wie sich diese Ausprägte wusste ich nicht. Es hatte mich auch vorher nicht wirklich interessiert. 
In meiner Freizeit hab ich doch bei weitem lieber meine Fremdsprachen gelernt und lernen konnte man da immer etwas, immerhin war man niemals Perfekt in einer Sprache. Es gab immer noch Wörter, die man nicht kannte und verstand. Es war quasi eine ständige Herausforderung auf dem Stand der Dinge zu bleiben. Und zumindest in der Theorie war ich nun in der Lage mich mit einem nicht zu verachtenden Teil der Menschheit zu unterhalten, auch wenn ich wahrscheinlich niemals mehr Gelegenheit dazu bekommen würde, dass auch auszuprobieren. 
Bewusst ruhig atmend ging ich Schritt für Schritt auf die Elfen zu. 
Ich befürchtete ehrlich gleich umzukippen, so flau war mir im Magen zumute. 
Etwa fünf Meter vor den Elfen blieb der Soldat stehen, während ich weiter ging.
,,Flora Baiden?", fragte der vorderste Soldat, mit der fürs Militär typischen Strenge. 
Ich nickte nur. Jetzt gerade könnte ich wahrscheinlich nicht auf meine Stimme zählen. Meine Antwort wäre sicherlich nur ein hohes Piepsen und ich musste mich wirklich nicht unnötig blamieren. 
Er ließ sich von einem anderen Soldaten eine Mappe reichen und sah sich in dieser etwas an, bevor er skeptisch wieder zu mir sah. 
Hatte er da etwa ein Bild von mir? 
Woher hatten sie das bitte?
Das letzte öffentlich zugängliche Bild von mir war garantiert aus meiner Schulzeit...
Oder hatten sie etwa einen Spion in unserem Lager gehabt?
War das ganze vielleicht wirklich von langer Hand geplant?
So wie mich die Soldaten ansahen, war ich wirklich auch nur als Geisel für meinen Bruder gedacht. 
Jedenfalls sprach die offene Verachtung in ihren Augen meiner Meinung nach Bände. 
Was sie wohl mit mir machen würden, wenn sie herausfanden, dass ich meinem Halbbruder absolut egal war? Am besten dachte ich nicht groß darüber nach. Vermutlich würde mir nämlich alle Ausgänge, die ich mir denken konnte nicht gefallen.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis der Soldat nickte und wohl akzeptierte, dass ich die Person war, die auch auf dem  Bild war. 
Es würde mich ja wirklich fast schon interessieren, welches Bild sie da vor sich hatten, dass er so lange brauchte um sicher zu gehen, dass ich ich war. 
Oder sie befürchteten vielleicht, dass Michael sie rein legen wollte mit einem Double. Welcher normale Mensch würde auch immerhin seine eigene Schwester opfern?
Dass die Antwort mein Bruder war, ist ihnen wahrscheinlich nicht eingefallen. 
,,Gut, mitkommen", sagte der Soldat und deutete in die Richtung, in die ich wohl gehen sollte. 
Kurz erwog ich, noch einen kurzen Blick zu dem menschlichen Soldaten zu werfen, doch würden mir die magischen Wesen dies sicherlich als Schwäche auslegen und das war wahrscheinlich nichts was ich mir noch leisten konnte. Immerhin war ich ja die Schwester des größten Feindes. 
Wenn sie nicht sowieso vor hatten mich umzubringen, dann würde ich wahrscheinlich nur überleben wenn ich stärke zeigte und ihren Anweisungen folgte. 
Denn Gefangene, die sich wehrten und rum heulten empfanden zumindest menschliche Soldaten als mehr als nervig. Soldaten von anderen Arten waren da sicherlich nicht so anders. 
Mit bemüht ruhiger Ausstrahlung ging ich in die gedeutete Richtung. 
Ich hoffte ehrlich, dass ich das ganze wirklich irgendwie überleben würde und das ich meine Eltern noch einmal wieder sehen könnte...    

Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt