40. Flora

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Ich war ehrlich beeindruckt von dieser Küche. Immerhin war ich Großküchen ja durchaus gewöhnt, aber das hier war einfach anders. Bei uns Menschen war so eine Küche quasi komplett aus Edelstahl.
Hier wurde quasi völlig mit Naturmaterialien genutzt. Marmor, Stein, Holz... Aus meiner Hygiene Schulung hätte ich vermutlich gesagt, dass er sicherlich dauerhaft unhygienisch werden würde, doch dem schien gar nicht so. Alles war so unfassbar sauber. Man könnte vermutlich mit sehr gutem Gewissen vom Boden Essen. Wer auch immer hier sauber machte, schien da mit seiner ganzen Seele hinter zu stehen. 
Selbst die militärische Gründlichkeit im Lazarett schien da nicht mithalten zu können. 
Es sollte eigentlich unmöglich sein eine solche Küche so sauber zu halten. 
Doch hier war sie.
Etwas überfordert von den Eindrücken sah ich mich staunend um.
,,Was könntest du denn Kochen?", fragte mich Luvon und sah mich erwartungsvoll an. 
Zu meiner Überraschung stellte ich im Augenwinkel fest, dass nicht nur Luvon und ich hier zu dieser Küche gegangen sind, sondern auch die anderen Anwesenden Elfen uns gefolgt waren, was mich ehrlich verwirrte. Ich mein, was sollen die alle nun hier? Mir beim Kochen zusehen? 
Die Gesichtsausdrücke der Männer waren dabei auch sehr unterschiedlich. Von interessiert, über versucht neutral, bis ganz klar negativ war alles dabei. 
,,D-Das hängt davon ab, was für Lebensmittel hier sind", antwortete ich etwas zögerlich darauf. Wenn es hier nun nur Lebensmittel gab, die ich vorher noch nie gesehen hatte, konnte ich schließlich nur recht schlecht mit diesen Kochen. Ganz davon abgesehen, dass die eigentlichen Köche hier sicherlich einen Plan hatten, wofür sie welche Lebensmittel brauchten. Bei meinem Glück würde ich also, ganz egal was es war, dass ich kochte, den ganzen Plan für die Küche für zumindest die nächsten Tage durcheinander bringen. Köche konnten da doch sehr gerne mal launisch werden und da sprach ich aus persönlicher Erfahrung. In Küchen in denen für viele Menschen gekocht wurde, ging es eben streng zu. Man musste halt eine gewisse Ordnung behalten, um im Zeitplan zu bleiben. Wenn also dem Personal hier bekannt werden würde, dass ich hier Chaos veranstaltet habe, könnte mir das im nachhinein noch Ärger einbringen. Aber Luvon hatte nun mal hunger und kochen würde mich wahrscheinlich von dem Ablenken, was heute alles passiert war.
,,Für... Äh wie viele Personen müsste ich den kochen?", fragte ich leise in die Runde. Sicherlich, ich könnte nur für Luvon kochen, aber die anderen hatten ja auch nichts gegessen. Auch wenn ich allein meinte an den Gesichtsausdrücken ablesen zu können, dass die meisten wahlweise angewidert waren oder befürchteten von mir vergiftet zu werden. Übel nehmen konnte ich es ihnen nicht wirklich. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich auch eher das Essen von einem Koch meiner Art essen, als von einer Art mit der wir vor kurzen noch im Krieg waren. Und ich war eben zu allem Übel auch noch eben die Schwester meines Bruders. Und das wussten hier, abgesehen von Luvon, sicherlich alle. 
,,Mach nur", sagte dann mein 'Ehemann' und deutete in den Raum. ,,Fühl dich frei zu kochen was dir am besten liegt."
Okay...
Wobei gar nicht okay. Immerhin musste ich mir erstmal einen Überblick verschaffen wo was stand und welche Lebensmittel, in welchen Mengen zur Verfügung standen. Aber immerhin war das hier im Prinzip ja auch nur eine Großküche. Wenn ich zumindest etwas Glück hatte, dann würde zumindest die grobe Ordnung vermutlich ähnlich sein. 
Kurz atmete ich tief durch. Konnte ja nur schief gehen. 
Unsicher sah ich mir aus dem Augenwinkel heraus nochmal die anderen Männer an. Vermutlich konnte ich bei denen keine Hilfe erwarten. Vermutlich hat von denen noch nie einer eine Kartoffel geschält. Und ich bezweifelte auch das es vermutlich extrem unangebracht wäre, diesen Leuten solche Jobs zuzuweisen. 
Ich bemühte mich also möglichst rasch, mir einen Überblick zu verschaffen was da war. 
Ich hatte ehrlich auf Nudeln gehofft, da diese recht schnell in der Zubereitung waren. Doch leider schienen wahlweise Elfen keine Nudeln zu essen oder alternativ, was ich für wesentlich wahrscheinlicher hielt, bereiteten die Köche die Nudeln hier frisch zu. Ich hatte aber wirklich nicht noch den Willen für ein Dutzend Personen Nudelteig anzurühren. 
Da ich noch einiges an Gemüse fand, entschied ich mich auf einen Eintopf. Diese schmeckten zwar wieder aufgewärmt besser, aber es ließ sich einfach in größeren Mengen zubereiten. Ich schnappte mir also eine Auswahl an Gemüse, Schalen, ein Messer und ein Schneidbrett und fing das Schälen und Schneiden an.  
Zum Glück hatte ich ja mehr als genug Übung darin und arbeitete mich rasch durch den Berg Gemüse. 
,,Was brauchst du?" Erschrocken ließ ich das Messer fallen.
,,Entschuldige, aber hier nur zu stehen, erscheint mir etwas unnötig", sprach mich einer der Elfen an. 
,,Äh... einen möglichst großen Topf." ,,Gut, das bekomme ich hin. Soll der auf den Herd?" Ich nickte. 
Damit hatte ich dann doch nicht gerechnet. Die anderen Elfen standen jedenfalls noch dort, wie bestellt und nicht abgeholt. Nun abgesehen von Luvon, der sich neugierig in der Küche umsah. Augenscheinlich hat er wohl noch nie so lange sich in der Küche umsehen können und nutze gerade die Gelegenheit aus. 

Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt