39. Aren

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Da stand sie. Man könnte glatt meinen jemand hätte sie hergeholt. Immerhin passte es zum vorherigen Gespräch mehr als gut. 
Nun, im Prinzip hatte sie ja jemand her geholt. Nur war die Person auch nicht ins Gespräch involviert gewesen. 
Luvon hielt sich an ihr fest, als könnte sie ihn vor Monstern beschützen. Dass sie das aber eben nicht konnte, zeigte ihr Gesichtsausdruck. Sie selbst hatte ziemlich offensichtlich Angst. Doch wer konnte es ihr übel nehmen? Sie war heute ja auch von unserem Vater bedroht worden und ich war heute auch nicht der Freundlichste zu ihr gewesen. Der einzige mit den sie sich ansonsten, neben Luvon, unterhielt wurde gerade operiert. Mit all meinen anderen Brüdern hatte sie noch kein Wort gewechselt, soweit ich wusste. Und Elfen waren sicherlich Personen, die ihr allgemein schon Angst einjagten. Immerhin waren Menschen und Elfen vor ein paar Tage noch Feinde gewesen. Luvon jagte ihr wahrscheinlich nur keine Angst ein, da er ein Kind war.  
Und alte Feindbilder zu überwerfen war eben nicht einfach. Sicherlich hat man Flora mehr als einmal darauf hingewiesen, dass wie böse waren. So eben wir wir umgekehrt unseren Leuten gesagt haben, dass Menschen böse waren. Das fiel uns natürlich im Frieden auf die Füße, aber wenn wir ehrlich waren, hatte ja keiner damit gerechnet, dass ich meine Braut finden würde, jedenfalls nicht jetzt. 

Luvon sah uns verwirrt der Reihe nach an. ,,G-Gibt es gar kein Essen?" 
Irgendwo zwischen Frust auf mich selbst und Belustigung sah ich zu Bialaer. Um so viel Organisatorisches hatten wir uns gekümmert, nur eben darum nicht. Da außer uns nur Wachen hier waren, war nach dem Vorfall selbstredend auch das Küchenpersonal bis auf weiteres nach Hause geschickt worden. 
Auch meinen anderen Brüdern schien nun das Problem aufzufallen. 
,,Wir haben ein kleines Problem", sprach es Bialaer an, ,,Nach der Sache mit Vater haben wir den größten Teil der Angestellten nach Hause geschickt, bis die Überprüfung durch ist. Aktuell sind neben uns nur ein Teil der Wachen da."
,,A-Also niemand der uns Abendessen macht?", harkte Luvon nach. 
,,Sieht so aus", sagte Bialaer und schielte zu mir. 
,,Aber ich hab hunger...", meinte ich Luvon leise murmeln zu hören. 
Ich seufzte. Wir haben halt alle nie kochen gelernt. Wir waren Politiker, Krieger, keine Köche. 
,,V-Vielleicht k-kann ich helfen."
Synchron drehten meine Brüder und ich uns wieder zu Flora, die gerade so für uns alle hörbar den letzten Satz gesagt hatte.
,,Und wie das?", fragte Drannor mit einem sarkastischen Unterton. Flora blickte auf den Boden. Man könnte glatt meinen sie würde die Rillen im Holzboden zählen. 
,,I-Ich hab in einer Großküche gearbeitet. Bin zwar keine gelernte Köchin... aber grundlegende Sachen bekomme ich hin", flüstere sie leise. 
Meine Brüder sahen mich, bis auf Luvon, skeptisch an. Übel nehmen konnte ich es ihnen nicht. Wer würde schon etwas essen, was von der Schwester des Feindes gekocht wurde? Das es da Misstrauen gab, konnte ich ihnen nicht übel nehmen. 
,,I-Ich weiß nur nicht ob... nun ja... Elfen und Menschen das selbe Essen", stammelte sie weiter leise. 
,,Ich glaub nicht das wir was anderes Essen", antwortete Luvon ihr, sah danach noch Fragend seine Brüder an, als ob er sich nicht ganz sicher wäre. Doch von denen würde ihn wohl keiner Antworten. Gerade die jüngeren schienen sogar entsetzt zu sein, dass Luvon so gar kein Problem damit zu haben schien, dass Flora ihm etwas zu essen machen würde. 
Sicherlich Luvon war in der Sache total naiv, aber ich hatte nicht den Eindruck von Flora, dass sie einem Kind etwas tun würde. Ihre ganze Haltung ihm gegenüber sprach dagegen. Immerhin hielt sie unter anderem auch noch seine Hand. Das hätte sie mit Sicherheit nicht so lange toleriert, wenn sie mit ihm ein Problem hätte. 
Ich für meinen Teil vermutete jedenfalls nicht, dass sie einen so guten Schauspielunterricht hatte, dass sie das spielen könnte. Dazu wirkte sie in vielen anderen Situationen zu unsicher, auf die man sie in so einem Training sicherlich vorbereitet hätte. Ganz davon abgesehen, dass ich recht sicher war, dass die Menschen eigentlich nichts von meinen jüngeren Brüdern wussten. Es sei denn natürlich, diese Information war irgendwie durchgesickert. Doch daran glaubte ich nicht wirklich. Zwar wussten nicht gerade wenige andere hochrangginge begabte Wesen von meiner Familie, doch hielten wir gegenseitig alle diese privaten Informationen geheim, um uns alle gegenseitig zu schützen. 
Und nun war Flora mitten in meiner Familie...
Es hinterließ irgendwie ein komisches Gefühl. Sicherlich sie würde, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit, keinen Kontakt zu anderen Menschen haben, doch wimmelte mein Leben augenscheinlich mal wieder von Verrätern. Der Vorfall mit Vater heute, hatte mir dies nur wider zu gut vor die Augen geführt. 
Nur hatte ich eben das Problem, dass ich außerhalb meiner Brüder eigentlich niemand trauen konnte und selbst einigen meiner Brüder würde ich es zu traun mich im Fall der Fälle zu verraten. 
,,Komm, ich zeig dir die Küche!", rief Luvon und zog Flora wieder aus dem Raum heraus.    


Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt