38. Flora

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Ein leises klingeln schallte durch den Raum. Überrascht sah ich auf, aber Luvon schien sich daran nicht zu stören. Ich für meinen Teil hatte das Geräusch in meiner Zeit hier noch nie gehört. Es war leise, dass es einen nicht wirklich wecken würde beim schlafen, doch laut genug um es wohl im ganzen Raum klar zu hören. 
,,W-Was war das?" ,,Das Signal fürs Abendessen. Hörst du das in deinem Zimmer nicht?" Ich schüttelte verneinend den Kopf. Doch war so ein Audiosignal sicher praktisch, wenn man in einem großen Palast mehrere Personen informieren wollte. 
Luvon sah sich ein wenig unschlüssig um. 
,,Ist alles okay?", fragte ich ihn. 
,,I-Ich müsste jetzt eigentlich zum Essen..." ,,Und was hält dich davon ab? Um mich musst du dir keine Gedanken machen. Für mich steht garantiert schon was in meinem Zimmer. Du solltest was Essen." 
Er schwieg einen Moment und sah dann von der Tür zu mir.
,,Ich... Ich traue mich nicht." ,,Warum?" ,,W-Was ist wenn ich Vater wieder sehe..." 
,,Das wird nicht passieren. Darum werden sich deine Brüder und die Wachen sicherlich gekümmert haben." ,,A-Aber was wenn doch?"
Ich überlegte nur kurz. ,,Soll ich dich begleiten?" Rasch nickte er und wirkte ein ganzes Stück erleichtert. ,,D-Danke", murmelte er leise. Vorsichtig griff er nach meiner Hand und ging mit mir zur Tür.
Nach außen hin wollte ich besonders ruhig wirkten, doch war ich innerlich so unglaublich unruhig. Ich verstand Luvon sehr gut bei seinem Unwohlsein. Ich habe mich ja schon zuvor nicht sicher gefühlt, aber jetzt fühlte ich mich noch viel weniger sicher an diesem Ort. Immerhin hätte Luvons Vater mir sicherlich noch furchtbare Dinge angetan, wenn er die Zeit dafür gehabt hätte. Mein 'Ehemann' war da gerade noch so pünktlich gekommen, um was auch immer dieser irre wollte zu verhindern. 
Möglichst unauffällig, um Luvon damit nicht noch ebenfalls zu beunruhigen, schielte ich immer von links nach rechts, um zu sehen, ob irgendwo jemand war. Doch all die Flure die wir entlang gingen waren wie ausgestorben. Keine Menschenseele weit und breit. 
Soweit nichts was ich auf meinen Erkundungen nicht schon erlebt hatte, aber selbst Luvon schien irritiert. ,,Ist alles in Ordnung?", fragte ich ihn leise. ,,E-Es sind nirgendwo Wachen..."  
,,Die suchen garantiert gerade den Palast ab, ob noch jemand unerlaubt hier ist und hier waren sie sicherlich schon. Vor allem wenn das ein Ort ist wo du und deine Brüder öfter sind. Da schaut man zuerst nach und geht dann in Ecken wo ihr weniger seit." Hoffentlich merkte Luvon nicht, dass ich mir das ganze aus der Nase zog. Mich beunruhigte es jetzt noch mehr, dass selbst ihm auffiel das etwas nicht stimmte. Ich hatte mir einfach schnell was ausgedacht, was in meinen Ohren halbwegs Plausibel klang. Das Ding ist nur, ob Elfen mir das auch so abkaufen würden? Ich wusste ja gar nicht nach welchen Regeln die hier arbeiten. Immerhin müssten selbst nach meinem Verständnis trotzdem hier und da eine Wache stehen, aber sie waren nicht da. Wir sahen aus dem ganzen Weg niemanden, noch hörten wir jemanden. Aber das waren Dinge um die sich ein Kind nicht kümmern sollte. Kinder sollten ohne solche Sorgen und Ängste groß werden, dass Leben als Erwachsener war schon schwierig genug.
Nach gefühlten Minuten erreichten wir eine große Flügeltür. Wir hatten also recht offensichtlich unser Ziel erreicht. Nun war für mich nur die Frage, was mache ich nun? Gehe ich mit rein? Wartete ich hier vor der Tür auf Luvon? Oder versuchte ich mein Glück, ob ich zurück zu meinem Zimmer finden würde? Alles drei erschien mir nicht wirklich clever. Ich war immerhin nicht zu dem Essen eingeladen, auf dem Flur würde ich mich nicht sicher fühlen und zu meinem Zimmer würde ich wahrscheinlich in zehn Jahren nicht allein finden. Es war schon ein gewisses Dilemma in dem ich mich befand. 
Doch diese Entscheidung wurde mir von Luvon abgenommen. Er ließ nämlich schlicht und ergreifend meine Hand nicht los, als er die Tür zum Saal aufmachte. Sicherlich, ich hätte mich locker aus seinem Griff befreien können, doch wollte ich das nicht. Denn so blöd es vielleicht klang, war das gerade eine Lösung für mein Dilemma. Da Luvon meine Hand nicht los ließ, kam ich halt mit zum Essen... Was auch immer das nun bedeutete. Er hatte mir somit die Notwendigkeit abgenommen mich zu entscheiden. Auch wenn mich das sicherlich nur wieder in neuen Ärger brachte. Aber so schlimm wie ein Irrer Elf, der auf seinen eigenen Sohn schoss und mich nötigte konnte kaum noch getoppt werden. Jedenfalls hoffte ich das. 
Ich trat hinter Luvon rein und drückte die Tür wieder hinter mir ins Türschloss. 
Ich hielt meinen Blick ein Stück gesenkt, schielte aber von unten einmal durch den Raum.
Wie zu erwarten standen wir im Zentrum der Aufmerksamkeit. Alle anwesenden sahen uns oder vielmehr mich an.
Oh man... Das konnte was werden...

Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt