16. Flora

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Zusammen mit Luvon saß ich auf dem weichen Teppich in dem Zimmer. Wir spielten schon seit mehreren Runden ein Kartenspiel. Ich kannte es tatsächlich vorher nicht, doch war Luvon ein sehr geduldiger Lehrer. Und nach dem ich die ersten drei Spiele verloren hatte, habe ich tatsächlich das vierte Spiel gewonnen. Seit diesem Moment waren wir beide doch sehr engagiert im Spiel und versuchten den anderen immer zu schlagen. Es kam Luvon aber deutlich seine Erfahrung in dem Spiel zu gute. Er gewann doch den wesentlich größeren Anteil der Spiele.
Doch was mich selbst fast mit am glücklichsten machte war, wie er sich über dass alles freue. Seinen Augen leuchteten die ganze Zeit fröhlich und er erzählt immer wieder von dem ganzen Unsinn, denn er schon angestellt hatte.
Was mir nur dabei oft auffiel war, dass er fast ausschließlich von Sachen erzählte die er allein gemacht hatte. Und wenn mal jemand anderes dabei Beteiligt war, was es ein Erwachsener. Darüber hinaus auch meist in der Rolle desjenigen, der ihn von etwas abhielt oder ihn tadelte. Es war nicht eine einzige Erzählung dabei von ihm und jemand gleichaltrigen. Jedenfalls bei den Geschichten wo ich das Alter schätzen konnte. Luvon hatte seit er hier war schon so viele Namen genannt, dass mir ehrlich der Kopf schwirrte. Ganz davon abgesehen, dass Elfen augenscheinlich ganz andere Namen wählten als wir Menschen. 
Der Junge vor mir tat mir ehrlich leid. Ja er wuchs in reichen Umgebung auf und war sicherlich auch vorm Krieg sehr fern gehalten worden, sodass er keine Todesangst oder ähnliches erfahren hat. Aber er war mehr als Offensichtlich einsam. Es gab in seinem Leben nur Erwachsene und die spielten eben nicht mit ihm. Na ja, nun jetzt neuerdings abgesehen von mir. Aber ich war auch kein wirklicher Ersatz für einen Altersgenossen. Darüber hinaus war ich ja auch in meinen Bewegungen sehr eingeschränkt. Die Tür heraus war abgeschlossen und durch den Lüftungsschacht würde ich niemals passen. 
Luvon schien es aber noch nicht ganz verstanden zu haben und glaubte, dass ich hier auch bald raus käme. Er hatte mir jedenfalls schon von all den Orten erzählt, die er mir zeigen wollte. Von den Ecken im Garten, wo man nicht gleich gesehen wurde und den coolen Sachen, die man in diesem Palast entdecken konnte. 
Ich selbst konnte da aber nur eine gute Miene zu bösem Spiel machen. 
Ich glaubte nicht daran hier nochmal raus zu kommen. Allein, dass Luvon den Weg durch den Lüftungsschacht wählen musste, um zu mir zu kommen, sprach doch eigentlich Bände. Ich sollte keinen Kontakt haben zu niemanden. Vermutlich war es auch irgendwie egoistisch von mir, mich über Luvons Anwesenheit zu freuen. Er würde sicherlich auch ärger bekommen, wenn er von unserem gemeinsamen Kartenspielen erzählte. Und das würde ihm garantiert irgendwann über die Lippen kommen. Ich kannte ihn zwar wirklich nur sehr kurz, doch redete er ja jetzt schon wie ein Wasserfall. Fast schon als würde er befürchten gar nicht alles erzählen zu können was er wollte, bevor ich sagen würde, dass er still sein müsste. 
Hin und wieder fragte er auch nach Dingen aus meinen Leben, doch waren meine Antworten doch wesentlich langweiliger. Ich war eben ein langweiliger Mensch, der gerade auch wegen dem Krieg nie viel erlebt hatte. 
Ich ging zur Schule und bin dann gleich mit Ausbruch des Krieges als Zivilehilfskraft eingezogen wurden und habe die Zeit mit Kochen und Abwachsen totgeschlagen. Da klangen Luvons kleine Abenteuer hier im Schloss wesentlich aufregender. Vielleicht lag es aber auch schlichtweg daran, dass ich erwachsen war und er ein Kind, mit all der Fantasie, die damit einherging.

Es vergingen sicherlich noch ein paar Stunden in denen wir spielten, bis Luvon mit einem traurigen Seufzen kund tat, dass er jetzt wahrscheinlich wieder los müsste. Seine vorherige Freude schien fast wie weggeblasen. Es traf mich schon, wie sehr er doch unter seiner Einsamkeit zu leiden schien. Auch wenn es eben nur eine indirekte Einsamkeit war. Man hatte so viele Personen um sich herum, aber niemanden mit dem man wirklich seine Gedanken austauschen konnte. 
,,Wenn du magst kannst du gerne morgen wiederkommen", bot ich ihm daher schon qausi aus Reflex an, auch wenn ich nicht sagen konnte, ob dies eine wirklich so gute Idee war.  
,,Wirklich? Du willst nach heute, morgen trotzdem noch mit mir spielen?", fragte er nach.
,,Ja, klar. Was sollte da dagegen sprechen?"
,,Alle andere hatten keine Lust gehabt und haben sich dann irgendwas ausgedacht was sie stattdessen tun müssen. Dabei ist der einzige, der doch eigentlich immer nur beschäftigt ist Aren. Na gut vielleicht noch Bialaer und Corym, aber sonst machen die anderen fast gar nichts oder nur das wozu sie lust haben. Khyrmin zum Beispiel ist immer viel am trainieren weil ihm das spaß macht. Ich darf da aber nicht hin, weil das angeblich für mich alles zu gefährlich ist."
 

Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt