3. Aren

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Schweigend stand ich vor der Fensterfront in meinem Büro und blickte in den blühenden Garten im Innenhof. Seit dem unterzeichnen des Friedensvertrags mit den Menschen schien die Zeit sich wie Honig zu ziehen.
Es war irgendwie kaum zu fassen, dass es wirklich dazu gekommen war.
Ich drehte mich zu meinem Schreibtisch um und sah auf den Inhalt der aufgeschlagenen Mappe.
Alles was in der Kürze der Zeit über eine eigentlich unbedeutende Menschenfrau herausgefunden werden konnte.
Flora Baiden... meine vorbestimmte Gefährtin. Es hatte mich in dem Moment wo ich ihr Bild in diesem verdammten Medaillon gesehen hatte wie ein Schlag getroffen. 

Es war mir klar gewesen, dass meine vorbestimmte Gefährtin ein Mensch sein würde. So war es eben immer, denn nur mit Menschen konnten wir Elfen männlichen Nachwuchs bekommen. Erst nach ihrem Tod wäre ich in der Lage mir eine Elfe zur Partnerin zu nehmen und würde mit dieser einige Töchter bekommen.
Insbesondere als König musste ich mich um die Arterhaltung kümmern. Es war also in meiner Pflicht, wie es in der meines Vaters und seines Vaters war, Kinder mit dieser, mir vorherbestimmten, Menschenfrau zu zeugen. So viele wie nur möglich um ein gewisses Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Elfen zu erhalten. Und gerade die männlichen Elfen im Adel starben gerne mal, an unnatürlichen Ursachen, wie die Fliegen. Es war vermutlich ein ziemliches Wunder, dass ich und alle meine Brüder noch lebten. Bei zwölf Brüdern war zumindest erwartbar gewesen, dass mindestens die Hälfte verstirbt, doch bis jetzt erfreuten sich alle bester Gesundheit. Auch wenn es sicherlich schon den ein oder anderen Anschlag gab, von denen wir nichts mitbekommen haben. 

Die Menschenfrau müsste mindestens fünf Kinder bekommen... Besser wären eigentlich noch mehr. 

Es war vermutlich gut, dass die Menschen von dieser Praxis nichts wussten. Vermutlich hätten sie dann diese Frau nicht so einfach übergeben. Die Menschen hatten ja insbesondere in den letzten Jahren da ihre Einstellung zu vermeintlich geändert. 
Auch wenn die Taten von einigen menschlichen Soldaten, da eine andere Sprache sprachen. Es war eben Krieg.  

Das Gesicht von ihrem Bruder soll jedenfalls unbezahlbar gewesen sein, als die Abgesandten diesen Punkt vorbrachten, dass seine Halbschwester teil des Deals wurde. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass wir diese Karte ziehen würden.
Ich wäre ja am liebsten selbst dort gewesen, doch hatte meine Arbeit es nicht leicht gemacht. Die Anführer der anderen beganten Wesen hatten zum Glück Verständnis für meine Situation. Nicht wenige waren immerhin selbst von einer gewissen Abhängigkeit bezüglich Menschen betroffen, vornehmlich zur Fortpflanzung.
Es war also glücklicherweise keine wirkliche Diskussion gewesen. Einige fanden es sehr lustig, dass es ausgerechnet diese Frau war, anderen hatten eher Mitleid mit mir.
Michael Baiden war ja immerhin unter uns schon fast berüchtigt. Wie dann seine Schwester wohl drauf war musste man wahrscheinlich nicht lange drüber nachdenken. 

Es klopfte an der Tür.
,,Ja?",fragte ich ein wenig verstimmt. Eigentlich wollte ich keinen sehen. Dieses ganze Gefährtensache hatte mir ziemlich die Stimmung vermiest.
Die Tür öffnete sich einen Spalt und Luvon, mein jüngster Bruder spähte in den Raum.
,,Stör ich?"
,,Nein, nein, komm ruhig rein", sagte ich und versuchte zumindest eine freundlicheres Gesicht ihm gegenüber zu zeigen. Immerhin hatte er mit meiner Verärgerung am wenigsten zu tun.
Der Achtjährige kam herein und schloss leise hinter sich die Tür.
,,Was kann ich für dich tun?", fragte ich ihn und deutete ihm das er ruhig näher kommen durfte. 

Seit mein Vater vorletztes Jahr sein Amt als König niedergelegt hatte und ich zum König über das Reich der Elfen wurde, waren viele sehr distanziert zu mir. Selbst meine eigenen Brüder. Auch wenn es mich ehrlich traf, konnte ich sie aber dennoch verstehen. Nicht gerade wenige Könige in unserer Geschichte hatten sich zumindest den ältesten Brüdern entledigt, da diese eine mögliche Bedrohung auf das Amt sein könnten. Und jede Form von Nähe zum König konnte an dieser Stelle für das eigene Leben bedrohlich sein. 

,,Ich hab das mit deiner Gefährtin gehört."
,,Ja, und? Hast du dazu eine Frage?", versuchte ich ihn zu ermutigen sich mir gegenüber zu öffnen.
,,Sie wird dann ja deine Kinder bekommen..."
,,Genau", bestätigte ich es ihm, verwirrt worauf er eigentlich hinaus wollte.
,,Aber sonst hat sie keine weiteren Aufgaben, richtig?"
Ich nickte.
,,Meinst du...", er zögerte: ,,Dass sie dann vielleicht auch Zeit hätte mit mir was zu Unternehmen?"
,,Was denn Unternehmen?", fragte ich verblüfft und nicht wirklich sicher, was ich davon halten sollte.
,,Na ja, Karten spielen oder Brettspiele oder sowas. Alle haben immer etwas zu tun, und wenn sie nur das macht, hat sie ja sonst Zeit..."
Der Blick in seinen Augen brach einem fast das Herz. Das Leben hier im Palast war außerhalb der Familie doch sehr einsam. Zu allem übel war Luvon eben der Nachzügler, mit dem eigentlich keiner mehr gerechnet hatte. Der nächst jüngste von uns war Khyrmin und der war eben schon 16 und wollte schon ganz erwachsen sein und sich so verhalten und nicht mit seinem jüngeren Bruder spielen.
Und Freunde außerhalb der Familie kamen aus Sicherheitsgründen nicht in Frage. Sein Gedanke war ja nicht einmal falsch. Sie wäre ja im gewissen Sinne Familie und hätte neben Schwanger sein wirklich nicht viel zu tun.
,,Das kann ich dir so einfach nicht beantworten. Du weißt unsere Beziehungen zu Menschen sind nicht gerade einfach. Es kann gut sein, dass sie nur sehr wenig mit uns zu tun haben will."
Für einen Moment wirkte Luvon enttäuscht, doch dann blitzte es in seinen Augen auf.
,,Aber das ist kein eindeutiges 'Nein'", rief er begeistert, grinste mich an und stürmte wieder aus meinem Büro.
Besorgt sah ich ihm nach und seufzte. Zu wünschen wäre es ihm ja, doch glaubte ich nicht daran, dass das was werden könnte.  

Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt