17. Flora

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Es war schon beinahe lustig wie sehr sich doch der Tag auf einmal zog. Vorher hatte es mir gefühlt weniger ausgemacht, hier allein und eingesperrt zu sein. Doch seit Luvon gestern hier war, konnte ich es kaum abwarten, dass er heute wieder kam. Ob wir nun wieder stundenlang Karten spielten oder ein anderes Spiel war mir dabei sogar herzlich egal. Es war einfach die Anwesenheit einer anderen Person, die ich sogar freute, dass ich etwas mit ihm unternahm, die mich darauf hinfiebern ließ. Und ich wusste eben auch, dass der Junge sich auch freute, endlich jemanden zu haben mit dem er spielen konnte. 
Ich konnte es mir gerade noch so verkneifen, immer auf den Lüftungsschacht zu schauen, doch lauschte ich ganz genau, ob und wann ich von dort Geräusche hören würde, die Luvon ankündigen würden. 

Die erwarteten leisen Geräusche, die Luvons näher kommen verrieten, kamen nicht lange, nachdem die Sonne über ihren Zenit im Garten gestiegen ist.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht wartete ich so geduldig, wie ich gerade sein konnte, dass er seinen Weg hierher bewältigte.
Doch mit dem was ich dann sah, hatte ich wirklich nicht gerechnet. 
Als Luvon seinen kleinen Kopf durch das Loch am Boden steckte verflog das Lächeln auf meinem Gesicht schlagartig. Seine Augen glitzerten verdächtig und seine Wangen waren auffällig gerötet. 
Mühesam kletter er aus dem Schacht und blieb erstmal daneben am Boden sitzen. 
,,Luvon?", unsicher trat ich auf ihm zu.
Er schniefte und sah mich aus großen Augen an und die ersten Tränen fanden ihren Weg über seine Wangen. 
Vorsichtig, da ich nicht wusste, ob er meine Nähe wollte, setzte ich mich neben ihn auf dem Boden und streckte vorsichtig meine Hand zu ihm aus.
Einem Schluchzen folgten einige weitere. Mit großen Augen sah er mich an und warf sich danach förmlich in meine Arme. Kurz war ich wie eingefroren, doch dann legte ich meine Arme um den Jungen uns strich ihm vorsichtig über den Rücken.
Ich war ehrlich etwas unsicher, was ich nun tun sollte. Sollte ich versuchen mit ihm zu reden? Sollte ich weiter schweigen? War es überhaupt in Ordnung, dass ich ihm im Arm hielt? Immerhin war er ein Kind und ich quasi eine fremde Erwachsene. Aber jetzt war es wohl sowieso egal. Weg stoßen würde ich ihn jetzt sicherlich nicht. 
,,Es tut mir leid", konnte ich gerade so noch zwischen seinen Schluchzern erzählen.
Irritiert sah ich ihn an.
,,Was meinst du? Was tut dir leid?"
,,Ich- Ich hab heute beim Mittagessen erzählt, dass ich zu dir gehen würde spielen..."
,,Okay... Aber das ist doch nichts schlimmes, oder etwa doch?"
,,Ich weiß es nicht... Meine Brüder haben komische Sachen gesagt und haben laut diskutiert und und und ... dann bin ich da weg."
Vorsichtig strich ich weiter über seinen Rücken.
,,Es wird schon alles gut, du wirst schon sehen", versuchte ich so überzeugend wie möglich ihn zu beruhigen. Aber innerlich war ich schon wirklich besorgt, was das nun bedeuten konnte. Sicherlich, dass alles konnte ein riesen großes Missverständnis sein. Kinder erzählten nun mal Sachen nicht so wie Erwachsene und da konnte eben eine andere Botschaft beim Zuhörer ankommen, als eigentlich gemeint war zu sagen. Doch gerade da ich als Gefangene in der ganzen Geschichte involviert war, bereitete mir dann doch Bauchschmerzen. Was ist wenn seine Familie verstanden hat, dass ich ihm etwas angetan hätte oder ähnliches? Ich wollte sicherlich nicht herausfinden was in diesem Strafsystem die Strafen für Kindesmissbrauch oder sowas waren. Vor allem, da ich eigentlich nichts getan hab, was ich mit wirklich vorwerfen konnte. Ich habe halt schlicht und ergreifend mit ihm Karten gespielt, ohne jegliche Böswillige Intention. 
Laute Geräusche schallten von der anderen Seite der Flügeltür zu uns hinüber. Erschrocken sah ich zur Tür, während Luvon sich nur näher an mich drückte, noch stärker weinte und sich immer wieder entschuldigte. 
Lauten Stimmen in dieser Fremden Sprache schallten zu uns herüber. Sie waren aber so aufgebracht, dass selbst wenn Worte fielen, die ich schon kannte, ich keines davon wirklich verstanden hätte. 
Angst und Bange wurde mir dann aber wirklich, als ich lautes weibliches Kreischen hörte, welches gleich von mehreren Frauen zu kommen schien.
Was zur Hölle passierte da bitte auf der anderen Seite der Tür?
Ich spürte wie ich selbst an fing zu zittern, während ich zeitgleich vergeblich versuchte Luvon zu beruhigen, der schon viel näher an einer Panikattacke dran zu seien schien, als ich. 
,,Luvon!", hörte ich nur eine erboste Männerstimme rufen, was den angesprochenen jedoch nur noch lauter Schluchzen ließ.
Es rüttelte an der Türklinke, bis es wohl auch dem Gegenüber auf fiel, dass diese verschlossen war. Ich hörte weitere wütend klingende Worte in dieser fremden Sprache. 
Danach schlug jemand gegen die Tür ein. Einmal. Zweimal. Dreimal. Das Holz der Tür bog sich jedoch zu meiner Erleichterung nur leicht.
Ich konnte weitere männliche, wenn auch weniger aggressiv klingende, männliche Stimmen ausmachen.
Jemand hatte wohl den Schlüssel besorgt, da ich das klickende Geräusch des Türschlosses hörte. 
Energisch wurde die Tür daraufhin aufgerissen und gleich drei große Männer betraten den Raum.  

Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt