22. Flora

311 51 2
                                    

Ich war am Arsch, aber sowas von am Arsch. Wenn das stimmte was dieser Corym mir erzählt hatte war ich in einer verdammt schlechten Situation, wenn man es milde ausdrücken konnte.
Ich war ohne mein Wissen oder mein Einverständnis 'verheiratet' worden und sollte jetzt mit einem mir völlig Fremden Typen, der ja nicht einmal der selben Srt wie ich angehörte, Kinder zeugen...
Das konnte, und es würde wahrscheinlich auch, verdammt schlecht für mich ausgehen.
Zu allem übel war der Typ ja auch noch der König hier. Der Frieden mit den Menschen war kaum eine Woche alt und ich hatte nun einen der Feinde meines Bruders als 'Ehemann'.
Ich konnte mir wahrscheinlich denken, was der wohl über uns Menschen dachte. Sein Gesicht als er ebenfalls kurz im Zimmer war, hat da doch Bände gesprochen.
Das ganze konnte also nichts sein was er wohl selber wollte.
Ein König gefangen in einer Situation, in der er nicht sein wollte?
Es erschien mir dann doch unrealistisch.
Wenn ich ihm nicht passte, könnte er sich doch einfach jemand anderen suchen.
Es war also wahrscheinlich auch eine Art Rache an meinem Bruder.
Man wollte sicherlich Michael zumindest damit verstummen, dass ich seine Feind geheiratet hab und dessen Kinder bekäme.
Ob das meinen Halbbruder aber wirklich kümmern würde, wäre dann wahrscheinlich auch eine andere Sache.
Viel mehr konnte ich es mir vorstellen, dass er diese Info, sobald er es erfuhr, zu seinem Vorteil drehen würde.
Wahlweise in dem er den begabten Wesen daraus einen Vorwurf machte oder er sich als besonders dem Frieden zugewandt zeigen wollte und diese 'Verbindung' zumindest vordergründig befürworten würde.
Vielleicht käme er aber auch auf eine völlig andere Idee. Bei dem ach so tollen General wusste man ja nie so wirklich womit man  rechnen sollte, weder, vermeintlicher, Freund, noch Feind. Diese Taktik hatte ihn immerhin schon mehr als einmal den Sieg in Schlachten eingebracht. Es hatte sich also für ihn wohl durchaus bewährt unberechenbar zu sein.

Aber all das Grübeln hier half mir eigentlich auch nicht weiter.
Was wollte ich überhaupt? Wollte ich überhaupt etwas?
Stand es mir überhaupt noch zu etwas zu wollen?
Fragen üben Fragen und keine wirkliche Antwort.
Mein Leben hatte sich in so kurzer Zeit so dramatisch verändert, dass ich selbst in meinem eigenen Leben nicht mehr wirklich hinterher kam.
Es hatte auch alles eben diesen unschönen Beigeschmack, dass ich ja sowieso nichts mehr zu sagen hätte. Über mein Leben wurde nur noch von anderen entschieden und meine Träume waren wertlos.
Wenn sie das nicht so oder so schon über einen längeren Zeitraum waren. Seit dem Krieg waren Träume halt nicht mehr vorgesehen, sie hatten schlicht und ergreifend keinen Platz mehr im ernst der Lage.
Vermutlich hat eben dies auch verhindert, dass ich wirkliche Wunschvorstellungen über mein Leben entwickeln konnte.
Eigentlich wollte ich nur Frieden und mit meiner Familie leben können.
Mit beinahe jeder Arbeit könnte ich mich zufrieden geben und wenn ich dann vielleicht noch die Chance hätte mein Interesse an Sprachen auszuleben, wäre es sogar noch besser.
Aber nichts mehr davon war auch nur ansatzweise noch realistisch.
Nun, abgesehen vom Frieden, der ja wirklich zu halten schien.
Oder vielleicht hat er dies auch nicht getan und mir hat es schlichtweg nur niemand gesagt.
Warum sollten sie auch.
Wenn meine Aufgabe künftig wirklich nur noch war Kinder zu bekommen, war es ja völlig egal was ich wusste und was nicht.
Ich musste einfach nur gesund genug sein.
Vermutlich erlaubten mir die Elfen wohl auch nur deshalb diese Räume zu verlassen. Bewegung und frische Luft waren ja dafür bekannt eher gut, als schlecht zu tun.
Was ich nun wollte war halt irrelevant. Nich irrelevanter als zuvor im Lazarett. Dabei hatte ich eigentlich einige Zeit mal geglaubt, dass ich da schon am Tiefpunkt war.
Diese gleichartige im Militär war immer etwas gewesen, was mich eher abgestoßen hatte. Aber im Krieg ging es eben nicht darum was der Einzelen wollte. Das Überleben der Gesamtheit zählte und das Individuum rückte in den Hintergrund.

Und nun saß ich hier. Nicht wirklich schlauer als zuvor und war einfach ratlos was ich tun sollte.
Wegrennen? Wohin denn? Mein Bruder hatte mir das ganze ja erst eingebrockt, also brauchte ich nicht zu den Menschen flüchten. Andere magische Wesen würde sicherlich auch den Teufel tun und mir helfen. Ganz von dem Fakt abgesehen, wie ich überhaupt hier raus kommen sollte..
Sollte ich sie also wirklich einfach verfahren lassen? Es war ja nicht wirklich so, als ob ich eine Wahl hätte und die Elfen wären sicherlich auch bereit Gewalt einzusetzen, wenn ich nicht das tat was sie wollten.
Aber sie wirkliche einfach so machen lassen? Irgendwie regte sich da dann doch endlich mal ein Fünkchen Widerstand in mir.
Ich wollte nicht einfach nur ein Objekt sein, mit dem man verfahren konnte, wie man wollte. Ich wollte als Mensch, als atmendes, denkendes, fühlendes Wesen wahrgenommen und respektiert werden.

Des Elfenkönigs BrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt