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Verzweifelt versuchte ich anständig zu sitzen, doch noch immer gab es diese eine Stelle, relativ mittig, an meiner Pobacke, die pochte sobald sie nur den Stuhl berührte. Über Nacht legte sich meine Geilheit und Wut mischte sich mit Angst.
Ich fürchtete mich davor, dass Jin mich verraten könnte wenn ich ihm meinen Ärger über meinen schmerzenden Arsch entgegen schleudern würde. Andererseits würde er ja erklären müssen wie er überhaupt von meinem Nebenjob erfuhr. Ich kaute auf meinem Bleistift herum, während mir klar wurde das es ihm sicher nicht schaden würde. Mit genügend Geld kann man so einiges an Schweigen erkaufen. Geld das auch seine Familie zu genüge besaß. Am Ende wäre ich also wieder der letzte Depp, mit den Schmerzen, der doch tatsächlich jeden noch so dämlichen 'Hast dich gebückt' Spruch auch noch bestätigte.
Am Ende gehörte Jin nur zu den perverse Freunden und war wie jeder andere von ihnen. Jeder war auf seine Art speziell und er schien eine Neigung für Dom/Sub zu haben. Es wäre auch keinerlei Überraschung, wenn ich es auf normalem Weg erfahren hätte. Er war genauso speziell wie ich. Gleich alt, aber fiel ebenso aus dem normalem Schema was man so von 18 jährigen erwarten würde.

"Frau Spikmann! Können Sie dem da bitte einmal sagen, daß sein Ge­ham­pel nervt?", Damian brüllte in die Klasse und deutete auf mich. Frau Spikmann gehörte aber Gott sei Dank zu den erträglichen Lehrerinnen hier. "Lucas? Hast du was?", fragte sie besorgt, doch dies wurde nur all zu gerne von der Klasse aufgegriffen. "Vielleicht jucken ihm ja seine Sackratten." Ich interessierte mich nicht mal von wem das kam, aber Frau Spikmann schon. "Lenox bitte." versuchte sie ihn zu ermahnen, doch dieser hob nur die Arme. "Ja was denn, was weiß man welche Flöhe der da anschleppt. Meinem Vater gehört das Stahlwerk und kennt seinen Alten, als der dort noch arbeitete. Ey die haben 11 Kinder! Wie die Kaninchen! Ekelhafte Assis." Sein Ton war abwertend und angewidert zu gleich und sorgte gleich dafür das diese Stimmung auf die Klasse übertragen wurde. "Jetzt ist aber mal gut. Lucas kann auch nichts dafür, was seine Eltern machen."
Ich schwieg bei der gesamten Diskussion um meine Familie lieber. "Haha. Hauptsache du guckst dir das nicht ab. Noch mehr von solchen Leuten brauchen wir nicht. Bah das so eklig nä. Aber kein Wunder die arbeitslosen Assis haben ja nichts besseres zu tun, als sich zu vermehren.", Pascal verzog angewidert das Gesicht und fuhr fort. "Ey, lass deinen Alten mal Zwangskastrieren. Das täte allen gut."
Das reichte mir, Frau Spikmann man war die Situation über den Kopf gewachsen und sah mich nur mitleidig an. Ich hingegen hatte nicht vor meinen Kopf zu senken und den Blick abzuwenden, stand langsam auf und verließ den Unterricht. Wortlos und ohne das man mich aufhielt. Nicht mal meine Lehrerin tat dies und so konnte ich nur noch von draußen hören wie sie die Klasse ermahnte und das sie sich zu entschuldigen hätten. Wie er wartet wurde das in allgemeiner Zustimmung abgelehnt.

Ich war nicht mal verletzt oder sauer. Ich hatte das Gefühl sogar zustimmen zu können. Aber nur ein bisschen. Ja meine Familie war fast schon ein Paradebeispiel für arbeitslose Großfamilien in der weder Sitte noch Verstand herrschte. Es war laut, schmutzig, und Streit war an der Tagesordnung. Essen gab es von der Tafel und Kleidung aus dem Secondhand Shop für den symbolischen Euro pro Teil. Ich fragte mich wie ich da eigentlich hin kam, als wäre ich ein Kuckucksei im falschen Nest.

Mit einem Blick auf meine Uhr lief ich zu den Sport- und Clubgebäuden. "Lucas, du bist etwas früh da. Kein Unterricht?", mein Trainer fing mich ab und musterte mich. "Frau Spikmann hat mich früher gehen lassen. Ist das Feld frei?" Ich sah mich um und beobachtete die Schüler die jetzt ihr Training hatten. "Ja das Feld ist frei."
Ich schleppte mich zum Bogenclub, warf mich in die vorgeschriebene Kleidung und nahm meinen eigenen Bogen. Ich hatte ihn mir gegönnt aus den Überbleibsel meines ersten guten Lohns. Ich pflegte ihn wie ein Baby, denn dieser Bogen gehörte nicht nur mir alleine, sondern war das erste teure Teil das ich mir je selbst erarbeitet hatte. "Keiner hier wird bislang je diese Wertschätzung gefühlt haben - sicher hat sich hier noch nie jemand die Hände mal richtig schmutzig gemacht.", flüsterte ich, während ich ihn vorsichtig und feinfühlig abtastete. Ich übte eine Weile bis ich von lautstarkem Gebrüll und anderem Lärm unterbrochen wurde.

"Ha, haha, Ha!", brüllte es aus der Nachbarhalle und der Trainer brüllte motivierende Sprüche gepaart mit anstachelnden Beleidigungen. "Komm hau zu! Sei kein Schwächling. Los Junge los! JA!", er brüllte immer weiter und als ich um die Ecke schaute konnte ich den Lärm identifizieren. Es war das Geräusch von nackten Fäusten auf Leder. Unaufhörlich und mit einem fixierten Blick prügelte Jin auf einen Boxsack ein. Er schlug so heftig zu, dass der Trainer einen großen Ausfallschritt machen musste um den Sack fixiert zu halten. Jin prügelte wie ein Tier auf den Sack ein, schwitze massiv und spannte jeglichen Muskeln in seinem Körper an. Die Adern an seinen Armen und am Hals pulsierten so stark, dass sie einem optisch fast entgegen sprangen. Ich war noch nie früher hier und somit sah ich ihn nie trainieren, sondern immer nur im Wechsel zu uns Schützen das Gebäude verlassen.
"Gut! Aufhören.", brüllte der Trainer und sah zu wie Jin sein Tempo verlangsamte bis er schlussendlich ganz aufhörte. Er starrte noch einige Sekunden fixiert auf's Leder, bis er sich streckte und die Schweißtropfen aus den Augen wischte. Er spuckte den Gebissschutz aus und ließ sich die Trinkflasche reichen. Ein geschätzter halber Liter Wasser war innerhalb von Sekunden verschwunden und er schickte einen etwas schmächtigen Jungen los um sie für ihn aufzufüllen. Wie ein stolzes Küken lief er los und schien Jin von Herzen gerne bedienen zu wollen.
Jin sah gut aus wie er da völlig k. O. und vollkommen verschwitzt da stand.

Erschöpft lehnte er den Kopf gegen den Boxsack, atmete etwas zur Entspannung und drehte sich anschließend in meine Richtung. Eigentlich wollte er nur seine Flasche von seinem Küken entgegen nehmen, doch sein Blick fiel automatisch auf mich und genau so automatisch lief er Ziel sicher auf mich zu, griff im vorbei laufen nach der Flasche und kam mir immer näher. "Seit ihr nicht zu früh hier?", raunzte er unter seiner tiefen Atmung.
"Ich bin früher hier und erst mal alleine. Die Anderen sind noch im Unterricht und kommen wohl später. Naja bei dem Lärm hier kann man sich aber sowieso nur schwer aufs Ziel konzentrieren.", grinsend ließ ich meine Zunge etwas zwischen den Zähnen blitzen und lachte leise.
"Seit wann so empfindlich? Ich dachte du verträgt viel mehr." Er war weder leise noch berücksichtigte er seine Umgeben. Ich riss die Augen erschrocken auf und hoffte inständig das keiner fragte worauf er hinaus wollte. "Bist du wohl leise!", zischte ich und stach ihm mit meinem Bogen gegen sein Brustbein. "Uff, ich bin mir fast sicher, dass DAS meine Rolle ist.", lachte er.
Ich schluckte und spürte ein Zucken in meinem linken Auge. "Wie auch immer. Ich will mich konzentrieren. Sei leise." Zickig ging ich im Stechschritt zurück und versuchte mich erneut zu konzentrieren. Doch noch ehe ich nur einen Schuss absetzen konnte wurde ich erneut unterbrochen. Die Tür ging auf und Jin setzte sich dreister Weise einfach auf die Bänke hinter mir. Ich warf lediglich einen Blick nach hinten und sah ihn mit einem Handtuch über dem Kopf gegen die Wand gelehnt mich beobachten. "Du störst", murmelte ich mit den Blick nach vorne gehalten. "Mhm ist es jetzt anders als sonst?"
Ich überlegte kurz bevor ich antwortete. "Ja natürlich ist es das." Danach hörte ich ihn leise lachen, aber dennoch schien er keine Anstalten machen zu wollen zu gehen. Er bliebt, weil er es so beschlossen hatte und beobachtete mich die ganze Zeit. Solange bis der Rest der Bogenschützen langsam eintrudelte. "Ah! Bruder, was machst du denn hier?", fragte Pascal - Mein Lieblingsmobber und zu meiner allgemein gestiegenen Angst kam die Erkenntnis das gerade der mit Jin wohl ziemlich gut befreundet war. "Nichts, ich wollte nur sehen was ihr hier macht, wenn wir mit dem richtigen Sport fertig sind. Er lachte und lächelte während sie sich weiter angeregt unterhielten.
"Bin dann weg!", war das letzte Wort von ihm, als er unseren Bereich verließ. Er war zwar weg, dennoch blieb das Gefühl seiner Anwesenheit oder viel eher hatte sich sein Lächeln in meinem Kopf fest gesetzt.

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