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Ich sah meine Geschwister schon neugierig aus dem Fenster schauen, als wir vor unserem Haus vorgefahren sind. Selbst meine ältere Schwester Michelle war heute zu Besuch und sprang schon aus der Haustür, noch bevor ich überhaupt von Jins Motorrad absteigen konnte. "Hey...Lucas! Wie nett, wen hast du denn da mitgebracht?", fragte sie und griff unter meinen Arm, als ich kaum beide Beine auf dem Boden hatte. "Ist das der von dem deine Schwester mir erzählt hatte?", flüsterte sie mir wenig auffällig ins Ohr, denn sie presste Hand und Mund gegen mein Ohr. "Rückweg, ist ja eklig.", maulte ich und wischte mir ihre Sabber vom Ohr, während Jin nur lachend sein Visier öffnete. "Uhu hi.", wie ein Teeniegirl machte sie einen zügigen Schritt vor und war von seinen Augen mehr als nur begeistert. "Hi, ich bin Jin.", er zog die Handschuhe aus und reichte meiner Schwester die Hand.

Völlig verlegen, strich sie sich das lange blonde Haar hinters Ohr und kicherte leise. "Aber sonst geht es dir noch gut Michelle. Oder?", peinlich berührt rollte ich mit den Augen, während Jin sich sein Lachen kam noch halten konnte. "Du willst doch nicht direkt wieder fahren, bleib doch noch." Als sie Jin einlud und ich schon sah wie er absteigen wollte unterbrach ich abrupt. "Aufkeinen Fall! Du hast auch gar keine Zeit. Dein Vater wartet sicher schon auf dich. Training und so." Ich klappte automatisch etwas panisch sein Visier wieder herunter.

"Schon gut, ja ich muss, aber komm später noch vorbei. Dann kannst du deine Brüder anmelden." Ich nickte und sah ihm mit meiner Schwester zusammen nach, als er davon fuhr. Erst als er nicht mehr zusehen war drehte ich mich um und schubste sie leicht. "Sag mal spinnst du! Lädst ihn einfach ein. Reicht wenn er einmal den Müllhaufen hier traf."
Zickig wie immer winkte sie nur ab. "Ach was soll schon dabei sein!"
Sie kapierte eher weniger bis null was ich ihr sagen wollte. "Okay zum mitschreiben: Du magst doch König der Löwen oder? Also Jin ist wie Simba und kommt eher so aus 'Allem was das Licht berührt'-Land und wir hier sind eher wie die zurückgebliebene Hyänen im Schatten."
Beleidigt ging sie kopfschüttelnd mit mir zurück ins Haus und direkt in die Küche.
"Ist das zu glauben - Unser Lucas schämt sich für uns vor seinem Freund." Sie setzte sich meinem Vater gegenüber und nahm von ihm eine Zigarette entgegen. "Er hält sich mittlerweile wohl selbst für etwas besseres. Ich hab mir diese Schule neulich angesehen. Alle mit der Nase irgendwo in den Wolken und erst diese eine Gruppe mit ihrem Tenniszeug. Nur Luxusklamotten und so arrogant. Du wirst genauso wie die.", Erklärte meine Mutter achtlos.

Sie kochte heute etwas und ich konnte schon riechen, dass es irgendein Eintopf war. Wahrscheinlich das was aus der Woche noch über war zusammen geworfen und als Gericht deklariert.
"Wundert es euch echt, dass ich Jin nicht hier her einladen will? Es ist weder sauber noch habe ich ein eigenes Zimmer. Es riecht nach Zigaretten und einfach allem was nicht gut riecht. Hätte ich wenigstens ein eigenes Zimmer, dann wäre es wohl das einzig saubere Zimmer im Haus in dem wir alleine sein könnten."

Meine Schwester sah mich an, lachte laut und wurde fast schon hysterisch... "Oh so ist das! Unser Lucas schwimmt am anderem Ufer." Es war mehr zynisch, als alles andere und das rief meinen Vater auf den Plan. "Ach Unsinn, hör mir auf damit. Lucas ist normal. So einen Quatsch und auf andere Typen stehen kommt mir auch nicht ins Haus.", achtlos warf er völlig überzeugt von sich das Feuerzeug auf den Tisch und zog kräftig an der Zigarette zwischen seinen Zähnen.
Ich hingegen ging wortlos nach oben, packte meine Brüder ein und lief mit ihnen zum Studio. Viel eher rannten sie vor und ich hinterher. Angekommen waren sie somit schon aufgewärmt und liefen direkt auf Jin zu. Er stand gerade im Ring und boxte gegen einen anderen Kerl, der nicht weniger stark wirkte. Es sah brutal aus, aber auch faszinierend. Bei einem Schlag gegen die Rippen war es das aber auch für mich und ich zuckte regelrecht zusammen. "Los kommt. Schauen wir mal wo wir euch anmelden müssen." Kaum gesagt fand ich auch schon einen Trainer der sie annahm und direkt einen Kurs mit ihnen begann. Basics waren für sie etwas langweilig, aber Louie war genau der richtige Mensch den die beiden bräuchten. Er war streng, aber nicht böse. Er war genau das was die beiden bräuchten um sich zukünftig nicht gegenseitig wieder zu verprügeln. Und durch die Regeln hier bekämen sie endlich die Struktur, die sie fürs Leben dringend benötigen, aber zuhause nicht fanden.

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