9

689 32 0
                                    

Ich wurde bis Sonntag natürlich nicht fertig dafür wurde es schon spät und ich beschloss den Raum abzuschließen bis ich am nächsten Wochenende streichen konnte. Ich wollte auf keinen Fall, dass meine Geschwister das Selbe machten wie sonst auch. Ich war wie besessen von diesem Zimmer und dem Gefühl etwas zu gestalten. Etwas in einem normalem Zustand zu haben. Nur ein einziges verdammtes Mal.
Ich packte am Ende meine Sachen und rannte zum Bahnhof. Wir besaßen ja ein Auto, aber mein Vater hatte keine Lust mehr sich vom Tisch zu erheben. Ich war ja kein Tabak oder Hülse um ne neue Zigarette zu stopfen. So blieb mir nur ein eiliger Sprint und natürlich kam ich zu spät. Mein ganzes Restgeld war weg und ich konnte nicht mal ein Taxi rufen. "Fein, laufe ich halt.", mürrisch lief ich los und dachte gerade daran das Jin sicherlich am Bahnhof gewartet hatte. Doof in der Gegend herum zu stehen geschah ihm recht, dachte ich zumindest und fühlte mich dennoch schlecht.

Ich hatte auf meinem Fußmarsch genügend Zeit um mich zu fragen ob ich nicht übertrieben hatte. Vielleicht hätte ich meinen Stolz herunter schlucken sollen und für meine Brüder einfach ja sagen können. Stattdessen verprellte ich den einzigen Menschen auf dem gesamten Internat der wenigstens ein paar Minuten lang nett zu mir war. Das er sauer sein könnte und mein Geheimnis verraten könnte wurde mir erst später klar.

Nach der Hälfte vom weg machte ich eine Pause und setzte mich kurz auf eine Mauer. "Naja laufen ist gut für sie Kondition nicht wahr?", stöhnte ich und bereute es nichts zu trinken zu haben. Auch war es schon verdammt dunkel und ich käme erst mitten in der Nacht an. Mein verdammter Stolz brachte mich in diese Situation, aber irgendwen anrufen und zu betteln käme auch nicht in Frage.

Lediglich ein paar Meter weiter zuckte ich zusammen, als hinter mir ein Auto Zentimeter dicht auf fuhr. Wütend drehte ich mich um und blickte lediglich in zwei grelle Scheinwerfer. "Her Gott nochmal, ich lauf doch schon am fucking Rand!", brüllte ich und sah plötzlich jemanden aus steigen. Während die Person das tat schaltete er die Scheinwerfer um und endlich erkannte ich ihn. Ich wusste nicht ob ich mich freuen sollte oder nicht.
"Komm steig ein und sag nicht nein, das wäre doch Unsinn." Er stand nur da und sah mich an, dennoch spürte ich etwas, das mich anzog. Wie ein Band an das er einfach so zog. "Ach fein.", ich ging zum Kofferraum und wollte gerade meinen Sack achtlos hineinwerfen, als Jin ankam und mich aufhielt. "Warte kurz. Lass mich das kurz zur Seite legen." Ich sah ihn Bücher herum räumen und warf einen Blick darauf. Eins ging um die Grundlagen übers Kabarett, das andere enthielt scheinbar kabarettistische Musikstücke. Daneben waren diverse andere Bücher über verschiedene Kunstformen wie Ausdruckstanz oder Steppen, aber am meisten fand ich über Musicals. "Erzähl mir nicht, dass du dich dafür interessierst?"

Ich ließ ihn meinen Sack verstauen und stieg mit ein. "Doch. Um ehrlich zu sein wollte ich immer an die Juilliard School. Mein Vater aber hat sich nur lustig gemacht und herum gescherzt ob es mein Ernst sei. Ich wolle doch nicht im ernst wie ein verdödeltes Mariechen herum hüpfen und Liedchen trällern. Dann schickte er mich auf das Internat und setzte neue Trainingseinheiten an." Ich beobachtete ihn beim Fahren und musste einfach lachen. "Entschuldige, aber willst du das wirklich? Also herum hüpfen?"
Er grinste mich an und lachte selbst. "Möchte wirklich jemand über mich lachen, der neulich noch ein Röckchen trug?"
Mein Lachen verstummte kurz, nur damit es danach lauthals heraus brach.
"Tut mir leid, wegen dem Stoß mit dem Roller."
"Tut mir leid, dir den falschen Eindruck verpasst zu haben. Ich dachte mir nur schon das du an diese Möglichkeiten dachtest, also mit den Shows und das wollte ich nicht."
Kurz herrschte Stille im Auto. "Wieso?Was stört dich daran, ich meine ich hab schon anderes vor 40 Leuten getan. Da ist es jetzt nicht schlimmer einen der Perversen zu sehen." Er hielt kurz vor der Einfahrt zum Internat, ließ den Motor aber weiterhin laufen. "Also zunächst mal: wenn wir die Perversen sind, was bist dann du?", er lächelte und sprach weiter. "Und weiter... Ich finde es ist schon ein Unterschied."
"Okay wo ist der Unterschied? Und außerdem - hast du mir neulich nicht den Arsch versohlt oder warst du nicht derjenige der von mir einen BlowJob bekam." Er legte seine Hand hinter meine Kopfstütze, beugte sich vor und zog mit der anderen Hand mein Gesicht an Seins heran.
"Richtig, das ist der Unterschied. Ich war es. Ich und keiner von diesen Perversen."
Er hauchte es zwischen unseren Lippen und küsste mich forsch und fordernd. Selbst wenn ich es wollte könnte ich den Kuss nicht unterbrechen. Zu sehr hielt er meinen Kopf mit seiner Hand fixiert und dachte gar nicht daran aufzuhören.

Webcam BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt