"Auf wie vielen Stockwerken geht das Ganze hier eigentlich?", ich betrachtete eine Skulptur die eine nackte Frau darstellen sollte. Ich betrachtete ihre weibliche Form und die fein ausgearbeiteten Brüste. Schön anzusehen, aber für mich reizlos. "Über 4, wieso?", antwortete Jin und blickte auf einen Flyer der etwas über die Skulptur erklärte. "Ich hab Hunger.", jammerte ich weiter und setzte mich auf eine Bank, während sich Jin mit Felix weiterhin sich der Kunst widmete. Beide schienen die weibliche Figur wahrhaftig zu bewundern und ich frage mich ob es die Kunst alleine war, die Jin gefiel oder die Darstellung der nackten Frau - im Gegensatz zu mir war er in der Vergangenheit Frauen ja nicht abgeneigt - wie ich erfuhr.
"Na langweilt sich die Landpomeranze?", fragte eine Stimme hinter mir und erschrocken drehte ich mich um. Kein anderer als Max stand nun vor mir. "Oh Gott, was willst du denn bitte hier?", Augen rollend war er der Letzte den ich hier sehen wollte - gleichrangig mit Dylan vielleicht.
"Im Gegensatz zu dir interessiert mich Kunst. Ich bin nur deshalb hier." Er blickte sich dabei um und entdeckte Jin einige Meter entfernt. "Ja klar, wer's glaubt. Also woher weißt du das wir hier sind?.... Warte lass mich raten. Du hast ihn gestalkt.. Hast du Nastya ausgequetscht?" Er zuckte kurz und fast unauffällig zusammen, aber nicht so unauffällig das es mir nicht aufgefallen wäre. "Ach wusste ich's doch. Du bist so armseelig.", sagte ich und stand auf. Ich beschloss mich hier auf keine weitere Diskussion oder Streit einzulassen, weshalb ich mich auf den Weg zu den beiden Kunstfreaks machte. "Hey warte.", rief er und watschelte mir nach. Ich hatte keine Chance mehr ihn abzuschütteln, bevor ich bei den beiden ankam und so nutze er seine Chance vor Jin auf reumütig zu tun. "Hey, gut dass ich euch hier treffe. Ich wollte mich entschuldigen. Weißt du Jin,... Ja also ich hab meine Lektion gelernt wirklich."
Jin zog eine Augenbrauen hoch und betrachtete Max erstmal. "Ah und du weißt woher wo wir sind?"
Jin sah aus wie ein Gangster, war aber gutherzig und manchmal zu gut für die Welt. Genau deshalb hatte ich schon so ein Gefühl wohin das Ganze hier laufen wird. "Ah ich wollte dich ja direkt sprechen, aber du warst nicht da. Nastya hatte gemeint das du irgendwas erwähnt hättest von dem hier."
Innerlich stöhnte ich auf und biss mir auf die Zunge. "Ja was für ein Glück, für dich, das du uns gefunden hast. Aber wir gehen lieber weiter.", sagte ich und schob Felix weiter und hoffte das Jin folgen würde. "Aber jetzt warte doch. Nimmst du meine Entschuldigung an?", fragte Max und seine säuselnde Stimme ekelte mich an. "Nein." Ich beharrte auf meinen Standpunkt und war immer noch mehr als sauer auf diese kleine Kröte. "Aber... Jin, du aber? Wir waren doch Freunde. Denk doch an unsere guten Zeiten." Er sah Jin an und bei dem Wort 'guten' zwinkerte Max ihm zu. Allen außer Felix natürlich war klar, dass er auf die kleinen Gefälligkeiten anspielte die er für Jin damals machte.
"Max ernsthaft, dass war einfach too much, als dass...", fing Jin an und wurde von Max unterbrochen. "Ich weiß ich weiß! Ich schwöre ich benehme mich zukünftig und machs wieder gut. Ich darf nächste Woche wieder zur Schule. Ich... Ich... Ich werde nichts mehr sagen, keine Gemeinheiten mehr und...", er bettelte fast und Jin wurde es langsam unangenehm, als einige andere Leute anfingen rüber zu sehen. Letztlich knickte der gutherzige Mann mit der Kraft eines Bären ein.
"Fein, solange du dich benimmst...jetzt sei ruhig."
Max lächelte und sah mich dabei an. "Immer noch nein.", maulte ich. Ich war sauer. Sauer auf diese Mistkröte und seine Schauspielkunst und sauer auf Jin, dass er so leicht einknickte. Als würde er irgendwas für Max empfinden.
"Ähm sollen wir weiter?", Felix meldete sich zögernd und klopfte mir auf die Schulter. Eingeschnappt drehte ich mich zu Felix, griff an seinen Arm und zog ihn eilig mit. "Ja komm, sehen wir uns in der nächsten Halle um.", ich lief mit ihm zu den Treppen und ging hoch. Felix blickte zurück zu Jin und schien nicht zu wissen was er nun tun soll. Oben angekommen ließ ich ihn schlussendlich los.
"Du bist echt gruselig, wenn du sauer bist.", merkte er an und lief mit mir zwischen den Kunstwerken herum. "Natürlich! Diese Ratte hat mich vor der gesamten Schule bloß gestellt und Jin knickt direkt ein, sobald der nur mit den Wimpern klimpert! Wie kann ich da nicht sauer sein. Wer wäre nicht sauer, wenn der eigene Freu...." Ich war so sauer das ich etwas begann, was selbst bei der Unterbrechung nicht mehr aufzuhalten war. "Freu...? Freund? Wie mein Freund... fester Freund?", Felix brauchte nur wenige Sekunden um meinen halben Satz zu analysieren und das unglücklicherweise auch noch richtig. Panisch blickte ich mich um und riss ihn zur Seite. Dahin wo niemand war. "Du hast nichts gehört! Nichts okay!?...", flüsterte ich und blickte ihn unsicher an. "Bitte." Meine Stimme zitterte und die Befürchtung erneut vor einer Katastrophe zu stehen jagte mir Angst ein. "Alles klar.", antwortete Felix letztlich und überraschte mich. "Wirklich?", vergewisserte ich mich und er nickte. "Ja, ich bin vielleicht nicht so selbstbewusst wie du, aber auch nicht doof. Mir ist es egal ob du schwul bist oder was du so machst. Ich bin auch nicht so blöde um nicht zu schnallen, dass Jin sich nicht geoutet hat." Ich schluckte heftig, als ich das hörte und mir fiel ein Stein vom Herzen.
"Du bist wirklich ein echter Freund. Ich weiß gar nicht wie ich das gut machen soll." Lächelnd liefen wir weiter und sahen uns ein Gemälde an auf dem eine Mutter mit ihrem Kind zusehen war. Es wirkte allerdings sehr traurig und hatte eine drückend Wirkung auf den Betrachter. "Musst du nicht. Mir reicht's das wir Freunde sind und ich das Gefühl habe dank dir viel selbstbewusster zu sein."
Wir blieben eine Weile vor dem Bild stehen, als auch Jin mit seinem Anhängsel kam. Er war offensichtlich besorgt über mein Gemüt, aber ich weigerte mich mit ihm weiterhin über das Thema Max zu sprechen. Ich ignorierte ihn zwar nicht, aber war merklich kühl und sprach nur das nötigste mit ihm. Max war für mich gänzlich Luft und so blieb die Stimmung gedrückt.

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Webcam Boy
Cerita PendekIch habe Talent, ich habe das Selbstbewusstsein und das Aussehen um alles zu erreichen, was ich mir zu erträumen wagte. Nur hatte ich weder die optimale Familie noch die finanzielle Unterstützung dafür. Doch hatte ich den Willen alle Energie dafür...