Webcam Boy

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Felix folgte mir zum Boxclub und staunte erst einmal, während er sich einmal um sich selbst drehte. "Wow das ist echt beeindruckend, die haben hier ja echt krass viel Zeug und billig scheint's alles auch nicht zu sein."
Ich nickte ihm nur zu. "Mhmh. Liegt vielleicht auch daran das Jins Vater ein großzügiger Sponsor ist." Nach dem ersten Eindruck fing Felix allerdings an die Nase zu rümpfen. "Ein offenes Fenster wäre aber vielleicht nicht ganz so schlecht." Angenehm war der Geruch teilweise wirklich nicht, denn es roch naturgemäß etwas nach Leder, Gummi und vorallem nach Schweiß, wenn alle hier trainierten. Jeder schwitzte hier um die Wette zum nächsten.

"Mhmh naja nennen wir es mal geballte Männlichkeit."
Wir lachten solange bis einer der Jungs auf uns zu kam. Er trug Boxbandagen an den Händen und seine Füße steckten ebenfalls in Bandagen. Nur seine nackten Zehen waren zu sehen. Die rote Farbe der Bandagen biss sich mit dem Grün auf seiner lockeren kurzen Hose, dafür passte sie zu seinem wirklich eng anliegendem Oberteil. "Hey ihr zwei, habt ihr euch verlaufen oder wollt ihr vielleicht mit machen?" Unsicher sah Felix zu mir rüber und wartete bis ich etwas sagte. "Weder noch.", sagte ich und reichte ihm den Zettel vom Direktor. "Putzdienst, als Strafe?", fragend sah er mich an und dann zu Felix. "Du auch?" Felix schüttelte lediglich den Kopf und sah an seinem Gegenüber vorbei. Er schien sich nicht zu trauen Augenkontakt aufzubauen.
"Ich... Ic.. Also ich helfe Lucas nur.. Nur so."
Er war irgendwie niedlich anzusehen, wie er stotterte und schüchtern antwortete.
"Was hast du angestellt?", von oben brüllte plötzlich Jin und trapte im schnellem Schritt die Stufen der Treppe herunter. Er war so verschwitzt das seine ganze Haut durch jeden Lichtstrahl förmlich glitzerte. Die Haare klebten an seiner Stirn und sein Atem war noch immer leicht aufgeregt. "Ah Bro, schon fertig am Kabelzug?", freundschaftlich schlugen sie die Fäuste gegeneinander und Jin richtete sich wieder an mich. "Also? Was bitte hast du angestellt?"
"Nichts. Zumindest hab ich nichts Falsches gemacht.", gab ich wenig eingeschüchtert von mir und starrte zurück. Wir sahen uns solange an bis er den Blick abwendete und auf Felix blickte. "Was hat er gemacht?" Jins strenge und raue Stimme brachte Felix sofort zum singen wie das lieblichste Vögelchen. "Er hat einem aus der Klasse ein Buch ins Gesicht gedonnert.", antwortete Felix schlagartig und ohne zu zögern. "Ey!", ich protestierte zwar, aber als Jin mir vor die Stirn schnipste zuckte ich auch schon zusammen. "Er hatte es verdient okay?!"
Jin schien aber wenig milde gestimmt. "Dann viel Spaß bei deiner Strafe ich hab meine eigene Aufgabe beziehungsweise soll hier dem Neuen alles zeigen."

Jin verschwand und Felix half mir tatsächlich bei meiner Strafarbeit. Wir reinigten erst unten alle Geräte und desinfizierten sie, dann wanderten wir nach Oben. Ich wurde immer langsamer und fuhr mit dem Lappen anschließend nur noch immer und immer wieder über den Sitz einer Beinpresse. Mein Blick klebte an Jin und dem creepy Typen. Sie machten Schlagübungen, lachten und blödelten anschließend miteinander herum. Sie waren scheinbar auf einer Wellenlänge. "Ähm Lucas? Träumst du wieder?"
Ich schüttelte den Kopf und wischte weiter. "Sag mal kennst du den Typen neben Jin?", flüsterte ich während ich mich zu Felix beugte. "Ne, scheint neu zu sein, aber sie scheinen sich schon richtig gut angefreundet zu haben."
Nachdenklich legte ich meinen Arm auf den Sitz und legte meinen Kopf darauf ab.
"Kann ich dich was fragen?", zögernd setzte sich Felix vor mich und knibbelte an seinen Finger herum. "Mhm was denn?"
Er sah rüber und blickte mich mit seinen großen runden Augen an. "Ihr seit doch Freunde und so oder? Also glaubst du... Also können wir auch Freunde sein? Und denkst du Jin würde mich auch mögen?", er hatte mittlerweile seinen Nagel abgeknibbelt und spielte nun an der rissigen Nagelkante. "Ich wüsste nicht was dagegen spricht." Er blickte auf und freute sich aufrichtig. Es schien fast, als sehnte er sich nach positiver Aufmerksamkeit. "Und Jin? Ich meine er wirkt immer so böse." Wir warfen einen Blick rüber und sahen beide mittlerweile wie sie auf einen Sandsack einprügelten. Seine Armmuskeln waren bis zum bersten gespannt. "Er kann manchmal echt grob sein, aber er ist ein wirklich lieber Mensch. Richtig lieb sogar." Ich lächelte unkontrolliert während ich über ihn sprach.
Am liebsten hätte ich es laut heraus posaunt das er mein Freund war, aber er selbst war nicht soweit sich Outen zu können und das musste ich respektieren.