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Der Tag brach gerade erst an, als es an der Tür polterte. "Jin, beweg deinen Arsch herunter!"
Jins Vater war nicht besonders gut gelaunt und stapfte auch sogleich wie er klopfte hinein.
"Los komm schon. Mach dich fertig, wir gehen in 10 Minuten - hörst du!", danach war er auch schon direkt wieder verschwunden. "Ohaa. Hat der miese Laune.", Jin meckere zwar, machte sich aber direkt auf seine Sachen zusammen zu suchen.
"Training?", ich betrachtete ihn eine Weile und raffte mich langsam selbst auf. "Bleib ruhig liegen. Kannst später duschen gehen. Ich sag Nastya sie soll dir dein Zeug später bringen."
"Ich weiß nicht, ich fühle mich nicht wohl wenn du mich hier alleine lässt." Jin beobachtete mich wie ich versuche eine bequeme Sitzposition zu finden.
"Noch leicht angeschwollen hä? Guck bleib ruhig, ich geb dir meinen Laptop zur Unterhaltung und ich beeile mich auch okay?"
Ich überlegte kurz. "Klingt gut.... Aber beeilen tust du dich doch nur, wegen deinem komischen Fliegengott Stückdings heute Abend." Nachdem ich das sagte brach Jin in lautstarkem Lachen aus. "Nicht Fliegengott.. Aber okay erwischt. Pass auf. Ich komme um 13 Uhr zurück, dann haben wir noch ein paar Stunden und um 16 Uhr muss ich leider wieder los. Dafür bin ich um zirka 20 Uhr wieder da, Okay?"
Seufzend verdrehte ich die Augen, als ich ihm zuhörte. "Kann ja schlecht nicht okay sagen oder? Aber wenn ich hier schon rumgammel, wäre es okay, wenn ich eine der Shows von hier aus mache? Dann muss ich's Montag nicht und habe einen Tag dazwischen."
Jin sah unglaublich genervt von dem Vorschlag aus, er hasste die Einzelshows unheimlich. Ich begriff immer noch nicht wieso er so einen Unterschied zwischen denen und den üblichen vor mehreren machte.
"Wenn's sein muss..." Er gab klein bei, wenn auch zähneknirschend. "Aber du hast keine Maske hier!", fast schrie er bei der freudigen Erkenntnis. Doch die Freude musste ich ihm nehmen. "Doch zum Waschen..."
Kaum ausgesprochen stockte ich und wir sahen und an. "Zum Waschen? In dem Sack?", fuhr er zögernd fort und ich nickte. "... Gott ja, in dem Sack... Zusammen mit normaler Kleidung und...", sagte ich und er setzte erneut fort. "... Und mit den Outfits?"
Wir hatten beide die exakt selben Gedanken. Während Jin in Scham versank konnte ich nur lachen. "Shit... Die arme Nastya." Ich geierte mir einen ab bis Jins Vater erneut rief. "5 Minuten noch."
Eilig sprang er auf, küsste mich und eilte davon.

Ich legte mich noch eine Weile hin und genoss es ein Wochenende ohne Streit und Geschrei, also fast, zu haben. Ich schlief solange bis Nastya ins Zimmer kam, alle Fenster aufriss und ich hörte wie sie meine Sachen ablegte. Vorsichtig warf ich einen Blick nach unten und beim Anblick meiner gebügelten Outfits unterdrückte ich mir mein Lachen. "Scheiße, die denkt ja jetzt sonst was perverses... Naja so falsch liegt sie da ja nicht.", flüsterte ich zu mir selbst zu. "Kann ich irgendwo duschen?", rief ich dann doch irgendwann und sah wie sie freundlich rauf blickte. "Natürlich, sein Bad ist im Flur rechts wenn du raus gehst."
Sie knüllte etwas und warf es nach oben. Ein Bademantel und so gut duftend, dass ich ihn gar nicht anziehen wollte, dennoch tat ich es und schnappte mir unten ein paar normale Sachen. Nicht ohne ein grinsen von Nastya, aber auch eins von mir.
"Sie haben alles gebügelt? Alles?"
Ich warf einen kurzen Blick auf sie, während sie anfing die Klamotten von gestern einzusammeln. "Nein natürlich nicht alles.... Latex kann man nicht bügeln."
Nastya war echt ein harter Knochen mit einem richtig bösen Humor, aber wahrscheinlich gerade das was Jin und sein Vater brauchten.

Frisch geduscht hockte ich mich auf sein Sofa und blätterte durch das erst beste Buch, dass ich zu greifen bekam. Es war eine Novelle über einen Tänzer in NY der aller Widrigkeiten zum Trotz an den Broadway ging. Kurz um - eigentlich gut geschrieben, aber thematisch für mich uninteressant. Doch nicht so uninteressant, dass ich die Zeit vergessen hätte. Kurz vor 13 Uhr trudelte Jin und sein Vater ein, Nastya rief zum Essen und aß auch mit uns gemeinsam am Tisch mit. "Ist was Junge?", musternd betrachtete mich Jins Vater während ich mit der Gabel das Essen hin und her schob. "Lucas, Dad er hat einen Namen." Jins Ton zu folge hatte er ihn wohl schon mehrfach daran erinnern müssen. "Jaja, Ich weiß, also was is?"
Ich zuckte nur mit den Schultern. "Daheim essen wir nie gemeinsam." Wieder mal schien ich eine unangenehme Atmosphäre in den Raum gebracht zu haben. So wie im Internat öfters mal.

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