Gerade so schaffte ich es mich für diesen Donnerstag noch vor 8 Uhr krank zu melden und legte mich direkt wieder aufs Ohr. Die vergangenen Tage, Wochen, forderten ihren Tribut. Ich fühlte mich als hätte ich Raubbau an meinem Körper und Geist begangen und wusste jetzt auch nicht mehr wie ich aus dieser Situation heraus käme.
Ich hatte das Angebot auf meiner Seite für die Einzelshows gepostet und eine sofortige Rücknahme wäre äußerst unprofessionell.Ich wurde kurz wach und starrte auf die Uhr. 10:20 Uhr war nicht spät, aber ich hatte zumindest ordentlich Schlaf nach geholte und dennoch fühlte ich mich kränklich. Mein Herz pochte und meine Stirn war heiß. Zumindest fühlte ich es so, ob es tatsächlich so war sollte mir doch lieber die Schulschwester sagen.
Mit meinem Over Size Hoodie und der Kapuze tief ins Gesicht zogen schlenderte ich langsam vor mir her und lief meinem Englischlehrer direkt in die Arme. Glücklicherweise sah ich wirklich kränklich aus und er gab mir meinen Weg einfach frei. Kurz vor der Tür der Schulschwester angekommen war ich überrascht Max dort zu sehen. Er ging gerade heraus und die Schwester rief ihm noch etwas hinter her: "Jetzt jammere nicht. Die paar Splitter haben nichts angerichtet."
Schmollend ging er davon und sah auch mich endlich an. "Was willst du denn hier!", maulte er los und rempelte mich im vorbei gehen an. "Was ist eigentlich dein Problem? Ich habe dir nichts getan, nicht mal mit dir gesprochen. Wieso pisst du mir also so ans Bein?" Ich versuchte zwar energisch zu klingen, aber meine Stimme war überraschend dünn. "Halte dich einfach von Jin fern. Du spielst nicht in seiner Liga, klar? Was will er schon von jemanden wie dir? Du hast nichts - einfach nichts zu bieten. Und plötzlich hängt er mit dir ab und lernt sogar bei dir? Am Arsch. Uns geht es ohne dich prima."
"Das ist mir zu anstrengend.", seufzte ich und war froh das er auch noch doof genug war nicht 1 und 1 zusammen zu zählen. "Was hast du da gemacht?", ich deutete auf seine Hand und den Mitleidsverband der Schwester. Hastig zog er sie zur Seite weg und blickte an mir vorbei. "Geht dich nichts an." Ich schluckte jeglichen Ärger herunter. "Naja egal, dennoch gute Besserung." Seine Augen blickten mich erstaunt an und wirkten plötzlich irgendwie leer. "Danke.", murmelte er und hielt den Kopf seitlich, blickte dann zum Boden und schob sich an mir vorbei, dabei achtete er vorsichtig darauf mich nicht zu berühren. Er blieb kurz stehen und fragte dann doch noch nach. "Bist du etwa krank?"
"Mhm ich weiß nicht, zumindest bin ich fern von fit.", sagte ich ehrlich. Meine Augen waren schwer, obwohl ich mehr als genügend geschlafen hatte. "Tzz, na dann. Erholt dich wieder. Aber wehe du steckst Jin an!"Kurz dachte ich er könnte sogar freundlich sein, doch dann drückte er den Spruch hinterher und ruiniert diesen Eindruck wieder.
Im Krankenzimmer traf ich dann endlich auf die Schwester.
"Oha, und du hast? Du schaust ja wirklich nicht gut aus. Komm her.", sie holte mich augenblicklich rein und ließ mich auf der Liege platz nehmen. "Du hast etwas Fieber, aber ansonsten scheinst du nichts zu haben. Hast du in letzter Zeit viel körperlich gemacht zum Beispiel übermäßig Sport oder so? Wie sieht es mit Stress aus? Die Schule verlangt viel von euch ab."
Ich konzentrierte mich und nickte nur. "Ja körperlich hab ich vielleicht etwas zu viel gemacht und Stress auch ja, aber weniger Lernstress. Da hab ich eigentlich keine Probleme." Sie gab mir einen fiebersenkenden Saft, drehte sich zu ihrem Schreibtisch um und notierte alles. Ich sah ihr einen Moment zu bis meine Augen wieder müde wurden und urplötzlich zu fielen.Ich hatte keine Ahnung wie lange sie mich schlafen ließ, aber nach einer Weile spürte ich Berührungen an meiner Stirn. Ich wollte nicht das sie mich weckte und dennoch wurde ich immer weiter berührt. Es fühlte sich so an, als würde sie mir über die Stirn und das Haar streicheln. Mühselig öffnete ich meine Augen und fühlte mich schon viel besser, als vorher. "Entschuldigen Sie...ich wollte nicht einschlafen.", ich erhob mich langsam, aber die Hand wich nicht zur Seite. Vorsichtig blickte ich umher. Mein Blick fiel zunächst auf einen sehr kräftigen Unterarm, gefolgt von einem noch kräftigerem Oberarm. Dieser steckte in einem weißen T-Shirt und am Kragen entdeckte ich plötzlich rote Flecken.
Erschrocken riss ich die Augen auf und blickte weiter hoch. Ich traf auf zwei äußerst besorgte Augen. "Was ist passiert? Jin!", ruckartig fuhr ich hoch und legte meine Hand an sein Gesicht. Umfasste dabei seine rechte Wange und legte die Finger hinter seinem Ohr ab. An der Augenbraue hatte er eine blutende Platzwunde und auch an seiner Unterlippe war ein frisch, blutender Schnitt.
"Keine Sorge, dass kann beim Boxen schon mal passieren. Ich kann das ab. Ein bisschen Salbe, ein Klebe-Strip ums zusammen zu halten und schon ist die Sache gegessen. Mich interessiert viel eher, was mit dir los ist? Dein Gesicht ist total blass." Er sah wirklich besorgt aus.
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Webcam Boy
Short StoryIch habe Talent, ich habe das Selbstbewusstsein und das Aussehen um alles zu erreichen, was ich mir zu erträumen wagte. Nur hatte ich weder die optimale Familie noch die finanzielle Unterstützung dafür. Doch hatte ich den Willen alle Energie dafür...