Ich hatte richtig schlecht geschlafen. Mein Kopf konnte nicht abschalten und es nervte mich einfach nur, dass Jin diese blöde Aussage hatte stehen gelassen und ich permanent dran denken musste. Ich störte mich an dem Gedanken, dass er 'wirklich alles' mit irgendwem noch so trieb oder womöglich noch mit Max der Kröte. Es war also wenig verwunderlich, dass ich nicht besonders gut drauf war und weiterhin alleine in der Cafeteria aß. Ich wusste ja, dass Jin öffentlich mein Freund sein wollte, aber eben nur ein Freund mit einer seltsamen zweiten Art von Beziehung die irgendwas zwischen Freunde und fester Freund war. Ich hatte aber nicht das Gefühl das er mein fester Freund sein wollte, sondern der reinen sexuellen Natur nachging.
Wahrscheinlich weil er mich so einfach haben konnte ohne das ich Widerstand leistete. Ich hingegen wünschte es mir schon ein bisschen. Ich wollte schon mehr.
Gelangweilt stocherte ich in meinem Essen herum, als der Stuhl vor mir brachial vorgezogen wurde. "Ey Sozialfall, denn brauchst du nicht oder?", Pascal nahm den Stuhl weg und schwang ihn schon fast achtlos umher, bevor er ihn an einen Tisch schräg gegen überstellte. Nur kurze Zeit später gesellten sich die anderen Idioten zu ihm und nicht nur die, sondern auch Jin mit seinem Küken. Ich wunderte mich wenig, dass er sich zu ihnen setzte und mich nur beiläufig grüßte. Ich war kurz davor ebenfalls einen leichten Handgruß zu machen, als sich Max schon ins Blickfeld schob und sich neben ihm hinsetzte. Er nervte mich immer mehr und ich war mir sicher das Jin es sogar genoss.Ich war bedient und beendete mein Essen frühzeitig, stellte es weg und ging Richtung Schwimmclub. Ich war der erste im Becken, schwamm erst lockere Runden zum Aufwärmen und legte dann einige zügige Bahnen hin. Ich versuchte mein Brustschwimmen zu verbessern und blieb auch dabei als der Rest vom Club eintraf. "Hey Lucas, was hältst du von einem Wettschwimmen?", wurde ich aufgefordert und nahm es nur zu gerne an. Der erste Anschlag war knapp, aber beim Abstoß holte ich ordentlich Abstand auf. Es reichte aber nicht, denn der Druck meiner engen Schwimmhose auf der gereizten Haut irritierte mich bei jedem Beinschlag.
"Was bist du denn heute so langsam! Konzentriere dich besser.", maulte mich mein Trainer an. Doch auch in den weiteren Runden konnte ich mein gewohntes Tempo nicht halten. Der Beinschlag war einfach zu schwach. Ich verlor zwei weitere Runden und schlug wütend auf die Wasseroberfläche. "Fuck.", brüllte ich und wurde prompt vom Trainer aus dem Wasser geholt. "Was ist los mit dir Lucas. Eine so schwache Leistung ist ungewöhnlich für dich." Ich seufzte laut vor mir her und wusste das er recht hatte. "Ja ich bin heute etwas unkonzentriert. Bin mit dem Kopf einfach nicht so da."
Er klopfte mir gegen den Rücken und spürte meine Verspannung. "Merkt man. Geh und such dir Entspannung. Hast du die Sauna schon mal probiert?"
Ich schüttelte nur den Kopf. Ich wusste das es hier am Internat einen Wellness-Spa Bereich gab. Hatte ihn aber bislang nicht genutzt. Irgendwie fühlte ich mich nicht wohl bei dem Gedanken mich in eine Sauna zu setzten und dann wahrscheinlich auch noch mit ein paar anderen.
Heute wollte ich dem aber eine Chance geben und zog mich gleich um.Ich war total vertieft in meinen eigenen Trübsinn und beobachtet im vorbei gehen einige ältere Schüler die dabei waren Basketball zu spielen. Auf der Wiese im hinteren Hof begann der Yogakurs. Ganz Vorne mit dabei Max. Ich fand seinen komischen Stelzengott oder wie auch immer das hieß was er da veranstaltete sogar relativ interessant. "Lucas!", schrie mir Jin plötzlich entgegen, der in der Nähe saß und ein Buch übers Kickboxen wälzte. "Was machst du hier?" ich trottete zu ihm herüber und setzte sich genau neben ihn, sodass ich problemlos ins Buch schauen konnte. "Na Lust mal auf ein Training mit mir?", er lehnte sich etwas näher zu mir herüber und stützte sich dabei nach hinten ab. "Nein Danke." Ich hielt mich etwas kurz und das irritierte ihn. "Was ist mit dir? Du schaust komisch aus." Ich starrte etwas nach vorne und spürte durchbohrende Blicke. "Was meintest du gestern, dass der alles tut. Wirklich alles." Er überlegte kurz und lächelte mich an. "Was denkst du denn?"
"Pff, lenk nicht mit einer Gegenfrage ab!"
Ich war bereit wieder zu gehen,als er mich am Handgelenk packte und aufhielt. "Fein. Er hatte bislang nicht mehr als du gemacht. Reicht das?" Ja das reichte mir. Ich stand plötzlich auf und sah ihn an. "Ja, das reicht. Entschuldige ich hab keine Zeit und muss weiter." Ich schluckte jeglichen weiteren Kommentar hinunter. Der Schmerz über diese Erkenntnis machte mir endgültig klar, dass ich für ihn mehr empfand und Gefühle entwickelte. Aber scheinbar waren sie mehr als nur einseitig. Es bestätigte mir auch nur das was ich mir schon dachte.

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Webcam Boy
Short StoryIch habe Talent, ich habe das Selbstbewusstsein und das Aussehen um alles zu erreichen, was ich mir zu erträumen wagte. Nur hatte ich weder die optimale Familie noch die finanzielle Unterstützung dafür. Doch hatte ich den Willen alle Energie dafür...