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Irgendwo im nirgendwo, auf einer Anhöhe, hockte ich mich ins Gras und streckte die Beine von mir. Nicht mal in der Lage zu weinen beobachtete ich nur eine vor mir liegende Straße die langsam aber sicher in der dunkeln Umgebung verschwand und anfing nur durch die Lichter am Rand und die der vorbei fahrenden Autos zu stahlen. Ich stellte mir vor, dass um diese späte Stunde gerade Väter nach Hause fuhren oder auf Nachtschicht unterwegs wahren. Ein Essenslieferant überholte einen anderen Fahrer und in meinen Gedanken fuhr er zu einer Gruppe von Freunden die zusammen saßen, zockten und sich eine Familienpizza teilten. Bei einem großen Van stellte ich mir vor wie meine ganze Familie drin säße und auf den Weg in einen Urlaub wäre. Und während ich mir das alles vorstellte erinnerte mich der langsam aufkommende Schmerz meiner gereizten Haut daran, das nichts davon für mich real war. Das Leder hatte sich an meiner Haut gerieben und ohne nach zu sehen konnte ich erahnen das meine Haut rote Verfärbungen haben müsste. Nicht mal eine Zukunft mit Jin sah ich Momentan. Ich sah eher, dass er sich wegen Evelyn merkwürdig benahm, dass beide eine Vergangenheit haben, sie noch Gefühle für ihn und er mich wie immer geheim halten wollte. Ich hätte tatsächlich heulen können, denn jetzt brach einfach alles unter meinen Füßen weg, mein Magen krampfte beim Gedanken daran, dass sie ihm so nah war - ihn berührte, ihre Lippen sich auf seine Haut legten. Ich hatte kein Zuhause mehr, keine Familie. Mir blieb mein Job und Felix. Bei letzterem Gedanken raffte ich mich auf und trotz der Schmerzen an meiner Haut lief ich direkt los und endlich hatte ich Mal Glück, zumindest teilweise. Ein Nachtbus hielt vor mir an, auch noch genau die richtige Verbindung. "Entschuldigung. Können sie mich mitnehmen? Ich hab nur leider kein Geld.", fragte ich während ich draußen an der Tür stand und mich vom Fahrer mustern ließ. "Harter Abend mhm? Komm spring rein.", er lächelte mich an und endlich hatte ich wieder etwas Glück. "Danke, ja war nen harter Abend." Erschöpft warf ich mich auf einen Sitz, lehnte zur Seite und konzentrierte mich darauf ja den richtigen Halt zu erwischen. Ich nickte kurz ein, aber glücklicherweise nur kurz und wurde genau rechtzeitig wieder wach um an der richtigen Stelle aus zu steigen. "Danke nochmals." Ich verabschiedete mich freundlich und musste nicht mehr weit laufen bis ich bei Felix Protzpalast ankam. Ich drückte die Klingel an der Pforte einmal und als nichts geschah ein zweites Mal. Beim dritten Mal ging endlich die Kamera an und ein völlig verschlafener Felix mit wild abstehenden Haaren blinzelte zweimal, als er mich sah öffnete er einfach kommentarlos das Tor. Jeder Meter zur eigentlichen Tür fing an immer schmerzhafter zu werden und das Leder schien immer mehr zu reiben. "Was ist passiert?", Felix fragte voller Sorge, aber auch komplett übermüdet. "Kann ich heute Abend hier bleiben?" Mit einem dumpfen "Mhm" lief er voran und ich hatte das Gefühl, dass seine Augen sich gleich wieder schlossen. Nur mir größter Mühe blieb er wach und ließ mich einfach hinterher laufen. "Hier." Er deutete auf seinen Schrank und zeigte mir was ich für die Nacht anziehen könnte. "Habt ihr keine Angestellten?" Ich war etwas verwirrt, da ich tatsächlich niemanden außer ihm hier sah. "Nein, doch.... Security nur... Unten im Über....ahh... Überwachungsraum." Kaum hatte er das halb gegähnt gesagt, setzte er sich schon wieder auf sein Bett und beobachtete mich halb schlafend als ich mich umzog. "Kannst du das hier kurz öffnen?" Schweigend stand er auf und half mir aus meinem Fetischgeschirr, als wäre es das normalste der Welt. "Brauchst du Salbe?" Ich wollte nicht noch mehr Aufwand von ihm verlangen und schüttelte nur mit dem Kopf. "Nein, ist nur gereizt. Morgen ist das weg." Wieder kam nur ein müdes mhm, während er sich hinlegte und zur Seite rutschte, damit auch ich Platz hatte. "Du musst keinen Platz machen. Dein Bett ist so groß, da könnte ein Elefant drin schlafen." Als ich dann endlich im Bett lag und das Licht aus war drehte sich Felix noch mal zu mir. "Wirklich keine Salbe? .... Du stehst echt auf Schmerzen..." Dann gähnte er lange und war schon wieder eingeschlafen bevor ich nur Luft holen konnte.
Er hatte Recht, irgendwie. Irgendwie mochte ich es und vor allem mochte ich es, wenn es Jin war und seine körperliche Überlegenheit mit Zärtlichkeit paarte. Allerdings kannte ich auch nur das, nur ihn. Er war der erste Mensch in meinem Leben in den ich verliebt war und auch Sex hatte und genauso wie ich es fühlte, so muss sich wohl auch Evelyn fühlen und vielleicht auch er. Sie hatten ihre ersten Erfahrungen miteinander und das konnte ich nicht auslöschen, egal wie sehr ich ihn dazu drängte das ganze zu klären.

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