2. In der Küche

523 21 0
                                    

Nach einer Weile, in der es wirklich ruhig gewesen war, streckte ich mich.
Es war so, als wäre ich die letzte halbe Stunde alleine gewesen.
Man hatte nur das kratzen des Stiftes mitbekommen.
Ich wusste gar nicht, dass Oikawa so still sein konnte.
Ich hab ihn immer nur reden gesehen...außer vielleicht beim Volleyball.

"Wollt ihr auch etwas zu trinken?", brach ich die Stille und blickte die beiden Jungs fragend an.
"Ja gerne", kam es von Iwa, der aufgeblickt hatte.
Abwartend wandte ich mich dann an Oikawa, der stumm auf seine Blätter starrte und weiter schrieb. Anscheinend war er so konzentriert, dass er mich gar nicht gehört hatte.
Mein Blick wanderte auf seine Notizen, dabei hatte ich mich etwas über ihn gebeugt.

"Und das sollen Notizen sein?", ich zog meine Augenbrauen zusammen.
Ich konnte kaum etwas davon lesen.
Oikawa zuckte leicht zusammen und starrte mich dann überrascht an.
Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich ihm so nah kommen würde.
"Willst du auch was trinken?", wiederholte ich die Frage zuvor, da ich nun seine Aufmerksamkeit hatte.
"Eh..ja, danke", er nickte hastig und war immer noch zur Seite gelehnt.
"Ist Saft in Ordnung?", nun richtete ich mich wieder auf.
Beide nickten daraufhin, also begab ich mich ins Haus.

Es war recht groß, aber gemütlich. Überall stand etwas rum, Figuren, Bilder oder noch mehr Pflanzen.
Es roch immer ein bisschen nach Holz.
Ich mochte es wirklich sehr.

Ich lief in unsere Küche, dort standen Kräuter auf der Fensterbank.
Aus dem Kühlschrank holte ich den Traubensaft, nahm dann drei Gläser aus dem Schrank und goss ein.

"Du hast mir gar nicht gesagt, dass Hajime hier ist", meine Mutter stand lächelnd in der Tür.
Fast hätte ich vor Schreck den Saft verschüttet, konnte das Unheil jedoch schnell genug abwenden.

"Er ist doch fast jeden Tag da, das müsstest du wissen", ich blickte zu ihr auf und schmunzelte.
"Diesmal ist er aber nicht alleine, mh?", sie war zum Fenster gewandert und hatte sich mit den Hände auf die Theke gestützt.
Von dort aus konnte man in den Garten sehen.

"Das ist Oikawa Tooru..",ich stellte den Saft zurück in den Kühlschrank.
"Der Oikawa?", meine Mom zog die Augenbrauen nach oben, "Ich dachte den kannst du nicht leiden?"
"Ja, aber wenn dein bester Freund mit ihm hier auftaucht, kannst du schlecht sagen, dass er verschwinden soll..", ich drehte mich zu ihr.
"Mh, da hast du wohl recht", sie lächelte sanft und sah dann mit leichter Verwunderung zur Tür.
"Mh?", ich folgte ihrem Blick.
Im Türrahmen stand Oikawa etwas unbeholfen.

"Was ist?", fragte ich an ihn gewandt und hoffte irgendwie, dass er das zuvor nicht gehört hatte.
"Ich wollte fragen, wo die Toilette ist", er lächelte unschuldig, "und eh..", er wandte sich an meine Mutter, "Ich bin Oikawa Tooru..freut mich", er verbeugte sich leicht.
"Manieren hat er aber", meinte meine Mom mit verschränkten Armen und sah mich an.
Dafür bekam sie nur einen ja-kann-schon-sein Blick zugeworfen.

"Komm mit, ich zeig sie dir", ich quetsche mich an ihm vorbei, dabei viel mir auf, wie groß er doch eigentlich war.
Bestimmt war er fast einen Kopf größer als ich.

Ich lief einen Flur entlang und blieb dann vor einer Tür stehen. "Hier.."
"Du hast es hier echt schön", er blieb vor mir stehen und schmunzelte.
"Denk ja nicht, dass du jetzt jeden Tag hierher kommen kannst", ich verschränkte die Arme, "aber an deinen Notizen müssen wir arbeiten..", murmelte ich vor mich hin.
"Also willst du mir doch helfen?", er setzte sein verschmitztes Grinsen auf.
"Nicht wirklich, aber ich will dich ja nächstes Jahr los sein...also musst du diese Prüfungen bestehen", unbeeindruckt sah ich zu ihm auf.
"Du bist ja noch fieser als Iwa-chan~", er lachte leicht auf und stemmte die Hände in die Hüfte.

"Ich bin wieder draußen", gab ich daraufhin nur von mir und lief an ihm vorbei. Seine Duftmarke hing wieder in meiner Nase.
Es war ungewohnt, dass ich ihm so nah war.
In der Schule ging ich ihm aus dem Weg, er redete da auch nicht wirklich mit mir.
Ich glaube, in der Schule beachteten wir uns beide nicht wirklich....wobei er mir immer versuchte 'Hallo' zu sagen. Jedoch ignorierte ich ihn jedes Mal wieder auf neue.

In der Küche angekommen nahm ich die Gläser.
Meine Mutter hatte sich währenddessen einen Tee zubereitet.
"Er ist doch ganz hübsch, ist er wirklich nichts für dich?", unschuldig grinste meine Mutter mich an, sie stand immernoch am Fenster, nur jetzt hatte sie eine Tasse in der Hand.
"Mom!", gab ich genervt von mir und ergriff sofort die Flucht.
Ich wollte mich jetzt nicht mit Fragen löchern lassen.

Draußen stellte ich die Gläser ab und reichte Iwaizumi eins.
"Danke", er lächelte sanft und nahm einen Schluck.
Ich lies mich auf den Stuhl sinken und seufzte.
"Wenn du ihn nochmal unangekündigt mitbringst, verschlies ich diese Tür!", ich zeigte auf das kleine Tor, über das man mit Leichtigkeit drüber springen konnte.
"Achwas, so schlimm ist es doch gar nicht. Er war ziemlich lange still", grinste mich Iwa an.
"Er war im Haus! Er hat meine Mom kennengelernt!", ich hatte mich auf den Tisch gelehnt, "Wir sind ja nicht einmal befreundet!"

Iwaizumi fing an zu lachen, da er nicht verstehen konnte, wieso ich mich so aufregte.
Genervt verschränkte ich die Arme und lies mich in die Lehne fallen. "Lach nicht!"
"Aber...dein Gesicht! Als ob er irgendjemand von der Straße wäre...Du kannst ihn doch nicht so sehr hassen", belustigt musterte er mich.
"Ich hasse ihn ja auch nicht...", ich kann ihn nur nicht sonderlich gut leiden.
"Na siehst du, dann gib ihm doch auch mal eine Chance. Du hast ihn sofort abgestempelt, als du ihn das erste Mal gesehen hast."
"Da war er ja auch von einer Traube an Mädchen umgeben und hat einen Spruch nach dem anderen rausgehauen!", protestierte ich.
Solche Typen konnte ich nicht ausstehen.

"Was soll er denn sonst machen? Es sind nun mal seine Fans...soll er sie etwa ignorieren?", nun war Iwa ernster geworden.
Ich schüttelte den Kopf, er konnte sie ja nicht einfach im Stich lassen...aber mit jeder einzelnen flirten?
"Aber man kann doch auch normal mit ihnen reden..", ich blickte Iwa von unten herab an.
"Naja, so geht er nun mal damit um", der Junge zuckte mit den Schultern.
Ohne weiter darauf einzugehen nahm ich einen Schluck Saft.
"Lass uns weiter machen, sonst bekommst ich die Notizen für morgen nicht fertig", ich beugte mich vor und nahm meinen Stift.

Kurz darauf kam Oikawa wieder und setzte sich schweigend.
Er flüsterte ein 'Danke für den Saft' zu und schrieb dann auch weiter.

I'll wait for you. [Oikawa]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt