7. Unangenehme Begegnung

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Ich hatte noch nie einen Freund, aber ich hatte auch noch nie die Chance dafür gehabt.
Ich hatte nie einen Liebesbrief bekommen und zum Valentinstag bekam ich nur etwas von Saki und Iwaizumi. Das hatten wir so ausgemacht.
Aber ich selbst hatte auch noch nie einen Liebesbrief geschrieben.

Ich seufzte leise und lies meinen Kopf auf den Tisch sinken. Es war nie ein großes Thema gewesen und kaum dass...-
Die Tür wurde zugeknallt, was mich aus meinen Gedanken riss.

Ich war aufgeschreckt und blickte mit aufgerissenen Augen zu der Person, die nun im Klassenraum stand.
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals.

"Ah.. tut mir leid, ich hab dich gar nicht gesehen~", Oikawa stand an der Tür und hatte noch immer den Henkel in der Hand.
Warum? Warum musste ausgerechnet er jetzt auch noch hier sein?
Ich stieß einen genervten Ton aus und stützte mich auf dem Tisch ab.
Das darf einfach nicht wahr sein...

"Alles in Ordnung?", er hatte von der Tür abgelassen und kam zu mir rüber gelaufen.
"Ja, geh einfach wieder", murrte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Ich hörte, wie er sich einen Stuhl zurück zog und sich setzte.
"Ich kann nicht, ich verstecke mich", er lachte leicht auf, da es wahrscheinlich genauso lächerlich klang, wie es auch war.
Er versteckte sich? Vor was?

Ich blickte ihn durch einen Spalt zwischen meinen Finger hinweg an. Er hatte sich auf den Platz neben mir gesetzt.
"Vor was?", fragte ich dann dumpf in meine Hände.
"Vor den Mädchen", meinte er und grinste mich an.
Ich lies meine Hände sinken und hob eine Augenbraue.
"Der große Oikawa versteckt sich vor Mädchen?", hatte ich das gerade richtig gehört?

"Ja, manchmal brauch ich auch eine Pause", er nickte leicht.
Ich stieß ein Lachen aus und schüttelte den Kopf.
"Aber ich bin doch auch ein Mädchen", wahrscheinlich sah er mich aber nicht so, wie die Anderen.
Ich war in seinen Augen nicht eine solche 'Gefahr'.
"Du willst mir aber nicht deine Liebe gestehen, oder Bilder mit mir machen...oder doch?", abwartend sah er mich an.
"Wenn ich dich so wieder losbekomme...lässt sich da sicher was machen", ich kramte mein Handy aus der Jackentasche und öffnete die Fotoapp.

Oikawa blieb stumm, weswegen ich meinen Blick zu ihm wandte.
Er hatte eine Hand vor dem Mund, stützte sich auf dem Tisch ab und...-warte! Hatte er etwa rote Wangen bekommen?
Ich betrachtete ihn kurz und legte mein Handy auf den Tisch.
Hatte ich ihn jetzt kaputt gemacht?

Ich strich eine Strähne hinter mein Ohr und wandte meinen Blick wieder aus dem Fenster. Ich sollte ihn wahrscheinlich einfach in Ruhe lassen.

•Sichwechsel: Oikawa•

Hatte sie das gerade wirklich gesagt?
Ich blickte auf den Tisch, da ich bemerkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg.
Sie machte mich verrückt.
Langsam wusste ich nicht mehr was ich fühlen sollte.

Ich wusste nicht was ich denken sollte. Einmal war sie so abweisend und dann machte sie solche Scherze...das war verwirrend.
Und ich wusste nicht einmal, ob sie das nur bei mir machte oder auch bei anderen...
Vielleicht war sie einfach so jemand, der solche Scherze machte.
Ich stützte meinen Ellbogen auf den Tisch und legte meine Hand über den Mund, sodass ich auch meine Wangen etwas bedecken konnte.

Ein lautes Knurren durchbrach die aufgenommene Stille.
Schnell legte ich eine Hand auf meinen Bauch.
Neben mir bemerkte ich eine hastige Bewegung.
"Hast du schon was gegessen?", verwundert zog Natsuki ihre Augenbrauen zusammen.
"Nein", berichtete ich und blickte auf den Tisch," ich hatte noch keine Zeit und mein Essen ist in meinem Klassenraum", meinte ich verlegen.
"Dann musst du wohl dahin zurück", sie musterte mich kurz.
"Ich warte lieber und esse vor dem Training schnell was", ich nickte leicht.
"Du willst so lange nichts essen? Nur weil da draußen ein paar Mädchen sind?", ihre Verwunderung wurde größer.
"Wenn ich da raus gehe, komme ich sowieso nicht weit", ich wandte meinen Blick zu ihr.

Sie schien kurz zu überlegen, bevor sie mir dann ihr Bento entgegen streckte. Verwundert blickte ich erst die Box und dann sie an.
"Ich hab ungefähr die Hälfte gegessen..."
"Huh?", gab ich überrascht von mir.
Sie gab mir ihr Essen? Einfach so?

"Du musst es nicht essen, ich hab sowieso nur ein paar Stäbchen...", erklärte sie, doch bevor sie die Box wieder an sich nehmen konnte, nahm ich sie ihr aus den Händen.
Sie gab mir wirklich ihr eigenes Essen...das hätte ich nie gedacht.
"Ich kann dir auch eine Gabel aus der Cafeteria holen oder irgendwas anderes zu essen", wieso war sie auf einmal so nett zu mir?
"Nein, schon gut", ich lächelte sie sanft an, "Bist du dir sicher, dass du nichts mehr willst?", hackte ich dann noch einmal nach.

Während ich auf eine Antwort wartete, machte ich den Deckel auf und blickte hinein. Es sah wirklich lecker aus!

"Du brauchst es dringender als ich...Du hast später noch Training und bist sowieso so...",ihre Augen wanderten kurz an mir herunter. Was sich irgendwie komisch anfühlte.

"So...was?", hackte ich skeptisch nach und steckte mir etwas Essen in den Mund.
"Du bist groß und...schlank", versuchte sie es irgendwie harmlos auszudrücken.
Das hieß also, dass sie mich zu dünn fand?
"Willst du damit sagen, dass ich nicht genug esse?", neugierig sah ich sie an. Machte sie sich Sorgen?
"Ich weiß nicht wie viel du isst. Aber wenn du den ganzen Tag darauf verzichtet...dann würde ich sagen: ja, du isst zu wenig", erklärte sie ihre Sichtweise.

Daraufhin musste ich etwas lachen.
"Da hast du wohl recht", meinte ich und nahm noch etwas zu essen.
Wenn ich so darüber nachdachte, aß ich wirklich nicht viel. Obwohl es für den Sport auch wichtig war.

Danach wurde es wieder Still und ich aß weiter.
"Das schmeckt wirklich gut, hast du das gemacht?", fragte ich nach einer Weile des Schweigens.
"Mh? Ja, hab ich", sie nickte leicht.
Augenblicklich fing ich an zu schmunzeln.
Ich aß gerade das Essen, was sie gemacht hatte.
Ich spürte wie sich ein leichter Rotschimmer auf meine Wangen legte.
"Das ist super~", ich blickte sie freudig an.
"Danke...", murmelte das Mädchen und wandte mich wieder dem Fenster zu.

I'll wait for you. [Oikawa]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt