Kapitel 2

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Shavo ging nach Hause. Es war bereits nach neun Uhr, Shavo schlug die Tür hinter sich zu. „Shavo, bist du das?" „Ja Mom." „Wo warst du denn so lange?", fragte sie, Besorgnis in ihrer Stimme. „ich war unterwegs und bei ein paar Freunden.", sie nickte, strich ihm kurz über seine Wange und ließ ihn dann alleine. „Hey Bruderherz." Shavos kleine Schwester Ziva kam aus ihrem Zimmer, in den engen Flur. „Hey, alles ok bei dir? Dein Gesicht ist ja ganz aufgequollen." „Es ist nichts, mir geht es gut.", murmelte er und wich ihren fragenden Augen aus „Ach ja? Weißt du das Gore angerufen hat und dich unbedingt sprechen wollte?"

„Ja, das ist nur weil wir ne Party planen." „Du hast ihm eine reingehauen Bruderherz. Warum hast du das gemacht? Ihr wart doch immer beste Freunde?" Shavo ging an seiner Schwester vorbei und ging in die Küche, dort machte seine Mutter gerade den Abwasch. Sein drei Jahre jüngerer Bruder saß an dem kleinen Tisch und hörte über seinen alten Gettoblaster Rap-Musik. „Serjey, mach die Musik leiser und hilf lieber Mama", sagte Shavo und seufzte. „Du hast mir gar nichts zu sagen Shavo", entgegnete Serjey trotzig. „Du Hättest ja auch mal eher kommen können und Mom helfen können.", stichelte Serjey weiter. „Ich habe gearbeitet und war dann noch etwas spazieren, um mich erst mal wieder zu erholen.", sagte Shavo und versuchte sich nicht aufzuregen über seinen Bruder. „Buhu, heul doch.", kam als Antwort. Shavo wurde sauer. „ich leiste wenigstens etwas für die Familie. Das kann man ja von dir nicht sagen. Du schwänzt nur die Schule, scheißt auf alles und hängst mit deinen merkwürdigen Freunden ab" Shavo hatte seine Stimme erhoben. „Schluss jetzt! Alle beide.. Ich hab schon genug Kummer, da kann ich nicht noch euch beide Streithähne gebrauchen!", mischte sich nun auch ihre Mutter in ihre Auseinandersetzung mit ein „Entschuldige Mom.", sagte Shavo jetzt ruhiger und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Erschrocken schaute er dann aber seine Mutter an. „Mom, was ist passiert?" Er strich ihr über eine Schwellung an ihrer Schläfe, wo sich jetzt bereits auch ein blauer Fleck langsam aber sicher bildete. „nichts, ich bin dummerweise gegen die Tür gerannt.", antwortet sie schnell. „Mit der Seite des Kopfes? Das war Vater, nicht wahr? Er hat wieder mal seine Wut an dir ausgelassen..", traurig und gleichzeitig wütend sah er sie an. „Mom so kann das nicht weiter gehen" Shavo drehte sich wieder zu seinem Bruder. „Warst du dabei?", sein Bruder nickte nur. „Warum hast du dann nichts unternommen?", schrie Shavo ihn an. Serjey zuckte zusammen. Ziva kam dazwischen. „Shavo, beruhige dich, er hat Angst vor Vater so wie wir auch." „Nein, ich habe keine Angst vor ihm." Shavo stürmte aus der Küche und aus der Wohnung. „Shavo!" Ziva eilte ihm hinterher.

Ben tat schon die Hand weh, aber er gab nicht auf der Gedanke an den Jungen half ihm nicht aufzugeben. Sein Assistent sah ihn grinsend an. „Mann du musst ja einen Geistesblitz haben" aber Ben antwortete nicht. So viel leid, seine Gedanken flogen wieder zu dem Jungen dieser erschrockene Ausdruck, Angst, Verwirrung und Schmerz... Ben hätte ihn am liebsten in den Arm genommen, einen Wildfremden dem er sich plötzlich nah fühlte. Er sah allein aus. Seine Worte flogen, er konnte nicht aufgeben. Er wurde schier aus seinen Gedanken gerissen, als sein Telefon klingelte. „Hi hier David" Ben horchte auf als dieser nur sagte „dein Bruder" er nahm den Hörer seufzend in die Hand „Hallo Bruderherz..." sein Bruder und er hatten keine gute Beziehung zueinander. Schuld daran waren seine Eltern. Sie hatten seinen Bruder gefördert, geliebt und ihm alles gegeben wobei Ben immer nur eine Enttäuschung gewesen war. Sein Bruder musste sich nie anstrengen und bekam alles. Schließlich hatten seine Eltern beschlossen umzuziehen, sein Bruder sollte in eine Hochintelligente Schule gehen und sie zogen um. Sie nahmen ihn nicht mit, sie ließen ihn allein auf der gleichen Schule auf der er nur verprügelt wurde und schließlich absichtlich nur noch Probleme machte. Er hatte einen miserablen Schulabschluss, doch dann traf er David er war und ist sein bester Freund. Er ersetzte ihm den Bruder und die Eltern. Sein Bruder und er hatten seit damals selten Kontakt. Ben dachte sein Bruder hätte ihn vergessen und das nahm er ihm heute noch übel. Er wusste eigentlich fast nichts über seinen Bruder, wie auch? Sie lebten in verschiedenen Städten, taten etwas völlig verschiedenes und er hatte Kontakt zu seinen Eltern wohingegen Ben gar keinen Kontakt mehr zu ihnen hatte. Also verunsicherte ihn der Anruf nun auch „Ben, Vater hatte einen Herzinfarkt, er möchte das du ihn besuchen kommst. Es geht ihm ziemlich schlecht.." Ben seufzte, er war so stur das wusste er aber sie hatten sein Herz gebrochen und sie melden sich nur wenn es ihnen dreckig geht? „Vergiss es Brüderchen, soll der Alte doch verrecken wenn's nach mir geht." hätte sein Bruder nach ihm gefragt, gesagt dass er ihm fehlt oder er ihn sehen will vielleicht hätte er dann anders reagiert. Er wollte schon auflegen, da sagte sein Bruder „Ben du bist immer noch sauer auf die beiden? Das ist jetzt 14 Jahre her... Jedes deiner Bücher steht bei ihnen in der Vitrine. Sie erzählen stolz ihren Freunden von ihrem Schriftstellersohn, findest du nicht sie haben wenigstens einen Besuch verdient? Wenn schon nicht wegen ihnen, dann komm wegen mir. Ich habe dich 3 Jahre nicht zu Gesicht bekommen, weißt du wie das ist, wenn man immer nur ein Bild in einer Zeitschrift von dir sieht? Du bist mein Bruder, ich habe keinen anderen verdammt noch mal und ich brauche dich jetzt hier, also mach gefälligst das du her kommst du stures Stück scheiße!" Ben musste schmunzeln, das machte ihm richtig spaß, aber er bekam einen strafenden Blick von David. Also sagte er nur genervt „ich komme, aber mit David. Wir bleiben eine stunde und dann verpiss ich mich wieder, mehr hat der Arsch nicht verdient", er schlug den Hörer auf und raufte sich das Haar. Er sah David an und sagte dann wie ein kleiner Junge „was denn? Er hat angefangen!" David lachte. Dann lehnte Ben sich zurück und dachte wieder an den Jungen, er war damals genauso wie er.. jetzt war er dank David viel stärker geworden. Er war nicht mehr schwach, nicht mehr alleine. Er hatte ein zu Hause.

Shavo war die Treppe herunter gehastet und aus dem Haus gelaufen. Ziva war ihm hinterher geeilt. Auf der Straße holte sie ihn schließlich ein. „Shavo, bitte warte", sie blieb vor ihm stehen. „Bitte tue nichts unüberlegtes.." Sie sah ihn flehend an „ich weiß du bist wütend auf Vater, weil er Mama mies behandelt und uns ebenso. Aber es muss einen anderen weg geben, als den der Gewalt! Damit änderst du gar nichts... Bitte, Shavo!", Tränen liefen ihr über die Wangen. Shavo schaute sie an. Seine Augen spiegelten den puren Hass und seine Wut wieder. Ziva zitterte, es machte ihr Angst wenn ihr Bruder diesen Blick hatte. Sie wusste zu was er fähig war, und das machte ihr noch mehr Angst, obwohl sie wusste, dass er seiner Familie nie etwas antun würde. Aber im Moment war er auf dem besten weg, genauso zu werden wie ihr Vater und das musste sie unbedingt verhindern. Dann hellte sich Shavos Blick plötzlich auf, er nahm Ziva in die Arme. „Entschuldige.. Du hast ja recht.Es muss einen Anderen Weg geben.." Ziva löste sich etwas aus seinen Armen und schaute ihrem Bruder dann tief in die Augen, sie schien etwas zu suchen und schließlich auch zu finden. „Shavo, hast du Schnaps getrunken?" Shavo wich ihrem Blick aus. „Verdammt Shavo, das ist nicht gut wenn du schon nach der Arbeit direkt trinkst!", sie schüttelte ihren Kopf. „Überhaupt trinkst.. dann wirst du erst recht wie Vater. Bitte, ich flehe dich an, du bist unsere einzige Hoffnung! Ich weiß wir haben es sehr schwer, aber du bist der Einzige der das ändern kann.. bitte, wirf dich nicht weg.", sie weinte bitterlich und krallte sich an ihm fest. Shavo nahm sie wieder in die Arme und drückte sie nah an sich. „du hast ja recht, aber ich bin einfach selbst am Ende" Arm in Arm gingen sie schließlich langsam zurück nach Hause.

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