Kapitel 21

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Ben brauchte lange, um wieder einzuschlafen. Er drehte und wendete sich und schließlich stolperte er ins Bad und übergab sich. Es war alles ein wenig zu viel für ihn geworden. Er kletterte Kreidebleich wieder ins Bett und fiel endlich in einen unruhigen Schlaf, bevor er jedoch einschlief schrieb er David noch eine sms „könntest du früher zurück kommen? Ich brauche dich hier... Ich ruf dich morgen noch mal an – Ben", er träumte von Shavo und Ziva und sah dann seinen Bruder, der ihn erst anlächelte und dann davon ging, ohne sich umzusehen. Er rief immer wieder seinen Namen, aber Kyle drehte sich dennoch nicht um. Tränen liefen Ben über die Wangen und er rief laut „lass mich nicht alleine" aus, dadurch wachte er auch schließlich auf. Er war schweiß gebadet und zitterte, laut Uhr war es erst acht Uhr morgens. Er zog sich an und schlich sich ins Wohnzimmer, im anderen Zimmer war noch alles still. Ben stellte sich ans Fenster und atmete tief ein und aus, die Sonne schien und streichelte über seinen fröstelnden Körper. Er hörte sein Handy leise piepen „was ist los? ist was passiert?" Ben nahm das Festnetz Telefon, ging in sein Zimmer und schloss die Tür. Es tat gut David alles zu erzählen. Der versuchte ihn wieder zu beruhigen und ermunterte ihn heute ein wenig mehr und intensiver Zeit mit Shavo zu verbringen. Dann sagte er endlich die Wörter, die er hören wollte „sag Ziva noch nichts, aber ich bin morgen wieder da..." Ben hörte sein lächeln durchsTelefon und es tat gut „sie vermisst dich und hat nach dir gefragt." David lachte „Ben, ich kann nicht aufhören, an sie zu denken" jetzt lachte Ben auch. „Bis morgen David und danke, dass du mich angerufen hast."„hey wozu bin ich denn da?!" sagte David und lachte. Beruhigt legte Ben sich noch mal aufs Bett und döste ein wenig vor sich hin, bis er Geräusche aus dem anderen Zimmer hörte.

Shavo war früh wach. Sein Kopf dröhnte, als ob ein Zug ihn überfahren hätte, er torkelte in die Küche um etwas zu trinken. Ziva wurde davon wach, dass sie Shavo gegen den Schrank, dann gegen den Tisch und schließlich gegen eine Lampe laufen und ihn laut fluchen hörte. Sie stand auf und ging in die Küche. Shavo saß jetzt nachdenklich am Tisch. Ziva sagte nichts, sondern setzte sich nur schweigend dazu, auch Ben war wieder wach geworden und kam jetzt in die Küche. „Morgen Ben, bitte setz dich.", sagte Shavo ruhig.

Ben sah Shavo mit hochgezogener Augenbraue an „eine Sekunde", er ging ins Bad, holte Aspirin und ein Wasserglas und stellte beides vor Shavos Nase, er setzte sich einen Kaffee auf und setzte sich dann ebenfalls an den Tisch. „Eine grauenvolle Nacht, oder?" aber diesmal lächelte er nicht, sondern sah betroffen auf den Tisch.

Shavo sah ihn genau so betroffen an. „Es tut mir leid, wegen letzter Nacht und wegen allem. Aber das hat mir eins klar gemacht, ich muss endlich meinen Schmerz teilen, es geht nicht länger, dass ich es in mich rein fresse, denn es wird mich sonst bald umbringen. Ich habe manchmal den Wunsch zu sterben, damit alles vorbei ist, dann denke ich wieder an Ziva, Serj, meine Mutter und an David und dich und das gibt mir Kraft. Wisst ihr, es vergeht kein Tag und keine Nacht, in der ich nicht an unsere Zeit in Beirut denke."

Ben hörte sich alles an und unterbrach ihn kein einziges mal. Er wollte, dass Shavo alles erzählte, es war besser so, nur einmal sagte er kurz „gestern das.... mach das nicht noch mal, okay? Ich hatte wirklich Angst um dich... Alkohol sollte niemals deine Lösung sein. Notfalls weck mich einfach, wenn du merkst dass es dich wieder umhaut. Ich bleibe dann solange neben dir sitzen, bis es vorüber ist." dann war er wieder still. Er drückte Ziva den Arm und musste schmunzeln, als er sah welchen Pullover sie jetzt trug. Er ließ Shavo Zeit zu erzählen, dieser machte ab und zu Pausen und schien abzudriften und fand dann aber wieder zurück an den Tisch. In den Pausen hatte Ben dann etwas zu Essen auf den Tisch gestellt.

„Damals in Beirut stürmten Kriminelle in unser Haus. Ich weiß, dass unsere Mutter mit Serj und Ziva im Keller war und sie sich versteckten. Ich hatte mich aber hoch geschlichen und sah wie Männer in unserem Haus herumliefen und alle möglichen Sachen mitnahmen oder zerstörten. Dann sah ich unseren Vater, wie er einen Typen packte und ihn nieder schlug. Im gleichen Moment, hatte ein anderer mich entdeckt und zog mich aus meinem Versteck heraus. Noch ein Anderer, packte meinen Vater von hinten und schlug ihn nieder. Unser Haus stand schon teilweise in Flammen, ich wehrte mich und biss den Mann, der mich festhielt. Er ließ mich los und ich rannte zu dem anderen. Doch der Typ, den ich gebissen hatte, packte mich und schlug mehrmals auf mich ein. Neben mir sah ich dann eine Glasscherbe liegen. Aus Panik und Angst nahm ich die Scherbe und rammte sie dem Mann in den Hals. Ich habe glaub ich die Hauptschlagader von ihm getroffen, das Blut spritzte nur so aus seinem Hals heraus.", während Shavo erzählte, stoppte er immer wieder, hielt kurz inne sein Gesicht war mittlerweile Kreidebleich. Es war offensichtlich wie schwer es ihm fiel, das zu erzählen. Er zitterte am ganzen Körper, sein Körper war schweißnass. Tränen liefen über sein Gesicht, dann drehte er sich plötzlich zur Seite und übergab sich.

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