Kapitel 7

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Sag es ihm..!
Nein, tu es nicht...
Sag es ihm..!
Ich kämpfte wie ein Irrer mit meiner inneren Stimme.

Ich versteckte meine Hände in der Hosentasche. Ich wollte nicht, dass er sah, dass ich zitterte.
Zugleich wollte ich so unauffällig wie möglich wirken.

,,Ich muss mit dir reden'' kam es plötzlich von ihm. Meine Augen weiteten sich. Wusste er es etwa schon? War ich doch zu auffällig?

,,Es geht um Lucy'' kam es nun von ihm und das erste Mal war ich erleichtert ihn ihren Namen aussprechen zu hören.

,,Ich wollte nur klarstellen, dass ich nicht vorhabe dir deine Schwester wegzunehmen oder sonst etwas Derartiges'' fing er an und ich verstand sofort kein Wort. So starrte ich ihn an wie ein Auto.

,,Du musst dazu auch gar nichts sagen, ich wo - '' fing er erneut an, doch ich unterbrach ihn.
,,Das ist es nicht'' entfuhr es mir, bevor ich mich selbst davon abhalten konnte.

Nun schaute er mich wie ein Auto an.
,,Was ist es dann?'' fragte er.

Sag es ihm..!
Nein, tu es nicht...
Sag es ihm..!
Erneut kämpfte ich mit meiner inneren Stimme.

Während ich versuchte einen klaren Kopf zu behalten, kickte der Alkohol plötzlich aus dem Nichts wieder herein.
Ich starrte noch immer in das Gesicht von Clay, welches mir nun undeutlicher erschien.

Ich ließ mich auf das Bett von Nick plumpsen und starrte auf den Boden. Clay kniete sich vor mir nieder und schaute mich schon bemitleidend an.

,,Du kannst mit mir sprechen George'' sagte er und trug dabei so ein sanftes, ehrliches und sicheres Lächeln im Gesicht.
,,Kann ich nicht...'' nuschelte ich.

Halt die Klappe, du verrätst dich noch!
Ja, es ist besser so.
Nein, ist es nicht!
Wieso konnte man überhaupt mit sich selbst sprechen, wenn die innere Stimme einem meist das Gegenteil riet?

,,Wieso nicht?'' fragte er nun.
,,Weil...'''
,,Weil was?'' hackte er nach und schaute mir noch immer so tief und fest in die Augen.

Ich konnte nicht anders. Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten. Selbst wenn ich es bereuen würde, würde ich diesen Moment für immer genießen.

Ich legte meine Hand an seine Wange, beugte mich etwas zu ihm herunter und küsste ihn. Dieses Gefühl...es war unbeschreiblich. Meine Gefühle für ihn wurden von Sekunde zu Sekunde stärker.

Als ich mich von ihm löste und sah, wie erschrocken und irritiert er mich anstarrte, realisierte ich, was ich eigentlich gerade getan hatte.

,,Ich...es tut mir leid...'' stotterte ich, während ich aufstand und ein paar Schritte von ihm weg trat. Er richtete sich ebenfalls auf und schien ebenfalls erst einmal realisieren zu müssen, was gerade passiert war.

Ich hatte den Freund meiner Schwester geküsst. Wie konnte ich bitte so scheiße dämlich sein? Genau das sollte niemals passieren!

,,Tut mir leid...wirklich...ich...'' stotterte ich erneut und lief rückwärts bereits aus dem Raum, doch es verlief etwas anders als geplant, da ich über irgendetwas stolperte und nach hinten fiel.

Als ich am Morgen aufwachte war das Erste, was ich wahrnahm, mein noch immer pochender Kopf und dass ich mich in Nick's Bett befand.

An gestern konnte ich mich irgendwie kaum erinnern. Es war alles so unklar, was vermutlich am Alkohol lag und an dem Sturz mit meinem Kopf.

Ich blieb für eine Weile noch liegen, doch als ich ein Geräusch aus der Küche hörte, stand ich auf und lief dorthin.

Als ich im Wohnzimmer vorbeilief, sah ich, dass Nick und Karl noch schliefen. So konnte das in der Küche nur Clay gewesen sein.

Ich betrat sie und sah ihn dort stehen. Er schüttete sich ein Glas Wasser ein. Er bemerkte mich und schaute mich an.

,,Tut es noch weh?'' fragte er mich, woraufhin ich zunächst keine Ahnung hatte, was er meinte.
,,Dein Kopf'' klärte er mich auf, als hätte er Gedanken lesen können.
,,Oh, ein bisschen'' antwortete ich.

,,Hier'' sagte er und überreichte mir das Glas Wasser. Während ich es trank, lehnte er sich gegen die Küche mit verschränkten Armen und schaute mich an.

Er schien als würde er etwas sagen wollen, doch sich gleichzeitig auch davon abhalten. Ich bekam die Angst, dass etwas passiert war, woran ich mich nicht mehr erinnern konnte.

,,Uhm...ist gestern irgendetwas passiert oder so? Kann mich nicht wirklich mehr daran erinnern...'' Er schien für einen Moment nachzudenken.
,,Nein. Nur, dass du dir den Kopf gestoßen hast'' antwortete er schließlich.

Erleichterung überkam mich. Ich hatte es also bisher geschafft, mich zusammenzureißen. Das war doch schon einmal ein guter Start in den Tag, oder nicht?


Irgendwie finde ich es witzig, aber auf der anderen Seite tut er mir leid, dass er sich nicht mehr daran erinnern kann und total ahnungslos vor ihm steht.😂









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