Kapitel 21

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Clay's PoV

Ich stand nach einer Weile vor Georges Zimmertüre. Ich wollte mit ihm reden, doch tatsächlich drückte ich mich selbst ein wenig davor, in dem ich versuchte Zeit zu schimmern.

Dennoch musste ich mit ihm sprechen und mit dem Bau der Zeichnung mussten wir auch langsam beginnen. Wir hatten schließlich nur noch mit heute drei Tage Zeit. Am Freitag war schließlich schon die Vorstellung.

Ich verfluchte mich jetzt schon für das, was ich zu ihm gleich sagen würde. Zum einen Teil, da ich seine Gefühle somit verletzen würde und zum anderen, weil ich Lucy belog und zu feige war mich von ihr zu trennen.

Es war wirklich nicht einfach. Ich liebte Lucy dennoch, sie war ein Teil von meinem Leben. Jedoch hatte ich wohl auch Gefühle für George entwickelt und diese schienen stärker zu werden, als die Gefühle, die für Lucy je da waren.

Ich klopfte an seiner Türe und wartete auf ein Zeichen, dass ich hineinkommen durfte. Er öffnete sie mir und setzte sich bereits an seinen Schreibtisch, auf dem er den Schuhkarton schon bereithielt.

,,Einen besseren habe ich nicht gefunden'' sagte er, während ich ihn betrachtete.
,,Der ist perfekt'' antwortete ich ihm mit einem kleinen Lächeln.

Ich setzte mich auf sein Bett und schaute für einen Moment auf den Boden. Sollte ich mit ihm jetzt schon darüber sprechen oder lieber erst danach? Vermutlich wäre danach besser gewesen.

Während er den Karton zurechtschnitt, kümmerte ich mich um die Teile, die dort später hereinmussten. Uns fiel relativ schnell auf, dass wir, wenn wir heute durcharbeiten würden, schon morgen fertig sein könnten.

So saßen wir an dem Schuhkarton, bis wir hörten, wie die Haustüre unten aufgeschlossen wurde. Wir schauten uns beide für einen Moment an, als würden wir uns  gleichzeitig fragen, wer das sein könnte. Natürlich konnte es aber nur Lucy sein.

Als sie die Treppen hinauf lief, fiel mir auf, dass ich mit George noch nicht gesprochen hatte und wohl nun nicht mehr dazu kommen würde.

Lucy lief in ihr Zimmer. Als sie sich umdrehte und in das von George hineinschaute, sah sie mich auf seinem Bett sitzen. Verwirrt starrte sie mich an, während sie herüberkam.

,,Warst du auch Zuhause?'' fragte sie George, als sie ihn an seinem Schreibtisch sitzen sah.
,,Mh'' machte dieser nur.

,,Was macht ihr?'' fragte sie nun.
,,Wir haben den Bau der Zeichnung angefangen'' erklärte ich ihr, woraufhin sie nur nickte.

,,Ich verhungere...'' schmollte sie.
,,Können wir uns etwas zu essen holen gehen?'' fragte sie mich.

Ich sah Georges Blick für eine Sekunde aus dem Augenwinkel. Ihm war wohl auch klar, dass wir noch nicht miteinander gesprochen hatten.

,,Sicher...'' entgegnete ich Lucy und stand auf.
Als ich hinter Georges Stuhl stand, schaute ich ihm im Stehen über die Schulter.
,,Kommst du klar?'' fragte ich ihn.
,,Mh'' gab er mir nun auch nur zurück.

Ich nickte leicht und lief zu Lucy, die sich wie ein Affe um meinen Arm klammerte. Ich schlüpfte in meine Schuhe, zog meinen schwarzen Pullover zurecht und wartete nur noch auf Lucy, die ihre Haare noch einmal richtete.

So gingen wir los und kauften etwas zu essen. Ich dachte, dass sie danach wieder nach Hause wollen würde, doch sie wollte anscheinend noch etwas spazieren gehen. Die ganze Zeit über hatte ich ein mulmiges Gefühl und das schien sie auch zu bemerken.

,,Ist alles in Ordnung? Du scheinst so abwesend'' kam es von ihr.
,,Ist es wegen letztens...?'' fragte sie nun skeptischer nach.
,,Nein'' antwortete ich ihr sofort.

,,Was ist es dann?'' Sie stellte sich plötzlich vor mich und schaute mich an.
,,Du kannst mit mir reden, das weißt du doch, oder?'' Sie musterte mich.

,,Vertraust du mir nicht?'' fragte sie dieses Mal.
,,Doch, natürlich'' entgegnete ich ihr.
,,Das Projekt mit George beschäftigt mich nur ein wenig, es macht einen großen Teil der Note aus'' log ich sie an.

,,Ach das wirst du mit links schaffen! Du hast doch ein Superhirn!'' lachte sie und versuchte mich aufzumuntern.
Ich lächelte sie an und nickte.

Ich fühlte mich immer schlechter in ihrer Gegenwart. Ich wollte nie so jemand sein. Jemand, der seine Partnerin betrog und auch noch anlog. Jemand, der nicht wusste, was er eigentlich wollte.
Ich wusste immer, was ich wollte, bis das mit George angefangen hatte.

Liebe war viel zu kompliziert. Entweder brachte sie dir das Glück, nach dem du dich gesehnt hattest oder konnte deine Welt in Sekunden auf den Kopf stellen - egal ob positiv oder negativ.


Denkt ihr eigentlich, dass er Lucy jemals davon erzählen wird? 🤔



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