Kapitel 1

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17 Jahre später

Viktoria

Ich ging die Gasse entlang. Ich konnte Italien noch nie leiden, auch wenn ich meine Wurzeln hier hatte. Doch aufgewachsen war ich in Schweden und ich liebte es dort.

Jedes Mal wenn wir dort wegmussten, bekam ich einen Tobsuchtsanfall und auch jetzt noch musste mein Bruder ordentlich Überzeugungsarbeit leisten. Meine Mutter probierte es zwar auch, doch schon seit Antonio und ich klein waren, waren wir unzertrennlich.

Es war wie ein magisches Band. Wir wussten immer wie es dem Anderen ging, auch wenn wir auf unterschiedlichen Kontinenten waren. Schon als Baby bin ich nie eingeschlafen, wenn ich nicht neben meinem Zwillingsbruder schlief.

Bei den Gedanken an Antonio, zog sich mein Herz leicht zusammen. Ich beschloss ihn nachher anzurufen, sobald ich wieder im Hotel war.

Ich bog in die nächste Gasse und hielt den Atem an.

Mir gegenüber standen mehrere Männer. Einer der 4 wurde an eine Hauswand gedrückt und hatte ein Messer, gefährlich nah an seiner Kehle.

Die Männer die ihn festhielten sahen aus wie Schränke und erinnerten mich an Gorillas. Der, der das Messer hielt, war nicht zu breitschultrig und hatte auch nicht tonnenweise Muskeln, so wie seine Partner, trotzdem konnte man ihm ansehen, dass er regelmäßig körperliche Arbeit vollbrachte.

Ich wollte gerade weiter gehen, da musste ihr Opfer mich gesehen haben.

"Hey Mädchen, ruf die Polizei. Schnell."

Am liebsten hätte ich den Männern ihren Job abgenommen und den Sprecher selbst die Kehle aufgeschlitzt, doch das ging nicht. Ich musste jetzt hilflos und klein wirken, sonst würden mich die Gorillas nie gehen lassen. Ich hasste es zwar, mehr als alles andere auf der Welt, doch es gab keinen anderen Ausweg.

Ich drehte mich langsam zu der Gruppe und guckte sie panisch an. Da ich die Männer, vor allem den mit dem Messer, nicht für dämlich hielt, zitterte ich sogar leicht mit meinen Händen.

"I..., Ich muss leider gehen. Schönen Tag Ihnen noch."

Ich drehte mich wieder um und wollte gehen. Ich schaffte sogar ein paar Schritte und konnte die panischen Rufe des Mannes ignorieren, doch nach einigen Metern wurde ich herumgewirbelt und spürte die kalte Wand in meinem Rücken.

Eine Hand schloss sich um meinem Hals und wollte mich damit an der Flucht hindern, doch er drückte nur leicht zu, sodass ich mit Leichtigkeit hätte entkommen können.

Mein Kopf tat durch den Zusammenstoß mit der Backsteinwand weh und ich konnte mir keinen Kommentar verkneifen.

"Das hat weh getan."

Wenn ich angepisst war, wurde ich sehr sarkastisch, doch mir merkte man es nicht an, da ich ganz normal mit den Menschen redete.

Als ich mich vom Schmerz erholt hatte, öffnete ich meine Augen und schaute in eisblaue Augen. Ich starrte eine ganze Weile und konnte mich nicht abwenden. Erst als ich mich selbst dazu zwang, schaute ich mir den Rest des Gesichts an.

Der Junge war attraktiv, das musste man ihm lassen. Und ich merkte, dass auch er mich musterte.

Am liebsten hätte ich ihn gerne im Licht gesehen. Die Gasse bietete bloß einen leichten Lichtschimmer der von der Hauptstraße kam und der Typ hatte sein Gesicht von mir weggedreht und unterhielt sich mit seinen Partnern. Auf Italienisch.

Ich klopfte mir innerlich selbst auf die Schulter, da ich so schlau gewesen war auf Englisch geantwortet zu haben. Ebenfalls merkte ich, dass ich die Männer zu schlau eingeschätzt hatte, denn ihr Opfer hatte mich auf Italienisch angesprochen.

Hold me when we escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt