Kapitel 18

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Jayden

Immer noch nichts. Kein Piepen, keine Atmung, kein Herzschlag. Viktoria war und blieb tot. Jeder im Raum wusste das, nur Antonio schien es nicht akzeptieren zu wollen. Er stand noch immer am gleichen Ort und starrte abwechselnd auf den Monitor und dann wieder auf seine Zwillingsschwester.

Er konnte einem wirklich leidtuen. Allein die Vorstellung einen meiner Brüder oder Amelia zu verlieren war schrecklich und dann noch die Vorstellung das es mein Zwilling war, den ich zum Grab tragen würde. Das würden wohl wenige übers Herz bringen können.

Aber wir gehörten zu den Wenigen die es konnten, schließlich hatten wir es von klein auf an gelernt. Jede Sekunde konnte jemand getötet werden. Berufsrisiko, wie es mein Vater immer nannte.

Der Arzt gab immer noch sein bestes, auch wenn es schon lange nur um sein eigenes Leben ging und nicht mehr um das seiner Patientin und solange machte mich das persönlich irre.

Auch wenn Antonio mich hassen würde, ich konnte es nicht mehr mit ansehen, wie er sich selbst quälte.

"Genug. Hören Sie auf und gehen Sie."

Der Arzt guckte Antonio panisch an, aber als dieser nichts erwiderte, packte er eilig seine Sachen und rannte fast aus dem Gebäude. Das restliche Personal tat es ihm gleich.

Antonio rührte sich noch immer nicht, weswegen ich ebenfalls ging, genauso wie der Rest meiner Familie, da wir anscheinend alle nicht so recht Ahnung hatten, wie wir uns verhalten sollten.

Gerade als ich die Tür nach draußen öffnete, wurde diese gleichzeitig mit Schwung von außen geöffnet, sodass mir der Griff entglitt. Vor mir stand Mariah, aschfahl im Gesicht. Sie starrte mich einen kurzen Moment an und stürmte dann an mir vorbei, zu ihren Kindern.

Um nicht weiter zu stören, verließ ich, ohne Mariah weiter zu beachten, das Gebäude und ging zum Wagen meines Bruders, der, wie mein Vater und Koda, ebenfalls nicht stören wollte.

Antonio

Ich hatte meine Mutter noch nie so erlebt. So verstört. Wie als wäre Tori ein Geist oder etwas Übernatürliches guckte sie sie an. Aber konnte ich es ihr verübeln? Ihre Tochter ist tot und das wegen einem beschissenen Unfall. Nicht durch einen Schuss oder Entführung oder andere Dinge die unser Leben mit sich brachte. Nein, durch einen verfickten Unfall.

Selbst für mich klang das wie ein schlechter Scherz. Aber das Schicksal war ja schon immer für einen Spaß zu haben und das war ätzend.

Ich hasste es, genauso wie ich es hasse das die Cattaneos schon wieder das Leben meiner Mutter zerstört haben. Aber diesmal hat sie zu mindestens mich, der ihr helfen würde.

"Und du? Wer hilft dir? Du hast grade deine Schwester verloren. Dein Zwilling. Deinen Seelenverwandten. Die Person für die du die Welt in Schutt und Asche legen würdest. Wer kümmert sich um dich?"

Eine berechtigte Frage die sich mein Unterbewusstsein stellte, aber ich brauchte keine Hilfe. Das hatten Tori und ich uns versprochen. Wenn einer von uns drauf geht, kümmert der andere sich um Mariah. Unsere Mutter ging vor. Immer.

Jayden

Ich klopfte leicht an der Zimmertür meiner Schwester, bevor ich eintrat.

Amelia saß auf dem Sofa vor dem Panoramafenster mit einem Buch in der Hand. Ich hatte schon geahnt sie so vorzufinden, denn sie liebte es. Entweder sie schaute der Sonne beim Untergehen zu oder las oder beides. Schon seit Jahren, auch wenn ich nicht verstehen konnte was daran so spannend sein soll, mal abgesehen davon das ihr Zimmer durch die ganzen Bücher kaum betretbar war, da sie sich weigerte die Bücher aus unserer Bibliothek zu lesen. Sie wollte unbedingt ihre eigenen.

Hold me when we escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt