Kapitel 14

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Viktoria

Ich stürmte aus dem Haus. Ich wusste schon an dem Blick von Mirabelle, dass etwas nicht stimmte, nur dass es sowas war hatte ich nicht erwartet.

Ich stürmte an den Wachen vorbei und überlegte mir ein Taxi zu rufen, als sich die Tür hinter mir öffnete und ich wenige Sekunden am Arm gestriffen wurde.

"Schlechte Nachrichten, principessa?"

Ich nickte bloß und hofft er würde keine weiteren Fragen stellen, denn ihn ging das ganze nichts an. Doch glücklicherweise schien ihm mein Nicken zu reichen, denn er zog lediglich eine Schachtel Zigaretten aus seiner Jackentasche und hielt mir die offene Packung hin.

Ich nahm dankbar eine und schob sie mir zwischen die Lippen. Jayden selbst hatte sich ebenfalls eine genommen und ich hörte das Klicken eines Feuerzeugs, was mir wenige Sekunden später in die Hand gedrückt wurde.

Während ich es zurückgab, hatte ich schon einen kräftigen Zug genommen und fühlte den Rauch, der sich in meiner Lunge ausbreitete, bevor ich ihn wieder herausstieß. Nach nur wenigen Wiederholungen verteilte sich das Nikotin in meinem Körper und mein Puls entspannte sich ein wenig, auch wenn ich trotzdem noch angespannt wegen der Sache war.

Schweigend standen Jayden und ich nebeneinander und keiner sagte etwas, was mir nur recht war, denn ich war das Reden im Moment leid. Es brachte ja doch nichts, da die Meisten, Sachen erst verstanden, nachdem sie sie mit etwas Schlechtem verknüpfen konnten.

Inzwischen hatte neigte sich meine Zigarette dem Ende zu und Jaydens war schon längst auf dem Boden gelandet, da wollte ich eigentlich wieder ins Haus gehen, doch er hielt mich auf.

"Ich zeig dir jetzt die schönen Seiten von Italien, Viktoria."

Ich wollte widersprechen. Wollte es wirklich, nur die Art wie er meinen Arm umgriff sendete eine Gänsehaut über meinen Körper die unbeschreiblich war und ohne es zu merken zog mich Jayden schon mit sich mit. Und was sollte ich drinnen? Ich konnte genauso gut auf etwas tief in meinem Inneren hören, welches mir vielleicht für kurze Zeit die Last der Vergangenheit abnehmen konnte. Jedenfalls hoffte ich das.

Jayden zog mich noch immer hinter sich her. Wir verließen das Gelände und überquerten die angrenzende Straße. Er brachte mich in eine der engen Seitenstraßen und holte einen Schlüssel hervor, womit er eine unscheinbare Tür aufschloss.

Er ging hinein, nur ich zögerte kurz. War es das wert?

Ich hatte nicht lange Zeit darüber nachzudenken, denn es öffnete sich ein Tor in der Nähe, aus dem Jayden kurze Zeit später rauskam. Zusammen mit einem Motorrad.

Er stellte es ab und kam dann mit einem schwarzen Helm auf mich zu.

"Aufsetzten, principessa."

Jayden hielt mir den Helm hin, während ich ihn mit großen Augen anguckte.

"Auf gar keinen Fall."

Die Angst vor Motorrädern hatte ich dank meiner Mutter, die mir schon seit klein auf Horrorgeschichten über Unfälle erzählte. Die Krönung war dann, dass ein Motorradfahrer vor meinen Augen aus der Kurve geflogen ist. Ich war nie auch nur auf die Idee gekommen auf so ein Teil zu steigen.

Jayden bot mir den Helm weiterhin an und ich bewegte mich weiterhin keinen Millimeter. Ich würde eher sterben, als mich auf so ein Teil zu setzten. Wobei bei beidem wahrscheinlich das Gleiche rauskam.

"Ach komm, die Killerqueen höchstpersönlich hat Angst auf einem Motorrad, was sie nicht einmal steuern muss. Ich glaub ich halluziniere."

Ich verdrehte die Augen und nachdem Jayden weitere 5 Minuten Überredenskünstler spielte, ergriff ich den Helm und setzte ihn mir auf.

Wie schlimm sollte es schon werden?

Jayden

Viktoria hatte endlich den Helm aufgesetzt und nach weiteren 10 Minuten auch endlich hinter mich gesetzt.

Ich konnte mir schon denken was Mariah ihr eingebläut hatte. Mein Vater hatte bei mir das Gleiche versucht, nur ich stand noch nie auf Schauergeschichten.

Ich startete de Motor und gab leicht Gas, da krallte Viktoria sich förmlich in meine Jacke. Ich konnte die Abdrücke schon vor meinem Inneren Auge sehen, doch ich ließ sie, da sie wirklich Angst zu haben schien.

Dabei war es für mich das Schönste auf der Welt.

Viktoria

Wie schlimm kann es schon werden?

Die Hölle selbst wäre mir im Moment lieber.

Ich hatte das Gefühl, Jayden würde mit Absicht jede Kurve extra scharf nehmen. Wir fuhren aus der Stadt hinaus und kamen irgendwann an einer graden Strecke an, an deren Seiten die verschiedensten Bäume standen. Wäre ich nicht beschäftigt damit mich in Jaydens Jacke zu verstecken, hätte ich vielleicht mehr mitbekommen.

Wir fuhren noch eine ganze Weile und irgendwann traute ich mich dann doch ein wenig die Landschaft zu erkunden.

Durch die Bäume ging gerade die Sonne unter und schien nur noch minimal hindurch. Die Sterne fingen schon an, langsam sichtbar zu werden.

Die kühle Abendluft ließ meine Haare tanzen und langsam lockerte sich mein Griff.

Jayden gab noch mehr Gas und inzwischen konnte ich die Bäume nur noch verschwommen wahrnehmen. Auch der kleine See, an dem wir vorbeifuhren, war in wenigen Sekunden wieder verschwunden und so langsam verstand ich, warum so viele Menschen Motorrad fahren liebten.

"Las los."

Mein Griff verstärkte sich automatisch wieder um Jaydens Körper.

"Wie bitte?"

"Breit die Arme aus und fühl es, Ria."

Alles in mir schrie, dass das eine dumme Idee war, doch es war mir egal. Denn gerade in diesem Moment vertraute ich Jayden.

Zögerlich lockerte ich den Griff und nach einem inneren Kampf, ließ ich endlich ganz los.

Der Wind zog an meinen Sachen, als ich die Arme langsam hob. Keine Ahnung wieso, aber ich schloss einfach die Augen und dann, dann fühlte ich mich als würde ich fliegen.

Erinnerungen von früher tauchten vor meinem inneren Auge auf. Toni und ich, wie wir zusammen schaukelten. Ich wie ich meine erste Waffe erhalten hatte. Wieder mein Bruder und ich, als wir zusammen Schlittschuhfahren lernten. Emilia, wie sie mich fragte, ob ich Patentante werden wolle.

Und dann tauchte der Abend auf, an dem ich Jayden kennengelernt hatte. Zum ersten Mal die blauen Augen, die fast weiß wirkten. Zum ersten Mal das ich das Feuer sah, dass ich selbst immer in mir unterdrückt hatte.

Und dann spürte ich nur ein kurzes Ruckeln und dann sah und hörte ich gar nichts mehr.

Hold me when we escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt