Jayden
Ich sah schwarz.
Im wahrsten Sinne des Wortes. Es war alles schwarz. Ich spürte auch nichts und ich dachte, ich wäre im Nichts gefangen.
Doch dann kamen einzelne Erinnerungsfetzen. Ich, wie ich leicht lächelte, als Viktoria endlich erkannte wie wunderbar diese Freiheit gewesen war. Ich erinnerte mich auch daran, wie mir das lachen vergangen war, als irgendein Tier aus dem Gebüsch gerannt kam und ich wenige Sekunden später, nicht mehr wusste wo unten und oben ist. Ich wusste nicht einmal ob ich probierte auszuweichen, einfach mittendurch wollte oder ich eine Vollbremsung gemacht hatte.
Es war einfach weg. Doch was nicht weg war, war der Schmerz der sich nun über meinen Körper ausbreitete und auch die Erkenntnis das Viktoria dasselbe Schicksal ereilt hatte, erreichte meinen Verstand.
Innerhalb von Sekunden war ich wieder klar im Kopf und bemerkte, dass das Schwarz, lediglich meine geschlossenen Augen waren und ich sie lediglich öffnen musste, was ich auch tat.
Eine Fehlentscheidung wie ich feststellte, beziehungsweise was mir meine Kopfschmerzen mitteilten. Doch ich war es gewohnt den Schmerz zu ignorieren, was ich auch tat, denn im Moment war Viktoria einfach wichtiger.
Viktoria
Langsam richtete ich mich auf. Überraschenderweise war der Schmerz ertragbar. Also entweder war nichts Schlimmes passiert oder ich würde in den nächsten Minuten tot umkippen. Ich tippte auf ersteres.
Vorsichtig nahm ich den Helm von meinem Kopf ab und probierte das Drehen in meinem Kopf zu unterdrücken. Als ich wieder scharf sah, suchte ich erst einmal meinen Körper grob nach Verletzungen ab. Außer ein paar Schürfwunden, konnte ich nichts erkennen. Anscheinend war ich mit einer Gehirnerschütterung davongekommen.
Ich dankte innerlich meinem Schutzengel, bevor ich langsam aufstand.
Die Sonne war inzwischen komplett verschwunden und ich beobachtete die Sterne anfingen näher zu kommen, was ein weiteres Indiz dafür war, dass ich eine Gehirnerschütterung hatte und anscheinend stärker als ich dachte.
Ich schwor mir Jayden ordentlich die Hölle heiß zu machen, nachdem ich mich abchecken lassen hatte. Jedenfalls war das der Plan, bis die Panik, dass Jayden auch etwas passiert sein könnte, mich ergriff. Ich hatte ihn komplett vergessen.
Ich beachtete weder die Sterne, noch meine Verletzungen und suchte hektisch die Gegend ab. Ein wenig zu heftig, denn mein Kopf meldete sich sofort und erinnerte mich daran, dass ich eine Gehirnerschütterung hatte. Im besten Falle.
Ich hörte auf zu suchen und schloss kurz die Augen, um das Drehen und die Schmerzen irgendwie verschwinden zu lassen. Als sich nichts mehr drehte und der pochende Schmerz, zu einem kontinuierlichen wurde, schlug ich die Augen auf, um weiter zu suchen.
Doch das musste ich nicht, denn in der Ferne erkannte ich einen Punkt, der von Sekunde zu Sekunde näherkam. Jayden.
Erleichterung machte sich in mir breit und langsam ging ich ihm entgegen. Jayden schien schneller zu sein, als ich dachte, denn binnen weniger Minuten konnte ich ihn voll und ganz erkennen und wir waren nur noch ein paar Meter voneinander entfernt.
Ich konnte ihn immer besser erkennen, umso näher wir uns kamen. Seine dunkelbraunen Locken fielen ihm ins Gesicht und der Reisverschluss der Jacke ging mit jedem Schritt weiter auf. Ich hoffte gleich seine blauen Augen erkennen zu können, die mich an die Gletscher in meiner Heimat erinnerte.
Doch ich wartete vergebens.
Das Einzige was ich sah, waren die Farben der Umgebung, die sich langsam vermischten bis sie irgendwann zu einem Schwarz wurden, welches sich langsam über mich legte.
"Ria!", war das letzte was ich hörte und "Mir gehts gut", war das letzte was ich sagte.
Jayden
Panik erfasste mich erneut. Als ich Viktoria vorhin entspannt zu mir laufen sah, hatte ich mich ein wenig entspannt, doch nun war ich wieder in der reinsten Hölle.
Gottseidank, kam ich noch rechtzeitig bei Viktoria an um sie aufzufangen, doch wach bekam ich sie nicht.
Ich wusste nicht mehr was ich machen sollte. Sie sah nicht so aus, als hätte sie irgendwelche Schmerzen gehabt und auch sichtbare Verletzungen konnte ich nicht erkennen. Also musste sie entweder innere Verletzungen haben oder mit ihrem Kopf war etwas. Beides konnte schlimm enden.
Warum hatte ich sie bloß zu dem Scheiß überredet. Sie wollte nicht, weil sie Angst hatte es würde etwas passieren und nun war sie bewusstlos und ich hatte keine Ahnung ob sich das noch einmal ändern würde. Und all das nur wegen mir.
Ich legte sie vorsichtig auf den Boden und suchte in meiner Jacke. Überraschenderweise funktionierte es noch, lediglich das Display hatte einige Sprünge. Hektisch wählte ich die Nummer meines Bruders.
"Jayden?"
"Koda, scheiße Viktoria und ich hatten einen Unfall und jetzt wacht sie nicht mehr auf. Ich hab keine Ahnung was ich machen soll."
Das alles hatte ich in Sekunden runtergerattert, sodass ich erst einmal Luft holen musste.
"Fuck. Okay, ich Orte dich einfach schnell und bin dann sofort auf dem Weg. Ich bring Callan mit, der kann ihr wenigsten mehr helfen als wir beide."
Ich nickte, auch wenn ich wusste er konnte mich nicht sehen.
"Und Jayden? Es war nicht deine Schuld. Verstanden? Probier einfach sie wach zu kriegen. 10 Minuten, länger brauchen wir nicht."
Es erklang ein Tuten und ich ließ das Handy einfach fallen.
Nachdem ich dann ein paar Mal durchgeatmet hatte, machte ich das, was Koda mir gesagt hatte und probierte nicht daran zu denken, dass ich vielleicht bald auf einer Beerdigung stehen würde.
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Hold me when we escape
RomanceEigentlich ist Vikitoria perfekt. Sie ist eine perfekte Kämpferin, eine perfekte Schauspielerin und vor allem die perfekt Nachfolgerin für ihre Mutter. Eines Abends trifft sie auf Jayden. Er durchschaut ihre Tarnung und verblüfft Viktoria durch und...