Prolog

2.4K 37 9
                                    

Sie ging die Treppen hinunter. Ihr mulmiges Gefühl im Magen, wurde von Stufe zu Stufe schlimmer. Sie wollte es gerne auf die Übelkeit während der Schwangerschaft schieben, doch diese war schon lange vorbei. Unten angekommen traf sie auf einen der Angestellten, der überrascht war sie zu sehen, in seinem Blick war echte Traurigkeit und auch eine Art Mitleid.

Nun wusste sie das etwas nicht stimmte. Schnell ging sie in Richtung des Raumes, den sie eigentlich nie wieder betreten wollte. Innerlich bereitete sie sich auf das Schlimmste vor und überlegte sich was sie nun tun sollte.

Sie grübelte lange. Sie war so tief in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht mitbekam, dass sie sich schon an ihrem Ziel befand.

Alle Blicke lagen auf ihr. Auch der ihres Ehemannes. Und auf ihm eine Frau, die ihn lustvoll ansah. Seine Hände lagen an ihrer Taille, um sie zu animieren, schlussfolgerte seine Frau.

Doch zu ihrer eigenen Überraschung, spürte sie keine Mordlust, wie bei den Frauen zuvor, die ihrem Mann nur Blicke zugeworfen hatten und nicht auf ihm saßen.

Das was sie verspürte, war schwierig zu erklären. Es war eine Mischung aus Hilflosigkeit, Trauer und der Realisierung, dass ihre Kinder ohne Vater aufwachsen würden.

Sie musste hier raus. Zwar war es fast unmöglich ihm zu entkommen, sie hatte es schon etliche Male versucht, doch diesmal ging es nicht um sie selbst, wie die letzten 23 Male, es ging um ihre Babys.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Mann sich erhob. Anscheinend musste er seine neue Geliebte losgeworden sein, dachte sie.

Als ihr Mann einen Schritt nach vorne machte, machte sie einen zurück. Kaum bemerkbar zuckte er bei ihrer Reaktion zusammen.

In ihrem Kopf suchte sie noch immer einen Weg nach draußen und irgendwann beschloss sie einfach zu gehen. Zwar würden die Wachen auf sie zielen, doch sie würden nicht schießen. Nicht wenn ihnen ihr Leben lieb war, denn auch wenn ihr Mann noch nichts von der Schwangerschaft wusste, hatte er ihr versprochen, ihr nie weh zu tun und ihm waren Versprechen heilig. Aber andererseits hatte er auch versprochen, sie zu lieben und zu ehren.

Der flehende Blick ihres Ehemannes, ließ sie kurz zögern, aber abhalten konnte er sie nicht. Sie wusste was sie gesehen hatte. Es hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt und flackerte immer Mal wieder, vor ihrem inneren Auge auf.

Als sie sich abgewandt hatte und ging, schien ihr Mann zu nächst geschockt zu sein, denn er hatte wahrscheinlich erwartet, dass sie ihn anschreit oder im Moment die Leiche der Frau wegräumen würde, aber nicht, dass sie einfach, ohne etwas zu sagen, losgeht.

Als sie gerade die Tür durchquert hatte, fand ihr Ehemann, seine Worte wieder.

"Mariah."

Es war fast ein Flüstern, eine stumme Bitte.

Sie hatte es geliebt, wie er ihren Namen aussprach, das R so schön rollte, wie jeder Italiener. Doch nun fühlte sie nichts mehr. Es war als wäre er ein Fremder, jemand der im Vorbeigehen ihren Namen aufgeschnappt hatte.

Das sie nun so fühlte, machte sie traurig und wütend. Sie genoss es, wie die Wut sie einnahm und es war befreiend, als sie die Wut nicht mehr unterdrücken brauchte.

"Was? Torio ich bin nicht blind und du leidest nicht an Gedächtnisverlust. Denkst du wirklich, dass ich einfach drüber hinwegsehe? Ich habe dir vertraut und du hast dieses Vertrauen verspielt!"

Sie drehte sich nicht um, auch nicht als ihr Mann ihr nachlief.

Sie erwartete schon, herum gewirbelt zu werden, doch sie kam problemlos zum Ausgang. Dort drehte sie sich dann doch um.

Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass die Tür, die zum Raum führte, verschlossen war und mit aller Kraft der Wachen, zugedrückt wurde.

Sie guckte die Männer überrascht an.

"Wir haben nie für ihren Mann gearbeitet. Wir werden eigentlich von ihrem Vater bezahlt. Wir sollen aufpassen, dass Sie keinen Schaden erleiden und dies ist, wie wir vermuten, im Interesse ihres Vaters."

Nun schaute sie nicht mehr überrascht, sie guckte geschockt. Sie hatte für einen kurzen Moment erneut, ihre Stimmer verloren. Doch sie fing sich wieder und brachte ein "Danke.", hervor.

Die Männer nickten ihr bloß zu.

Sie wollte gerade das Haus verlassen, da hielt sie ein Wachmann noch einmal auf.

"Nehmen Sie den hier. Der passende Wagen steht vor dem Haus. Im Navi ist die Adresse ihres Vaters eingespeichert. Fahren Sie zu ihm und entsorgen Sie ihr Handy und auch ihren Schmuck oder sonstige Sachen die Sie von ihrem Ehemann geschenkt bekommen haben."

Er warf ihr einen Schlüssel zu und sie bedankte sich erneut.

Als sie nun endlich draußen war, drehte sie sich nicht mehr um, aus Angst. Sie wusste sie könnte ihn nie verlassen, wenn sie es nicht jetzt täte.

Also lief sie weiter. Schritt für Schritt.

Das Tor öffnete sich glücklicher Weise und niemand schien sie aufhalten zu wollen.

Ihr Vater musste, nachdem ihre Mutter ihn rausgeschmissen hatte, irgendwo reingeraten sein. Genauso wie sie selbst, dachte sie. Doch egal was es war, er hatte sie immer noch beschützt, wie damals.

Sie fand den Wagen schnell. Und noch schneller stieg sie ein, denn sie konnte hören wie die Tür aufgebrochen wurde und Torio ihren Namen rief.

Sie sah nur noch wie er aus dem Haus gerannt kam, da gab sie schon Gas.

Während sie durch die verzweigten Gassen fuhr, entledigte sie sich ihrem Schmuck. Sie wollt das Gleiche mit ihrem Handy machen, da summte es und zeigte eine Nachricht von ihm an.

Ti voglio bene. Tu sei il mio mondo, rimani con me.

Ich liebe dich. Du bist meine Welt, bleib bei mir. Ihr Italienisch war zwar schlecht, doch diese Worte hatte sie schon oft gehört.

"Arschloch."

Mit diesen Worten schmiss sie auch ihr Handy aus dem Fenster und fuhr zu ihrem Vater.

Hallo ihr Lieben:) Schön das ihr wieder dabei seid. Die meisten von euch werden es wahrscheinlich schon kennen, doch ich erwähne es noch einmal: Auf meinem Instagramaccount( stooop_meee) könnt ihr auch wieder bei manchen Storyverläufen mitbestimmten.
Ich wünsch euch viel Spaß bei der Story.

ALLE RECHTE LIEGEN BEI MIR. ES SEI DENN, ES HANDELT SICH UM BILDMATRIAL.

Hold me when we escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt