Kapitel 20

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Antonio

Noch immer bekam ich Gänsehaut am ganzen Körper, wenn ich auf den Grabstein meiner Schwester blickte. Ich wusste, ohne dass sie es mir jemals sagen müsste, dass sie ihn lieber in Schweden gehabt hätte. Oder einem anderen Land außer in fucking Italien und dann auch noch in der Nähe unseres Erzeugers. Für Tori war das die wahrgewordene Hölle.

Ich stellte mir gedanklich vor, wie sie mir tausende Sachen an den Kopf knallte und ich lächelte leicht bei dem Gedanken.

"Sie würde uns den Kopf abreißen, wenn sie jetzt hier wäre."

Emilia lächelte inzwischen auch und sprach laut aus was ich dachte.

"Und wie sie das würde."

Ich zündete mir eine Zigarette an und sobald das Nikotin in meinen Körper gelangt war, nahm ein Teil des Drucks in meiner Brust ab. Innerhalb weniger Minuten hatte ich sie bis zum Filter aufgeraucht und ließ sie in das nasse Gras fallen.

"Wir gehen. Wir müssen uns noch überlegen wie wir ihnen am besten alles nehmen."

Ich trat meine Kippe aus und zusammen mit Emilia machte ich mich auf den Weg zu meinem Wagen. Der Kies knirschte unter unseren Schuhen und wenn Emilia nicht schwanger wäre, hätte ich mir gleich noch eine angezündet und auch noch eine als wir am Wagen ankamen, aber auch wenn es mir alles abverlangte, ich tat es nicht. Hoffentlich rechnete Karma mir das an.

Der Motor heulte auf als ich aufs Gaspedal trat und wenigstens gaben mir die steigenden Zahlen des Tachometers einen minimalen Adrenalinkick. Wobei der Fakt, dass ich mir gleich das nächste "Familienessen" antun musste, wie meine Mutter es so schön nannte, wahrscheinlich mehr als ein schnelles Auto brauchte. Wenn Emilia nicht mit im Wagen sitzen würde, wäre mein Promillegehalt im Blut deutlich höher als im Moment.

Ich bog in die Straße ein, in der unser jetziges Wohnhaus lag. Schon vom Weitem konnte man es erkennen. Die riesigen Panoramafenster, die in der Sonne glitzerten, die mattschwarze Farbe, die dem ganzen eine Art von Eleganz verlieh. Das Gebäude war wunderschön, nur die Menschen die darin lebten hatten eine Seele die einem verfaulten Apfel glich.

Der Motor erlosch als ich den Wagen parkte und kaum war ich ausgestiegen und hatte die Tür geschlossen, stieg wieder die Übelkeit auf die ich jedes Mal bekam, wenn ich dieses Haus betreten musste.

Zusammen ging ich mit Emilia die Stufen hinauf und es öffneten sich wie immer die Türen. Dafür bewunderte ich die Angestellten immer wieder.

Wir gingen den Flur entlang, vorbei an unzähligen Türen, bis wir im Esszimmer ankamen. Ohne ein Wort zu sagen, setzten wir uns mit an den Tisch. Schon vor einer ganzen Weile hatten wir aufgehört noch vor dem Essen, den Cattaneos an die Kehle zu springen und brachten das Ganze einfach hinter uns. Selbst meine Mutter und mein Erzeuger hatten es aufgegeben.

Ich hatte genau das auch heute wieder vor zu tun, jedoch fiel man dann die Akte die Jayden neben sich zu liegen hatte auf. Im ersten Moment sah es so aus, als ob es eine ganz normale Akte war, die mich, mal abgesehen von meiner inneren Neugier, nichts anging, doch nach dem zweiten Blick fiel mir das Blatt auf, welches zum Teil rausguckte.

In diesem Moment verfluchte ich mich selbst dafür, nicht wie Tori, Italienisch oder zu mindestens Spanisch gelernt zu haben, denn die Wörter auf dem Blatt waren auf Italienisch verfasst worden. Irgendwie logisch.

Ich probierte trotzdem mir einige Wörter ins Gedächtnis zu rufen, doch leider waren mir keine bekannten Wörter dabei. Ich wollte es schon aufgeben und gelangweilt weiter essen, als mir ein Name auffiel.

Endzone

Der Name kam mir bekannt vor, nur ich wusste nicht mehr woher und das kotzte mich an. Am liebsten hätte ich nachgefragt, aber ich war mir ziemlich sicher das diese Akte dann schön säuberlich zusammengepackt werden würde und dann würde ich auch in Zukunft nicht mehr so häufig Akten und damit auch Information, zu Gesicht bekommen. Und außerdem war mein Stolz zu groß. Ich würde schon über Google was rausfinden und zur Not musste der Name "Erbe der Kälte" doch noch zum Einsatz kommen.

Jayden

Dieses Spiel von wegen wir sind alle eine tolle und perfekte große Familie, nervte. Nichts an uns war toll. Wir waren alle Mörder, Drogendealer und man könnte uns als gewissenslose Hurensöhne bezeichnen, was sogar stimmte. Perfekt waren wir erst recht nicht. Wir würden uns allen gegenseitig die Kehle aufschlitzen, wenn wir dürften. Das Einzige was zu der Vorstellung meines Vaters passte war die Größe und die damit einhergehende Angst der Feinde. Und wahrscheinlich noch eine Frau die ihm den Schwanz hoch und runter rutschte wie es ihm gefiehl. Aber wenn Erfahrung auch vererbt wird, kann ich es verstehen und sollte ihm wohl keine Vorwürfe machen, da ich ja auch mal in den Geschmack dieses Vergnügens kam.

Ich guckte mir erneut die Akte an und starrte auf die Liste. Die nächste Liste von Namen die ich abarbeiten durfte, nur weil irgendein Freak ein Problem mit unseren Clubs hatte und sie alle abfackelte, anstatt mit uns drüber zu reden. Dank ihm durfte ich alle Huren wieder aufspüren und einfangen und dabei kam ich mit dem Rest schon kaum vorran. Wer auch immer ihnen half zu fliehen und unterzutauchen wusste was er tat. Zu meinem Pech.

Der Irre hatte wieder einen unserer Establishments niedergebrannt. 64 Tote. Alle abgeschlachtet wie Tiere und genau die gleichen Tatwaffen wie die letzten 36 Male. Unsere Männer starben schneller als Eintagsfliegen und es blieben uns noch genau 2 Möglichkeiten diesen Wichser zu fassen. Auch wenn ich immer noch davon Ausging das es eine Frau ist. Es mag zwar für einen Mann durchgeknallt genug zu sein, aber es ist zu gut durchdacht. Das Symbol an den Wänden, die gelöschten Überwachungsvideos und die abgehauenden Huren. Ein Mann hätte sich nie die Mühe gemacht alles durch zu planen und vorallem hätte er seine Opfer zur Show gestellt. Für unsere Killerin jedoch geht es nicht um die Männer, sondern um die Clubs generell. Die Nachrichten an den Wänden ließen ebenfalls daurauf schließen.

Und auch diesmal gab es eine neue Nachricht und diesmal sogar auf Englisch.

"Not even the death could stop me."

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Lang, lang ist's her:)
Schon Ideen wer der oder die Killerin ist?

Hold me when we escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt