Kapitel 8

831 24 2
                                    

Jayden

Es war inzwischen spät abends und es wunderte mich das mein Vater uns alle zu sich berufen hatte. Normalerweise war es üblich, dass Besprechungen mittags angesetzt waren, da dort jeder ausgeruht war und es unwahrscheinlich wäre, dass irgendwer zu dieser Zeit nicht im Haus wäre.

Mein Vater würde es schwer haben alle bei Laune zu halten, denn manche meiner Brüder waren echte Nachteulen, aber manche waren auch das genaue Gegenteil.

Die riesige Holztür öffnete sich wie immer wie von Zauberhand. Als Kind hatte es mich immer fasziniert, wie die Männer hinter der Tür, ohne ein Klopfen oder ähnliches wussten wann sie die Tür öffnen mussten. Als ich ungefähr 14 war, hatte ich dann herausgefunden, dass unser Haus an wichtigen Orten Bewegungssensoren hatte. Genauso wie vor diesem Raum.

Als ich den Raum betrat, sah ich das einige meiner Verwandten am Tisch saßen. Unter anderem ein paar meiner Brüder, aber auch ein paar meiner Cousins und sogar mein Onkel.

Mein Vater saß nicht wie alle anderen am langen Tisch, sondern stand mit einem Glas an einem der Fenster.

Als ich eingetreten war, nahm er gerade einen Schluck und drehte sich dann zu mir um. Er bedeutete mir, mich zu setzen und gab den Männern an der Tür ein Zeichen, woraufhin sie dem Raum verließen und die Tür hinter sich schlossen.

Fast gleichzeitig setzten mein Vater und ich uns. Er am Kopf des Tisches und ich.

Ich betrachte die Anwesenden genauer, wobei mir auffiel das einige meiner Brüder fehlten, was bis jetzt nie der Fall gewesen war. Doch ich fragte nicht nach, da mein Vater wusste was er tat und manche meiner Brüder, meiner Meinung nach, zu jung waren um an Einsätzen und Gesprächen teilzunehmen.

Ich konnte mich noch gut an das Unbehagen erinnern, als Vero, der jüngste von uns, letzte Jahr seine erste Pistole zum Geburtstag bekommen hatte. Mit beschissenen neun Jahren.

"Schön, dass ihr es einrichten konntet. Wie ihr an der Uhrzeit bemerken könnt, handelt es sich hierbei um keine normale Besprechung. Wie ich euch vor knapp 2 Monaten erklärt hatte, habe ich seit geraumer Zeit keine Rückmeldungen mehr aus einem unserer Geschäftshäuser bekommen. Ich hatte Domaso darauf angesetzt und laut ihm ist das Bordell ausgelöscht worden."

Ich hob die Augenbrauen.

"Was heißt ausgelöscht?"

Mein Vater deutet auf meinen Cousin und wies ihn an zu sprechen. Er räusperte sich kurz und fing dann an zu erzählen.

"Das hättest du sehen müssen. Kaum hatten wir die Tür geöffnet, wären wir am liebsten weit weit weg gegangen und hätten in irgendeine Ecke gekotzt. Es war als wäre der Tod höchstpersönlich durch die Räume gefegt. Überall war Blut und es stank bestialisch nach Verwesung. Unsere Leute, die das Bordell leiteten, lagen in ganzem Gebäude verteilt. Und das meine ich wortwörtlich. Manchen wurde der Kopf abgeschlagen und bei anderen wurde der Bauch aufgeschlitzt. Derjenige der das gemacht hat, war sauer, das kann ich euch versprechen."

Ich nickte leicht und lehnte mich dann in meinem Stuhl zurück.

"Ich geh davon aus, dass wir nicht wissen, wer es war."

Mein Cousin nickte und mein Vater meldete sich wieder zu Wort.

"Im Moment wird sauber gemacht und wir probieren das Geschäft wieder zum laufen zu bringen. Jayden, dich würde ich bitten unser Personal wiederzufinden."

Er schob mir ein par braune Umschläge zu. Ich öffnete den ersten und zog ein par Blätter mit einigen Information drauf. Ich verschloss den Umschlag wieder und schmiss ihn zu den Anderen auf den Tisch.

"Was lässt dich davon ausgehen, dass irgendwer überlebt hat?"

Wenn ich mir die Informationen die ich über die jetzige Situation hatte, durch den Kopf gehen ließ, war es für mich unwahrscheinlich, dass einer der Anwesenden diese Art von Angriff überlebt hatten könnte.

Mein Vater schien sich selbst schon mit dieser Thematik beschäftigt zu haben, denn er schob noch einen Umschlag über den Tisch.

"Dieselbe Frage hatte ich mir auch gestellt, aber dank unseren lieben Verwandten war das noch nicht alles."

Ich öffnete auch diesen Umschlag und holte den Inhalt heraus. Diesmal handelte es sich um Fotos. Ich ging sie durch und mit jedem Bild erschloss es sich mir, warum mein Vater zu so später Stunde noch ein Treffen berufen hatte.

Auf den ersten Bildern war noch alles normal. Der Club sah noch genauso aus wie in meiner Erinnerung. Frauen die sich an reiche Männer ranmachen mussten und auch an den Stangen wurde wieder fleißig getanzt.

Es war abscheulich und ich spürte bittere Gale hochkommen, als ich mir die Frauen anguckte, die eindeutig noch minderjährig waren. Wenn ich daran dachte, sie alle wieder in diese Hölle bringen zu müssen, wurde mir wieder übel.

Ich ließ mir nichts anmerken und guckte mir die nächsten Bilder an.

Auf mich wirkten sie nicht ungewöhnlich, bis mir eines der Mädchen ins Auge viel. Im Gegensatz zu den Anderen, war sie nicht halbnackt, sondern hatte einen schwarzen Mantel an, der ihre ganze Statur und auch ihr Gesicht verdeckte. Dein Einzige was man erkennen konnte war etwas Silbernes, das durch ihren Mantel blitzte.

Ein paar Fotos später fand ich heraus was es war.

Ein Schwert, ein verdammt langes und scharfes Schwert, was die abgetrennten Köpfe und aufgeschlitzten Körper zeigten.

Die Männer zogen zwar ihre Waffen, aber das Mädchen schien schneller zu sein, denn kaum war sah man eine Waffe, lag diese samt Hand auf dem Boden und der Besitzer der beiden Dinge, landete ein Bild weiter tot daneben.

Mein Cousin hatte Recht. Da war jemand sehr sauer.

Ich ging die letzten Bilder durch, die nichts anderes zeigten und wollte sie meinem Vater zurückgeben, als ich beim letzten Bild hingen blieb.

Das Mädchen stand an einer der Wände und zeichnete etwas in roter Schrift. Leider kannte ich die Sprache nicht.

"Was hat sie an die Wand geschrieben?"

"Me ulcisci."

Ich verdrehte meine Augen.

"Lesen kann ich. Ich meine was steht da, übersetzt?"

"Ich räche mich."

Hold me when we escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt