Teil 12 -Marin-

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"Hey Schatz, warum schläfst du denn auf der Couch?", weckt mich Mira leise, indem sie sich von hinten an mich heran kuschelt. Ich liege auf dem Bauch und wende den Kopf zu ihr, sie lächelt mich verliebt an und ich schenke ihr ein müdes Lächeln.

"Morgen. Ich habe mich dauernd hin und her gedreht und wollte dich nicht stören. Ich habe noch etwas Netflix geschaut und bin dann wohl hier eingeschlafen. Ah, mein Nacken", ich drehe mich auf den Rücken und mir tut jeder Knochen einzeln weh.

"Geh heiß duschen und ich mache in der Zeit Frühstück", sie steht auf und verschwindet in den Küchenbereich. Ich stehe auf und schaue aus dem Fenster in den blauen Himmel. Mein Blick schießt zu einem dunkelblauen Mercedes, Scheiße, das ist doch der Wagen von gestern Abend, ist das ihr verdammter Ernst?! Wütend hole ich tief Luft und stampfe ins Schlafzimmer, schnappe mir frische Klamotten und gehe ins Bad. In der Dusche lasse ich extra heißes Wasser auf meinen verspannten Nacken prasseln und denke über letzte Nacht nach. Was soll das?! Erst vögeln wir vor Flos Hochzeit und dann lässt sie mich eiskalt abblitzen, für diesen schmierigen Russen?! Ich bin fertig gewaschen und trockene mich ab, sprühe Deo unter die Achseln und schaue auf die Uhr. Überrascht ziehe ich die Augenbrauen hoch, schon fast zwölf, ich muss mit Aleks reden und es ist mir scheißegal, ob der Typ bei ihr ist.

"Ich muss kurz ins Büro, bin gleich zurück", rufe ich Mira zu und drücke den Knopf für den Lift. Ich gebe den Code für das Appartement ein, doch die Türen bleiben verschlossen. Nach einer gefühlten Ewigkeit gleiten sie auf und sie sieht mich, nur mit einem Handtuch um ihren Körper und die Haare überrascht an.

"Marin? Was willst du?", ihr Blick streift über die Jogginghose, das enge T-Shirt, runter zu meinen nackten Füßen.

"Wer ist bei dir? Dein neuer Stecher?", komme ich sofort auf den Punkt und schiebe mich an ihr vorbei in den Wohnbereich.

"Spinnst du? Ich habe dich nicht hereingebeten, also verschwinde!", sie versucht, mich zurück in den Aufzug zu drücken, doch ich bleibe felsenfest stehen und sehe sie wütend an.

"Aleks?", erklingt eine tiefe Männerstimme hinter ihr und ich blicke über ihre Schulter. In der Badezimmertür steht der Kerl, ebenfalls nur mit einem Handtuch bekleidet, ziemlich muskulös und einem riesigen Tribal-Tattoo auf einem Arm, was am Rücken ausläuft. Wassertropfen schimmern auf seinem Oberkörper und er rubbelt sich die Haare trocken.

"Er wollte gerade gehen", sagt Aleks streng und richtet ihren eindringlichen Blick auf mich.

"Nein, ganz bestimmt nicht. Wer ist das?", so langsam schwindet meine Fassung und ich zwinge mich zur Zurückhaltung, um mich nicht auf ihn zu stürzen und ihm die Faust in sein Gesicht zu rammen.

"Miloslav Pawlow und mit wem habe ich das Vergnügen?! Was gibt dir das Recht, hier unangemeldet aufzutauchen?!", fragt er bedrohlich leise und mustert mich von oben bis unten.

"Marin Milicaj, Arschloch. Verpiss dich aus der Wohnung meiner Freundin!", schnauze ich ihn an, ohne Vorwarnung klatscht Aleks Hand mit voller Wucht in mein Gesicht.

"Wag es nicht Marin, du steigst jetzt in den Aufzug und lässt mich in Ruhe, haben wir uns verstanden?!", schreit sie mich an.

"Warte mal, wieso bezeichnet ein Milicaj dich als seine Freundin?! Das ist interessant", fragt er arrogant und sieht mich herausfordernd an, "du bist der kleine Bruder von Florentin, richtig?!"

"Ja, was geht dich das an, du aufgeblasener Gorilla", Wut breitet sich in meiner Brust aus.

"Vorsicht, du hast keine Ahnung, mit wem du dich gerade anlegst, mein Lieber", antwortet Pawlow gefährlich leise.

"Du interessierst mich nicht im Geringsten, bietet sie jetzt neuerdings Hurendienste zuhause an?!", sage ich mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten an der Seite.

"Raus! Sofort! Das muss ich mir in meiner Wohnung nicht bieten lassen!", Aleks gibt mir einen kräftigen Schubs und ich stolpere wild schnaufend rückwärts in den offenen Lift. Sie sieht mich an, die Augen zu gefährlichen Schlitzen verzogen.

"Lass den Burschen gehen", ruft Pawlow und ich versuche mich, an ihr vorbei zu drängen, ich hau diesem arroganten Wichser eine rein!

"Ich regel das schon, gib mir zwei Sekunden", ruft sie mit süßlicher Stimme über die Schulter und bohrt mir ihre Fingernägel in die Brust. "Du hast nicht das Recht hier aufzutauchen und Besitzansprüche zu stellen, du gehst jetzt und denkst in Ruhe darüber nach, was für eine Scheiße du gerade veranstaltet hast!"

Aleks drückt den Knopf, für meine Etage, tritt hinaus und die Türen schließen sich. Frustriert fahre ich über mein Gesicht, der Lift öffnet sich und Kaffeeduft schlägt mir entgegen. Mira hat den Tresen gedeckt, aber ich brauche eine Minute, um mich abzureagieren, die Schlafzimmertür fliegt mit einem lauten Krachen zu. Ich tigere auf und ab und versuche die Wut, unter Kontrolle zu halten. Es klopft vorsichtig.

"Marin, alles in Ordnung?", fragt sie ängstlich.

"Nein verdammt, nichts ist okay", ich reiße die Tür auf und sie springt erschrocken zur Seite.

"Was ist denn los?"

"Wir müssen dringend reden, setz dich", ich lasse mich auf den Barhocker nieder. Sie nimmt den Hocker rechts von mir und schaut mich erwartungsvoll an. "Mira, du bist eine tolle Frau, und ich habe die Zeit mit dir wirklich sehr genossen, aber ich sehe keine gemeinsame Zukunft für uns. Unsere Lebensweisen sind einfach zu verschieden und ich bin nicht der Mann, nach dem du suchst. Du hast einen besseren Partner an deiner Seite verdient, der dich auf Händen trägt, so etwas findest du bei mir nicht", ihre Augen füllen sich mit Tränen, sie rutscht von ihrem Hocker und verschwindet ohne ein Wort ins Schlafzimmer. Ich folge ihr und bleibe im Türrahmen stehen, sehe zu, wie sie wütend ihre ganzen Klamotten in den Koffer befördert, an mir vorbei ins Bad stürmt und ihre Kosmetika dazu feuert. Sie zieht ihr Handy aus der Hosentasche, bestellt sich ein Taxi und schließt den Reißverschluss. Sie rollt ihr Gepäck vor den Aufzug, steigt in ihre Schuhe und tritt dicht vor mich.

"Das wird dir noch leidtun, Marin Milicaj. Man verlässt eine Rahman nicht einfach so", flüstert sie gefährlich, dreht sich weg und verschwindet hinter den Aufzugtüren.

Ich sehe auf den gedeckten Tresen und fange an, alles wieder wegzuräumen, mir ist der Appetit gründlich vergangen. Schnappe mir anschließend den Autoschlüssel, der Mercedes von Pawlow ist verschwunden, als ich aus der Garage, Richtung Swing, fahre. Ich muss unbedingt mehr über den Kerl herausfinden, im Radio läuft can't get over you von Gabry Ponte, und ich drehe die Lautstärke voll auf. Mir wird mit voller Wucht klar, dass ich Aleks zurück will, aber ich habe keine Ahnung, wie ich ihr das vernünftig erkläre. Wann wurde ich jemals von einer Frau abgewiesen, nie! Scheiße, was macht sie mit mir?! Ich werde genauso weich in der Birne, wie Flo bei Linda damals, heiliger Strohsack!

Vielleicht können mir Kemal oder Mustafa einen Rat geben, der Stadtverkehr ist heute unerträglich, die Autos schieben sich im Schneckentempo vorwärts, endlich taucht das Bahnhofsviertel vor mir auf, ich fahre am Rose vorbei und biege links zum Swing ab.

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt