Teil 37

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Die Sonne im Gesicht weckt mich, weil ich gestern Abend die Jalousien nicht mehr runtergelassen habe. Ich stehe auf, streife den schwarzen Seidenmorgenmantel über, stelle eine große Tasse unter den Vollautomaten und warte bis sie voll ist. Mit dem Kaffee in der Hand trete ich an die Fensterfront und schaue in den grauen Himmel, der Herbst zeigt sich in den ersten Farben, ich trinke einen Schluck und sehe, wie Marin auf die Hauptstraße biegt.

Na toll, eigentlich hatte ich vor, ihm auf sehr persönliche Weise zu gratulieren, das muss ich wohl auf später verschieben.

Ich bereite mich ganz in Ruhe auf den Tag und Abend vor. Das volle Verwöhnprogramm unter der Dusche, anschließend creme ich mich mit einer glänzenden Bodylotion ein und lasse mir im Ankleidezimmer besonders viel Zeit. Aus der Schublade mit der Unterwäsche ziehe ich schwarze Spitzenwäsche, außerdem entscheide ich mich für einen Bleistiftrock und passender Carmenbluse, eben typisch Geschäftsführerin. Beim Make-up tobe ich mich richtig aus, denn später bleibt nur noch Zeit für das Showoutfit, Marin hat es sich gewünscht, die komplette Vollendung schließe ich in meinem alten Zimmer im Dark Rose ab.

Pünktlich zur Mittagszeit treffe ich im Rose ein, in der Bar herrscht Hochbetrieb, Absperrseile für den Abend werden gezogen und Stefan ist noch in seinen Alltagsklamotten unterwegs. Er sieht mich abgehetzt an. "Sag mir jetzt nicht, dass Probleme auftreten?", ich presse angespannt die Lippen aufeinander.

"Marin hat vor zehn Minuten angerufen und die Gästeliste auf zwanzig Leute angehoben", stöhnt er.

"Was?! Warte ich regel das, es war die Rede von zehn Gästen, er kann nicht einfach ein paar Stunden vor der Party alles über den Haufen werfen", ich ziehe mein Handy aus der Handtasche und stolziere in den High Heels aus der Bar, bleibe kurz bei Lynn am Empfang stehen. Aber der werte Herr geht nicht an sein Telefon. "Herrgott, für was haben wir die nervigen Teile, wenn man dann doch nicht erreichbar ist!", sage ich sauer und sie reicht mir die Post. Ich steige in den Aufzug zum Büro, rufe die Cateringfirma an, um alles für die entsprechende Personenanzahl umzubestellen. Ich sage Stefan Bescheid, der mir freudig mitteilt, dass alle Tische umgestellt sind und wir genügend Platz zum Feiern haben.

Ich widme mich dem normalen Tagesgeschäft, bestelle um siebzehn Uhr Pizza für das ganze Personal bei Giovanni und wir treffen uns zum Essen im Aufenthaltsraum, wo ich auch gleich alle auf ihre Positionen einteile. Lady Diamond stößt erst später zu uns. "Scheiße schon halb sieben, ich muss mich umziehen", stelle ich erschrocken fest. "Brauchst du Hilfe?"; fragt Eva, die heute zur Unterstützung mit in der Bar aushilft.

"Danke Süße, aber mit dem Spitzenfummel komme ich allein klar", grinse ich und fahre in den zweiten Stock. Öffne dort den Kleiderschrank, hänge die Büroklamotten auf einen Bügel an der Tür auf und schlüpfe in den roten Spitzenbody, klebe Nippel-Pastis in Herzform auf und sprühe meinen fast nackten Körper mit dem Glitzerspray von Victoria ein. Setze mich an den Schminktisch und frische das Make-up dramatisch auf. Drehe die Haare auf große Lockenwickler, fixiere alles mit einer ordentlichen Ladung Haarspray und entferne die Wickler. Nach über einer Stunde bin ich die Femme fatale die Marin hier kennengelernt hat. Ich schüttele die Locken auf, steige in die blutroten Peeptoes, werfe den Satinmantel über, der geradeso den Arsch bedeckt und checke mein Aussehen im Ganzkörperspiegel. Startklar stöckele ich langsam die Treppe nach unten und schaue kurz um die Ecke, ob Lynn allein ist.

"Wow, da freut sich das Geburtstagskind aber besonders. Ich sage Stefan in der Bar Bescheid, die Gäste sind komplett", sie hebt den Hörer ab und ruft in der Bar an. Ich stelle mich an den Eingang, setze die Kapuze auf und warte, bis das Licht abgedunkelt ist. Die Türen gleiten auf, die Nebelmaschine pustet feinen Rauch über den Boden, crazy in love, dröhnt durch die Boxen und ich schreite mit gesenkten Kopf durch die Menge, zum abgesperrten VIP-Bereich. Toni öffnet die Kordel, Max hilft mir auf das Podest und ich positioniere mich mit dem Rücken zu den Gästen. Die Musik wechselt zu Girls like us – Zoe Wees und ich schaue verwirrt zu Stefan, weil es das falsche Lied ist. Er grinst mich schief an und nickt mit dem Kopf runter, wo Max einer Frau in einem schwarzen Umhang ebenfalls die Hand nach oben reicht. Sie dreht den Kopf und ich lächele meine beste Freundin breit an.

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt