Teil 34

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Die Woche vergeht rasend schnell, so dass wir gerade mit Kofferpacken beschäftigt sind. Für heute Abend hat Marin ein romantisches Candle-Light-Dinner bestellt. Ich stehe im Bad, richte den trägerlosen blutroten BH, der feine String ist vom Strapsgürtel verdeckt, vorsichtig steige ich in das enge Abendkleid, was ich für das Essen mit Milos Vater gekaut hatte. Der schicke Fummel kann ja nichts dafür, von wem er bezahlt wurde. Beim Make-up bleibe ich der Domina-Schiene treu, dramatisch, dunkelroter Lippenstift und die Haare zu einer wilden Mähne gestylt. Ich drücke einen Klecks von Marins Haarstyling in die Hände und knete die Locken heraus. Zum Schluss ein paar ordentliche Spritzer meines Lieblingsparfüms, fertig aufgebrezelt steige ich in die Lack-Peeptoes, die den passenden Farbton zum Kleid haben.

Im Spiegel sieht mich die Frau an, die ich vor dem Drama mit Milo war. Wir haben die Woche der Zweisamkeit sehr genossen, stundenlang geredet und Marin hat mir endlich erzählt, was mit Milo passiert ist. Aber das Thema Sex sind wir die ganze Zeit umschifft und das werde ich auf jeden Fall heute Abend ändern.
Ich trete in den Wohnbereich, durch den dicken Teppich bemerkt Marin mich nicht, er steht mit dem Rücken zu mir am Fenster, trägt einen dunkelblauen Anzug und hat die Hände lässig in die Hosentaschen geschoben, vorsichtig schlinge ich die Arme um seine Mitte.

"Mh, du riechst so gut", raunt er und sieht über die Schulter, ich hauche ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange und er wendet sich zu mir, dreht mich mit einer Hand einmal um die eigene Achse und lässt mich los. "Ich habe etwas, das passt perfekt zu deinem Kleid", er öffnet die Schreibtischschublade und befördert eine längliche schwarze Samtschachtel ans Tageslicht. "Gib mir mal dein Handgelenk", ich halte es ihm hin, er klappt sie auf und ein glänzendes Charm-Armband funkelt vor meinen Augen. Es hängt ein roter Diamant dran, ein High-Heel und zwei ineinander verschlungene Handschellen.

"Wow, es ist wunderschön", flüstere ich und Marin legt es mir an, bedächtig fahre ich mit den Fingerspitzen über die Anhänger.

"Ich sterbe gleich vor Hunger, hoffentlich machen die nicht nur die Teller dreckig", lächelt er und öffnet den ersten Knopf an seinem Hemd. Verschränkt unsere Finger miteinander und führt mich runter in das Restaurant. Eine junge Bedienung begleitet uns zum Tisch, der in einer kleinen Nische mit direktem Rheinblick ist.

"Ich meine mich zu erinnern, dass mir Linda von genau diesem Platz erzählt hat", Marin grinst mich wissend an und bestellt Champagner zum Aperitif. Wir stoßen auf unser Dinner-Date an und ich lehne mich ein Stück nach vorne.

"Ich freue mich schon auf den anderen Nachtisch", sage ich leise und wackele anzüglich mit den Augenbrauen, er sieht mich etwas unsicher an, äußert sich aber nicht dazu. Sechs Gänge begleiten uns durch den Abend und zum Dessert stehen zwei Servicemitarbeiter bei uns. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich die unfreundliche Dame vom Anreisetag, heute bin ich geschminkt und sie scheint sich daher nicht an mein Gesicht zu erinnern.

"Mousse au Chocolat mit frischen Himbeeren und einer Champagnersahne, guten Appetit. Möchten Sie noch einen Espresso dazu?", fragt sie ganz professionell. Ich wende mich auf dem Stuhl ein Stück zu ihr, greife auf dem Tisch nach Marins Hand, der mich überrascht ansieht. "Schatz wünschen wir noch etwas? Oder bin ich jetzt dein Dessert?", er presst grinsend die Lippen zusammen und sieht die Dame mit einem arroganten Seitenblick an.

"Entschuldigung?", räuspert sie sich verlegen. "Wenn mein Mann mich gleich hier auf dem Tisch vernascht, hätten Sie einen driftigen Grund, wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses den Sicherheitsdienst zu rufen", spreche ich mit einem Hauch Erotik in der Stimme und sehe sie herausfordernd an. "Ich darf doch sehr bitten", ihre Wangen verfärben sich in einem dunkelrot und ich verkneife mir ein herzhaftes Lachen.

"Bringen Sie mir noch eine Schachtel Marlboro?!", und nun dämmert es der Dame, sie nickt kurz und verschwindet. Nach ein paar Minuten steht sie mit den Zigaretten am Tisch und legt sie mir hin. "Vielen Dank, und beurteilen Sie Gäste nicht nach ihrem Outfit, denn der Schein trügt in den meisten Fällen, wir benötigen Sie nicht mehr. Für spezielle Wünsche hat Herr Milicaj schließlich mich", ich lächele sie überheblich an und sie schluckt trocken, bevor sie uns verlässt. Wir trinken noch einen Absacker an der Bar und treten langsam den Rückweg zu unserer Suite an.

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt