Teil 6

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Der Wecker klingelt zu einer unchristlichen Zeit, halb sechs, an guten Tagen, erreiche ich um diese Uhrzeit gerade mein Bett. Es hilft also nichts, ich gehe duschen, ziehe mich an und packe die restlichen Sachen in den Koffer, bis es zaghaft klopft. Ich öffne die Tür und mir gegenüber steht Victoria, völlig aufgelöst und verweinten Augen.

"Was ist passiert?", frage ich und halte ihr die Tür auf, damit sie reinkommt.

"Meine Mutter ist letzte Nacht ganz plötzlich verstorben, ich muss sofort nach Hamburg", schnieft sie und ich schließe sie tröstend in die Arme.

"Oh mein Gott, das tut mir leid, die Jungs kommen bestimmt ein paar Wochen ohne Mutti aus."

"Wenn die Domina auf sie aufpasst, mit Sicherheit", lacht Victoria gequält und wischt sich Tränen von der Wange.

"Na klar, wenn sie nicht gehorsam sind, gibt es was auf die Finger", versuche ich sie etwas von ihrem Schmerz abzulenken.

"Ach Aleks, ich bin so froh, euch in meinem Leben zu haben. Ich bin so schnell wie möglich zurück."

"Nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst, aber wenn wir uns jetzt nicht beeilen, fliegt der Privatjet ohne uns", ich scheuche sie aus dem Zimmer, schließe den Reißverschluss am Koffer und mache mich auf den Weg in die Lobby. Edi erwartet uns schon und sieht mich skeptisch an.

"Victoria ist auf dem Weg, ihre Mutter ist vergangene Nacht plötzlich verstorben", Edi greift nach dem Griff meines Koffers und rollt ihn auf den Ausgang, hektische Schritte nähern sich und ich drehe mich um. Unsere Dragqueen zieht ihr schweres Gepäck über den glatten Boden, draußen lädt Edi alles in den Audi A6 und wir steigen hinten in den Wagen. Die Fahrt zum Flughafen verbringen wir in einem angenehmen Schweigen und ich beobachte, wie die Sonne langsam am Horizont aufgeht, und die Straßen sich füllen. In der Ferne leuchtet der Jet im Sonnenaufgang, Nijaz und Marin sitzen bereits bei einer Tasse Kaffee zusammen und unterhalten sich angeregt.

"Guten Morgen", begrüße ich sie, "wieso fliegst du mit?", wende ich mich neugierig an Lindas Bodyguard.

"Flo hat mich für Iris eingeteilt, Edi hat genügend Personal für die Familie in Durres. Frag mich nicht, warum er so eine Paranoia schiebt", erklärt er mir.

"Das ist doch schön, komm doch, wenn du Feierabend hast auf ein Getränk im Rose vorbei, oder bei mir, falls du anderen Bedarf verspürst", zwinkere ich ihm zu, er grinst mich wissend an. Marins Blick schießt zu mir und erdolcht mich fast.

"Ich denke, du arbeitest nur noch als Domina, nicht mehr als Hure", knurrt er mich wütend an.

"Für diesen hübschen, jungen Mann, mache ich gerne eine Ausnahme", provoziere ich ihn.

"Treib es nicht zu weit Aleks", droht er mir, Nijaz und Victoria sehen angestrengt zwischen uns hin und her.

"Er ist alt genug, Single, sieht verdammt heiß aus, wenn ich ihm meine erweiterten Dienste anbiete, entscheidet er es ganz allein. Also, reg dich ab Marin, es geht dich nichts mehr an, mit wem und wann ich mein Bett teile."

"Einmal Hure, immer Hure", sagt er eiskalt und schaut weg.

"Schluss jetzt, sofort! Dreht ihr völlig durch? Wie Aleks gerade schon sagte, ich bin Single, über achtzehn und wenn ich sie besuche, hältst du mich nicht davon ab", donnert Nijaz dazwischen und ich setze mich mit einem triumphierenden Lächeln auf mein Platz.

Zehn Minuten später werden die Türen geschlossen und die Maschine setzt sich in Bewegung, wir landen pünktlich in Frankfurt. Tom erwartet uns mit dem Firmenwagen, verstaut unser Gepäck und wir lassen uns mit einem tiefen Seufzer auf die Rückbank fallen.

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt