Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~

Teil 28

Mein Unterbewusstsein registriert einen Gurt, er rastet ein und ich schlage flatternd die Augen auf, Marin wirft die Autotür seines BMW leicht zu, geht mit schnellen Schritten zur Fahrerseite und lässt sich schnaubend auf den Fahrersitz gleiten. Der Wagen erwacht mit dem mir vertrauten Geräusch, eines tiefen Röhrens. Mir ist eiskalt und ich schlinge die Decke fester um den Körper, soweit der Anschnallgurt es zulässt. Meine Lippen fühlen sich rau und rissig an, vorsichtig streiche ich mit der Zunge darüber.

"Wohin fährst du mich?", frage ich monoton.

"In die Uni", antwortet Marin gefährlich leise.

Die Stadt zieht am Beifahrerfenster vorüber, Menschen lachen auf den Bürgersteigen, Männer in schicken Designeranzügen verlassen gerade verspiegelte Hochhäuser. Frauen stolzieren mit Markenhandtaschen am Handgelenk an ihnen vorbei. In angemessenem Tempo nähern wir uns der Uniklinik. Er steuert direkt die Notaufnahme an, verschwindet nach drinnen und kommt kurz Zeit später mit einer Krankenschwester wieder, die einen Rollstuhl bereitstellt. Marin öffnet die Autotür und hält mir helfend eine Hand hin.

"Hallo Frau Schukow, ich bin Schwester Caro, ihr Lebensgefährte hat mir gesagt, was Ihnen passiert ist", sie schiebt den Rollstuhl dichter und lächelt mich aufmunternd an.

"Marin, hilf mir, bitte", ich sehe ihn flehend an, er hebt mich direkt aus dem Sitz in seine Arme. "Setz mich bloß nicht in dieses Teil", flüstere ich ihm ins Ohr. "Mach ich nicht", flüstert er zurück und folgt der Schwester, die ihm den Weg erklärt. Ich lege den Kopf an seine Schulter, verberge so mein Gesicht an seinem T-Shirt und atme den Dior-Duft tief ein. Krampfhaft versuche ich, zu verstehen, was gerade passiert. Das Stimmengewirr in den verschiedenen Fluren dringt nicht richtig zu mir durch und langsam realisiere ich, was Milo mir angetan hat. Die Krankenschwester hält uns die Tür zu einem Behandlungszimmer auf und Marin setzt sich mit mir auf einen Stuhl.

"Die Gynäkologin ist gleich bei Ihnen", sie schließt die Tür und das Surren der Deckenbeleuchtung ist das einzige Geräusch in dem sterilen Zimmer.

"Aleks soll ich dir ein paar Sachen von zuhause holen?", ich schüttele schnell mit dem Kopf, schließe die Augen, ich bin so müde, in die Decke gehüllt, fühle ich mich wie in einem warmen Kokon, der mich noch vor der bitteren Wahrheit schützt. Die Tür öffnet sich erneut und ich sehe die Ärztin an, sie trägt einen weißen langen Kittel, die schwarzen Haare sind zu einem unordentlichen Zopf zusammengebunden und sie sieht mich prüfend an.

"Hallo, ich bin Doktor Field, können Sie mir erzählen, was Ihnen passiert ist, oder soll ich direkt unsere Psychologin hinzuziehen?!", sie hält mir zur Begrüßung eine Hand hin und ich schiebe meine langsam unter der Decke vor.

"Nein, schon okay", flüstere ich, meine Stimme hört sich völlig fremd in meinen Ohren an.

"Sie können so lange in der Cafeteria warten", wendet sie sich an Marin und ich versteife mich auf seinem Schoss.

"Nein! Er bleibt!", sage ich klar und deutlich mit panischem Unterton.

"Wenn Sie es ausdrücklich verlangen, gar kein Problem", Doktor Field zieht einen kleinen Hocker heran, macht ihren Kittel auf und zum Vorschein kommt ein enges rotes T-Shirt. "Also, der Reihe nach, was ist genau vorgefallen?!"

"Bitte sagen Sie doch Aleks, ich bin eine Hure", ich hole tief Luft und setze mich etwas auf, die Decke rutscht von meinem nackten Körper und ich ziehe sie schnell wieder fest um mich herum.

"Okay Aleks, jedes noch so kleine Detail ist in deinem Fall wichtig."

"Ich habe einen Kunden empfangen, es verlief eigentlich wie immer, bis er mich mit Handschellen an das Andreaskreuz gefesselt hat. Er hat mir mehrmals ins Gesicht geschlagen, in die Magengegend und außerdem mit einem scharfen Messer einen feinen Schnitt vom Hals zum Ohr verpasst. Ich war zwischenzeitlich bewusstlos", ich stoppe, die Bilder der Vergewaltigung drängen sich mit aller Macht an die Oberfläche, wenn ich jetzt weiterspreche, verlässt mich Marin und ich bleibe bis zum Rest meines Lebens allein.