Teil 29

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"So schöne Frau, ab in dein Reich", ich wische schnell mit den Fingern die Tränen weg und Marin hebt mich zurück in seine Arme. Wir gehen an sämtlichen Türen vorbei, bis wir das andere Ende des Flures erreicht haben. Es handelt sich um ein Einzelzimmer, das in einem hellen Gelb gestrichen ist, richtige Vorhänge hat und sogar einen kleinen Tisch mit zwei gemütlichen Stühlen am Fenster zum Vorschein bringt.

"Bisschen spießig oder?!", sage ich misstrauisch und Marin lässt mich auf dem Bett runter. Meine Füße baumeln über dem grauen Fußboden.

"Das sind die Zimmer für Privatpatienten, und bevor du fragst, nein, ich diskutiere das nicht mit dir, ruh dich aus, ich bin gleich wieder da", er hilft mir beim zudecken und verschwindet. Nach kurzer Zeit kommt er zurück, setzt sich auf die Bettkante und greift nach einer Hand. "Steffi ist auf dem Weg, Linda und Flo wollen wissen, ob es für dich in Ordnung ist, wenn sie kurz vorbei kommen, wenn die Befragung beendet ist."

"Ja, natürlich, Marin kannst du mir vielleicht doch ein paar Sachen aus der Wohnung holen? Frag meine beste Freundin, die weiß, was ich anziehe, wenn ich krank bin oder Probleme habe. Bitte."

"Mach ich, hast du sonst noch Wünsche?!"

"Nein", es klopft und die Tür wird einen Spalt geöffnet, der schwarze Bob von Steffi schiebt sich herein und ich winke sie zu mir.

"Ich komme mit den Anderen in einer Stunde", verabschiedet Marin sich von mir und ich lasse widerwillig seine Hand los.

"Es steht bereits ein Beamter vor der Tür", er nickt ihr zu und verschwindet.

"Warum?", frage ich irritiert.

"Wir haben Gründe dafür", sagt sie und stellt einen Stuhl neben mein Bett. "Nun zu dir? Was genau ist im Rose passiert?", ich schalte die Beleuchtung über dem Kopfteil an und es herrscht eine angenehmere Atmosphäre, als mit diesem riesigen Fluter an der Decke.

"Miloslav Pawlow hat mich vergewaltigt, ich hoffe, ihr habt das elende Schwein festgenommen", antworte ich mit zusammengebissenen Zähnen.

"Nein leider noch nicht, deshalb steht auch ein Kollege vor der Tür."

"Wieso? Der kann doch nicht unerkannt aus dem Rose verschwunden sein, die haben mein Zimmer mit mindestens vier Mann gestürmt", Wut brodelt in meiner Brust.

"Aleks, erzähl mir in aller Ruhe, was sich genau abgespielt hat. Das ist nämlich wichtiger, damit wir sofort einen Haftbefehl gegen ihn erwirken können", sie zieht ihr Handy und ein Touchpen aus der Tasche und macht sich Notizen. Ich fange an, ihr die Geschehnisse der Reihe nach zu erklären, und sie hört mir aufmerksam zu. Nach einer Stunde sind wir fertig und ich habe das Gefühl, mich gleich zu übergeben.

"Alles okay?!", fragt Steffi angespannt.

"Besorgst du mir etwas zu trinken?", sie nickt und macht sich auf den Weg, ich rolle mich zu einer Kugel, ziehe die Decke bis zur Nasenspitze und schaue ängstlich Richtung Fenster. Mittlerweile ist es stockdunkel draußen, ich habe jegliches Zeitgefühl verloren und zucke zusammen, als es klopft, sich die Tür öffnet und wieder schließt. Mir fehlt einfach die Kraft, mich umzudrehen, damit ich weiß, wer dort im Raum steht.

"Aleks", flüstert Linda in meinen Rücken und legt mir sachte eine Hand auf die Schulter. Ich drehe mich leicht zu ihr und sehe Tränen in ihren Augen schimmern.

"Nicht", sage ich leise, sie holt tief Luft und schaut kurz zur Decke.

"Marin, Flo und Steffi unterhalten sich noch draußen. Hast du Hunger?", sie setzt sich auf die Bettkante und streicht mir vereinzelte Haarsträhnen aus der Stirn.

"Ich habe keinen Appetit."

"Ich war bei Giovanni, probier wenigstens eine Kleinigkeit", sie bückt sich nach der Papiertüte und holt eine große Pappschachtel hervor. Der Duft nach frischen Tomaten mit Basilikum steigt mir in die Nase und ich schiebe mich im Bett nach oben. Meine beste Freundin stellt sie mir in den Schoss und ich öffne mit zitternden Fingern den Deckel. Zum Vorschein kommt, was ich gerochen habe, Büffelmozzarella in dünnen Scheiben, es riecht nach Urlaub in Italien und ich fische ein kleines Stück raus.

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt