Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~

Teil 13

"Das du einen Freund hast, ist mir neu", sagt Milo und geht wieder ins Bad.

"Das wusste ich bis eben auch nicht", flüstere ich für mich selbst und verschwinde im Ankleidezimmer. Ich ziehe frische Unterwäsche aus der Schublade, schlüpfe in ein paar Sommershorts und ein helles Blusentop, auf Zehenspitzen schiebe ich die Kleiderbügel der Bürooutfits hin und her und zucke erschrocken zusammen, als Milo mit einer Hand meine Taille festhält.

"Aleks, kein Problem, wir haben Spaß, daran hat sich doch jetzt nichts geändert. Aber ich hätte dir weiß Gott mehr Geschmack zugetraut, ausgerechnet Marin Milicaj?! Die hinterlassen überall verbrannte Erde, deine beste Freundin, muss etwas an sich haben, was Florentin fasziniert. Aber auch durch seine Ader fließt Clan-Blut, dass immer dicker als alles andere ist. Im Ernstfall entscheiden sie sich für die Familie und der Rest ist Nebensache. Ich verschwinde jetzt, lass mich bis morgen Abend wissen, ob du das Angebot annimmst."

Er verschwindet und ich lasse mich erschöpft auf den samtbezogenen Sessel fallen, meine Gedanken fahren Achterbahn, erst interessiert sich kein Mann für mich und auf einmal habe ich direkt zwei an der Backe. Der eine gehört der russischen Mafia an und der andere einem albanischen Clan, perfekte Voraussetzungen für eine unbeschwerte Beziehung.

Stöhnend schließe ich die Augen und höre, wie der Aufzug nach unten fährt. Ich genieße die Totenstille in der Wohnung und föhne im Bad meine Locken. Schminke mich und steige in die Stilettos, werfe den Papierkram in die Handtasche und greife nach dem Porscheschlüssel. Die Garagentür von Marin steht offen und sein BMW ist verschwunden, der muss ganz schön durch den Wind sein, wenn er vergisst abzuschließen. Ich gleite auf den Fahrersitz, verbinde das Handy mit der Soundanlage und the scientist von Corinne Bailey Rae dröhnt durch die Boxen. Linda verlangt das die Zahlen vom Rose besser werden, also bringen fünf neue Huren, definitiv die Kasse zum Klingeln, wenn ich ihr aber erzähle, dass die von Milo sind, lehnt sie mit Sicherheit ab, aber was bleibt mir denn für eine Alternative?! Die finanziellen Einbußen der letzten Monate sind einfach zu gravierend. Oh mein Gott hätte ich geahnt, dass der Geschäftsführerinnenposten so schwierig ist, wäre das Angebot für mich nicht in Frage gekommen.

Genervt stoße ich die angehaltene Luft aus und trommele mit den Fingernägeln auf das Lenkrad, weil ich im Stau stehe. Jeden Tag das gleiche Drama, wahrscheinlich haben sie mal wieder Einen über den Haufen gefahren, die Musik verstummt und mein Handy klingelt.

"Hey Bitch."

"Hallo Domina, alles in Lack und Leder?!", begrüßt mich Linda gut gelaunt.

"Ich steh im Stau, nichts Neues, hat bestimmt einen Junkie dahingerafft", stöhne ich.

"Schrei es nicht zum Himmel, du weißt, wie lange das dauert. Ich rufe aus einem nicht so erfreulichen Grund an."

"Schieß los, ich habe Zeit."

"Flo hat mich informiert, dass Pawlow in Frankfurt aufgetaucht ist. Senior und Junior, war Milo im Rose?!" Ich schlucke trocken, soll ich lügen?!

"Ja war er", meine Stimme klingt selbst in meinen Ohren fremd.

"Aleks, du weißt, was er versucht hat, hast du mit ihm gesprochen?!"

"Och, er hatte einen Termin bei mir, wir waren mit seinem Vater essen, alles ganz unverbindlich und er hat mich zuhause besucht", versuche ich das Gespräch so unverfänglich wie möglich zu gestalten.

"Du hast doch nicht etwa, Aleks, verdammt, ist das dein Ernst?! Okay, er sieht nicht schlecht aus-", "hat die richtige Länge", unterbreche ich sie. Linda bricht in schallendes Gelächter aus. "So genau wollte ich es gar nicht wissen. Heißt also, das mit Marin und dir, war ein einmaliger Abstecher in die Vergangenheit?!"