Teil 32 -Marin-

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Ich mache mich auf den Weg zum Haupteingang und die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich, was denn nun schon wieder für Probleme auftreten. Draußen ist eine Bank frei, ich setze mich, ziehe die Schachtel Marlboro raus und stecke mir eine an. Angestrengt puste ich den Rauch aus und fahre leicht erschrocken zusammen, als jemand hupt. Flo lässt das Beifahrerfenster runter und grinst mich an.

"Du gewöhnst dir den Scheiß wohl nie ab, oder?!"

"Stress ist mein Endgegner", ich drücke die Zigarette am Aschenbecher aus und steige zu ihm ins Auto. Wie immer liegen Kaugummis in der Mittelkonsole und ich fische mir einen heraus. "Also, was für Probleme tauchen auf?!"

"Pawlow-Senior hat sich angekündigt, er will uns sprechen", antwortet Flo angespannt.

"Na und?! Er kann die Überreste von seinem Sohn abholen", sage ich mit zusammengebissenen Zähnen und balle eine Faust auf dem linken Oberschenkel.

"Marin wir dürfen jetzt nichts überstürzen."

"Flo, das ist mir scheißegal! Miloslav Pawlow ist ein krankes, pervers Arschloch, er hat Aleks vergewaltigt und misshandelt. Ich habe sein Todesurteil mit dem Kuss besiegelt und werde keinen Rückzieher machen, nur weil du um deine Geschäftsbeziehung bangst, Ende der Diskussion!", mein Herz schlägt mir bis in den Hals, weil mich allein der Gedanke an diesen Wichser aggressiv macht.

Mein Bruder ist still und wir fahren Richtung Hafengelände, der Maserati holpert über das alte Kopfsteinpflaster, moderne Lagerhallen reihen sich an runtergekommene Gebäude und die Sonne taucht alles in ein trügerisch, friedliches Licht. Ich ziehe die Walther PPK aus der Cargotasche, lade sie und stecke sie zurück.

"Warte wenigstens, bis wir mit Vladimir gesprochen haben", versucht Flo mich beim Aussteigen zu überzeugen. Ich sehe ihn stumm an und öffne die Tür, Nijaz und Pablo wirken hinter Milo völlig entspannt.

"Die Herren Milicaj", begrüßen sie uns und trinken ihre Cola aus. "Wie geht es Aleks?"

"Den Umständen entsprechend gut, sie sieht etwas besser als gestern aus", mein Blick fällt auf Milo, der seine deformierte Visage zu einem hässlichen Grinsen verzieht.

"Was gibt dir diese Hure, dir liegt die Frauenwelt doch zu Füßen?! Hast du eine Ahnung wie viel Kerle, über die hinweggerutscht sind? Ich habe sie ohne Kondom gefickt, denn-", in zwei großen Schritten bin ich bei ihm und schmettere meine Faust mit voller Wucht in sein Gesicht. Ein kurzes Knacken ist zu hören, ich habe ihm die Nase gebrochen, das Blut läuft in rasender Geschwindigkeit über seinen Mund und am Kinn herab, er spuckt es mir vor die Füße.

"Halt dein dreckiges Maul", schreie ich und er fängt an zu kichern.

"Sei still, Milo!", zischt ihm Flo zu, doch er lacht immer lauter und der ganze Körper bewegt sich dabei.

"Ich habe in ihr abgespritzt", ich ziehe die Knarre blitzschnell aus der Hosentasche und drücke ab, die Kugel trifft ihn an der Schläfe und der Kopf sackt nach vorne.

"Scheiße, Marin!", brüllt Flo, doch ich schieße erneut, ziele auf den Kopf, die Brust, bis das Magazin leer ist. Mein Atem ist ein abgehaktes Keuchen, langsam lasse ich die Waffe sinken, Flo nähert sich vorsichtig und greift nach der Walther PPK.

"Er hat es nicht anders verdient", flüstere ich atemlos und mein Bruder sieht mir prüfend in die Augen.

"Wir müssen ihn hier wegschaffen, bevor sein Vater auftaucht", sagt er zu Pablo.

"Nein, er hat diesen kranken Menschen gezeugt, ihn zu dem gemacht, was er war, er soll ihn genau so sehen! Ich lasse es gerne drauf ankommen, verschwindet", sage ich und er kommt zu mir.

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt