Teil 8

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Nur mit einem Handtuch um die sexy Hüten, tritt er aus dem Bad, lässt es bei seinen Klamotten fallen und steigt in die Anzughose, zieht sein Hemd an und knöpft es zu, den Blick auf mich gerichtet. Fertig angezogen kommt er barfuß auf mich zu, stellt das halbleere Glas Champagner auf den Tisch und stützt sich rechts und links von mir auf den Sessellehnen ab.

"Begleitest du mich und meinen Vater morgen zum Abendessen? Ich genieße deine Anwesenheit sehr und er freut sich bestimmt, die erwachsene Aleksandra kennenzulernen." Sein Blick von oben herab ist so arrogant, dass er vermutlich ein Nein nicht toleriert.

"Ich überlege es mir, du bezahlst unten bei Lynn", ich schiebe ihn von mir weg und stehe auf. Doch weit komme ich nicht, Milo packt mich grob am Hals, drängt mich rückwärts an das Andreaskreuz, an dem er vor dreißig Minuten noch gefesselt stand.

"Ich schätze deine herausfordernde Art", raunt er dich an meinem Ohr, seine Hand liegt weiterhin um meinen Hals, allerdings nicht so fest, dass ich keine Luft mehr bekomme. Die abgefuckte Art, die tief in mir schlummert, gräbt sich an die Oberfläche, nur gewisse Männer wissen wie, sie, sie freilassen. Seine andere Hand gleitet in meinen Schritt und er drückt mit dem Daumen auf das kleine, empfindliche Nervenbündel. Ich versuche, mich zu konzentrieren, doch die veränderten Atemzüge entgehen ihm nicht und er stimuliert mich weiter. Aber ich bin eine wahre Meisterin, Gefühle zu kontrollieren, wenn es darum geht, die Lust auf verschiedenen Ebenen zu verstecken.

"Wann und wo ist das Essen?", frage ich mit arrogantem Unterton und drehe den Kopf, dass ich ihm direkt in die Augen sehe.

"Ich hole dich ab, hier?!"

"Ja, Uhrzeit?!"

"Um acht lass mich nicht warten", sein Mund prallt brutal auf meinen und er schiebt ihn mit der Zunge auf. Ich lasse ihn gewähren und beiße unvermittelt leicht zu. Erschrocken weicht er zurück und lächelt mich hinterhältig an.

"Bissig wie immer, bis Morgen Frau Schukow", er holt seine Anzugjacke, zieht sie an, ich stehe mit verschränkten Armen am Andreaskreuz und beobachte ihn, wie er die schwarzen Schuhe, passend zum Anzug zubindet. Bevor er die Tür schließt, wirft er mir noch ein zufriedenes Lächeln zu und verschwindet. Ich brauche ein paar Minuten, um mich zu sammeln, doch die Ruhe wird durch das Klingeln des Telefons unterbrochen.

"Ich dachte, ich bin fertig für heute?", frage ich Lynn.

"Was hast du für einen Preis mit Pawlow vereinbart?"

"Sechshundert wie immer, wieso, hat er zu wenig bezahlt?"

"Nein, er hat mir gerade tausend Euro in die Hand gedrückt, mit dem Satz, dass du dir was Schickes für morgen Abend kaufen sollst. Äh, Aleks, hab ich bei dir was verpasst?"

"Schön, für vierhundert Schleifen, werde ich sicher etwas Passendes für ein Abendessen mit seinem Vater finden."

"Du gehst mit den beiden essen?", fragt sie entsetzt.

"Ja. Bis gleich in der Bar", ich lege auf, schäle mich aus den Dominasachen, stecke sie in den Sack für die Reinigung und verschwinde im Bad. Schlinge den Zopf hoch und klemme ihn mit einer großen Haarklammer auf dem Kopf fest. Das heiße Wasser prasselt auf meine angestrengten Schultern und ich wasche mich gründlich. Wickele mich in mein Lieblingshandtuch, die künstlichen Wimpern haben sich beim Duschen gut gelöst und ich trete auf das Pedal vom Mülleimer, ein Blick hinein zeigt mir das er seine Gucci-Shorts einfach entsorgt hat.

"Bonzenarsch", murmele ich vor mich hin. Zurück im Domina-Reich, öffne ich den Kleiderschrank und hole meine privaten Sachen wieder raus. Angezogen räume ich alles auf, lege die dreckigen Handtücher, und den Sack für die Reinigung vor die Tür, ich hänge die Leine gerade an ihren Platz, als es zaghaft klopft.

"Ich habe Feierabend, gehen Sie ein Stockwerk tiefer", sage ich und werfe noch einen letzten Blick in die Handtasche, ob ich auch nichts vergessen habe.

"Ich wollte zu dir", erklingt eine bekannte Stimme und ich drehe mich genervt zu Marin.

"Was willst du? Ich bin müde, es war ein anstrengender Tag und ich möchte einfach nur noch nach Hause."

"Trinkst du einen kleinen Absacker mit mir? Ich würde gerne etwas mit dir besprechen", er trägt wie immer eine schwarze Anzughose und ein weißes kurzärmeliges Hemd, die grundsätzlich einmal umgeschlagen sind.

"Wegen mir", seufze ich und deute ihm an, dass ich fertig bin. Doch er versperrt den Ausgang.

"Was? Geh doch einfach!"

"Hattest du einen Stammkunden?", fragt mit angespanntem Kiefer.

"Ach, Marin, ehrlich, du stehst hier in einem Bordell und stellst mir ernsthaft so eine Frage?!", ich fange an zu lachen. "Du bist echt naiv, natürlich, er war drei Stunden hier, was ist jetzt mit dem Absacker?!"

"Wer?", will er neugierig wissen und lässt mich vorbei, ich schließe ab, werfe den Schlüssel in die Tasche und wir gehen zu Fuß in die Bar.

"Ich habe dich was gefragt?!", bohrt er weiter.

"Das geht dich einen Scheißdreck an, meine Kunden, mein Job und mein Geld. Also hör auf", schnauze ich ihn an. Lynn sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und reicht mir den roten Umschlag. Bei einem Blick hinein, sticht mir ein zusammengefaltetes Blatt Papier ins Auge.

"Unser Drink fällt aus", ich nicke zu Marin und sie grinst mich schief an.

"Nicht schlimm, schönen Gruß von Iris, alles, was liegen bleibt, kannst du ihr zuhause vorbeibringen."

"Okay, perfekt", wir setzen uns etwas abseits des Trubels, Vanessa kümmert sich um unsere Getränke. Wir bestellen einfach nur Wasser ohne Gas, was für Marin nicht gewöhnlich ist.

"Also, was gibt es denn so Wichtiges?!"

"Kemal, Mustafa, Nijaz und ich haben gerade im Barbershop zusammen gesessen. Wir bekommen Konkurrenz, Russen, sie verticken Drogen am Bahnhof und in der Kaiserstraße, soweit kein Problem. Die Straße liegt in unserem Einzugsgebiet, der Name Pawlow ist uns zu Ohren gekommen, hieß der Typ, der Linda auf die Pelle gerückt ist, nicht so?!", fragt er mit gefährlichem Unterton.

"Ja, der heißt Miloslav Pawlow, kurz Milo, der kann aber nichts dafür, dass ihr nicht mehr die Alleinherrscher im Drogenmilieu seid. Was ihr auf der Straße oder in den Clubs vertickt, ist euer Ding", sage ich gelangweilt.

"Aleks, Flo hat mir erzählt, dass es im Rose zurzeit nicht ganz rund läuft, gerade sind aber alle Parkplätze belegt, also sind wohl wieder vermehrt Russen eure Freier, oder?!", er lehnt sich entspannt zurück und legt ein Fußgelenk auf dem Oberschenkel ab.

"Hör mal zu Mister Wichtig, wenn ich mich mit jemanden über die Kunden unterhalte, dann ist das Linda, denn sie ist weiterhin die Chefin dieses Etablissement und ich werde dir ganz bestimmt nicht erzählen, wer hier ein und ausgeht", ich trinke einen großen Schluck Wasser und warte seine Reaktion ab.

"Heul aber nicht, wenn wieder eine Nutte oder ein Junkie im Krankenhaus landet, denn mit den Russen ist genauso wenig zu spaßen, wie mit uns", wütend springt er auf und verlässt auf direktem Weg die Bar, ich sehe ihm nach, schüttele mit dem Kopf und ein paar Minuten später, setzt sich Tom zu mir.

"Was ist denn Marin über die Leber gelaufen? Der war ganz schön angepisst", er stellt seinen leeren Kaffeebecher auf den Tisch.

"Die bekommen Konkurrenz, die Russen breiten sich am Bahnhof und in der Kaiserstraße aus, angeblich ist das Milicaj-Gebiet, aber mal im Ernst, was haben wir damit zu tun?!" Tom greift sich nachdenklich an sein markantes Kinn und überlegt.

"Es ist Messe, da ist sowieso etwas mehr los, die meisten der Männer sind direkt zu euch auf die Etagen verschwunden, ich versteh auch nicht, wo sein Problem ist", seufzt er und erhebt sich.

"Ich schau mal nach Anna, Andy hat die Tür allein im Griff."

Mein Blick schweift durch die Bar und ich sehe mir die Gäste genauer an, Geschäftsleute, Bänker, Manager der Messe, erkennbar, an den Ausweisen um ihren Hals. Die üblichen Verdächtigen, eine kleine Gruppe reicher Russen, die aber nicht in der Überzahl sind. Herrgott, Marin mit seiner Paranoia, ist das ansteckend?! Ich trinke das Wasser aus und fahre nach Hause.

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt