Teil 45

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9 Monate später

"Vergiss es, du bekommst nicht schon wieder neue Outfits für die Jungs. Linda macht mich einen Kopf kürzer", ich verschränke die Arme über meiner Babykugel und sehe unsere Dragqueen entschlossen an. Das Pink ihrer heutigen Perücke erinnert mich irgendwie an die Farbe eines Kaugummis, aus Kindertagen.

"Halleluja, seit du schwanger bist, bist du eine totale Spaßbremse", beschwert sie sich theatralisch und rückt ihren Busen in die richtige Richtung.

"Du hast zu Ostern, diese hässlichen Hasenkostüme bekommen und für die Sommershows ist der ganze Garderobenraum voll. Also, komm mal wieder auf den Teppich. Deine Outfits kosten schließlich auch ständig ein Vermögen", es klopft und ich sehe an ihr vorbei. "Herein", rufe ich und bete innerlich, dass mich egal wer, von der Dramaqueen erlöst. Die Tür öffnet sich und mein Mann betritt das Büro. Danke lieber Gott!

"Hey, hast du mich vergessen?!", begrüßt Marin mich und schaut Victoria mit zusammengekniffenen Augen an.

"Hatten wir einen Termin?", frage ich leicht irritiert.

"Ja, vor einer halben Stunde in der Bar. Im Gegensatz zu Flo denke ich an die Untersuchungstermine", beschwert er sich gespielt. Er sieht zum Anbeißen aus, schwarze Anzughose, weißes Hemd, was er an den Ärmeln umgekrempelt nach oben geschoben hat. Haare und Bart perfekt gestylt.

"Oh, ja, sorry, aber wir waren sowieso fertig. Nicht wahr?!", wende ich mich an Victoria und schenke ihr ein künstliches Lächeln.

"Nein, aber ist okay, geh ruhig, ich vertröste die Jungs schon", winkt sie lässig mit einer Hand ab und steht auf. Ich verdrehe die Augen, schalte den Computer aus, schnappe mir die Handtasche vom Boden und schiebe mich aus dem Schreibtischstuhl. Das Wickelkleid spannt gefährlich über der überdimensionalen Babykugel, meine geschwollenen Füße stecken in flachen Sandalen und ich lege stützend eine Hand in den Rücken.

"Reiz mich nicht Lady, ich sehe die Füße seit drei Wochen nicht, geschweige das Untergeschoss, also hör verdammt noch mal auf, mir wegen Hotpants die Ohren voll zu heulen", schnauze ich sie an, Marin grinst hinter ihr und sie verschwindet ohne ein weiteres Wort. "Ich rasier dich gerne", raunt er mir ins Ohr, nachdem ich zu ihm gewatschelt bin.

"Das ist jawohl das Mindeste, schließlich trage ich deinen Sohn den ganzen Tag spazieren. Dir drückt niemand auf die Blase, du ziehst dir die Schuhe selbst an und siehst nicht aus wie ein gestrandeter Wal", beschwere ich mich und schließe die Bürotür ab.

"Aber ein sehr süßer Wal", flüstert er mir ins Ohr, ich drehe mich zu ihm, bohre einen Fingernagel in seine Brust und sehe ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

"Du bist doch an diesem Zustand schuld, weil du auf unserem Kurztrip ins Rheintal, deinen Saft auf und mit den Fingern in mir verteilt hast. Ich habe mich so auf die Flitterwochen gefreut, aber hey, es waren immerhin zwei Wochen Mittelmeer", wütend stampfe ich zum Aufzug und drücke den Knopf nach unten.

"Liebling, das holen wir nach, wir setzen die Reise zu dritt fort. Elli fühlt sich doch schon sehr wohl bei uns und das sind die besten Voraussetzungen, um auch Zeit zu zweit zu genießen", versucht er mich zu besänftigen und fährt federleicht mit den Fingern über meine Schulter, ein heißer Schauer rieselt am Rücken herab.

"Die Schwangerschaft hat mich ruiniert, ich habe einen fetten Arsch, Möpse doppelt so groß, mein Gesicht gleicht einem Pancake mit Streuseln und die Haare haben jeglichen Glanz und Fülle verloren", jammere ich und lehne mich an die Haltestange im Lift. Kaum sind die Türen geschlossen, drückt Marin mich mit dem ganzen Körpergewicht an die Wand, greift blind nach dem Nothalteknopf und der Aufzug bleibt mit einem tiefen Ächzen stehen. In seinem Blick liegt etwas Wildes, was nur ich bei ihm heraufbeschwören kann.

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt