Teil 18

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Die Tür zum Rose ist offen und der warme Sommerwind weht durch meine lockigen Haare, als ich nach drinnen verschwinde.

"Du bist aber spät, na, wer hat dich aufgehalten?!", begrüßt mich Eva mit einem schelmischen Lachen.

"Das wüsstest du wohl gerne, du alte Tratschtante. Alle Huren komplett?!"

"Aber natürlich, die Neuen sind ständig ausgebucht, keine Ahnung, was die anstellen", zuckt sie mit den Schultern und reicht mir die Post. Ich fahre mit dem Lift ins Büro, schalte den Computer an und öffne das Buchungssystem, Eva hat Recht. Die Termine sind für zwei Wochen im Voraus gebucht und bei den Etablierten nur bei den Stammkunden, ich schließe das System und rufe die Abrechnungstabellen auf. Die Maus huscht auf dem Bildschirm hin und her, verzweifelt vergleiche ich nun seit einer Stunde die Zahlen, doch ich erlange jedes Mal das gleiche Ergebnis. Ich hole mein Handy aus der Tasche und rechne es mit dem Taschenrechner nach, prüfe das Formular der letzten drei Wochen. Ich brauche Kaffee, sonst drehe ich durch, schnell ist er bei Eva bestellt und ich widme mich erneut dem Problem.

"Aleks, wenn du weiter so angestrengt schaust, kommst du nicht mehr drum herum dir eine Brille zu besorgen und dir Botox in die Stirn zu spritzen."

"Ja, ja, ich setz sie schon auf, sag mal, ist Toni zufällig im Haus?!"

"Nein, der hat aber ab fünf Uhr Dienst, warum?!"

"Schick ihn zu mir, wenn er da ist, es ist wichtig."

"Mach ich, du hast heute keine Termine."

"Bin ich auch ehrlich gesagt nicht böse drum", sage ich beiläufig und schiebe mir die Sehhilfe vor die Augen. Eva verschwindet und ich stelle fest, dass ich wohl alt werde. Nach drei weiteren Stunden, habe ich alles von vorne nach hinten verglichen, die neuen Huren, bringen dem Dark Rose einen Gewinn von zehn Prozent, das reicht beim besten Willen nicht, noch nicht einmal für die laufenden Kosten der Zimmer. Das hat Linda doch niemals so mit Milo abgesprochen, es sind allerdings keine zusätzlichen Zahlungen im Buchungssystem zu sehen. Genervt stoße ich die Luft durch den Mund aus, ziehe den Ordner mit den Verträgen aus der ersten Schublade und schlage ihn auf. Merkwürdig ist auch, dass Milo nach den neuen Huren schauen wollte, aber seit drei Wochen nicht auftaucht.

Ich hefte den Vertrag raus, suche den Vermerk mit der Gewinnbeteiligung, finde ihn aber nicht. Langsam werde ich nervös, bekomme leichte Schweißausbrüche und blättere die Seiten nun schon zum vierten Mal durch, aber auch diesmal ist nichts auffindbar. Bis mir ein kleiner Absatz ins Auge sticht.

Die Gewinnbeteiligung beträgt zehn Prozent des laufenden Tagesumsatzes, alle weiteren Kosten übernimmt das Dark Rose in vollem Umfang. Sie beinhalten, Zimmermiete, Reinigung, etc. Das Honorar verbleibt bei den Angestellten von Miloslav Pawlow.

Was zur Hölle habe ich unterschrieben?! Oh mein Gott, Linda bringt mich um!

Ich blättere auf die letzte Seite, um zu schauen, ob die Möglichkeit einer vorzeitigen Kündigung besteht, schnell habe ich den Part gefunden.

Die Vertragslaufzeit liegt vorerst bei zwölf Monaten, sollte eine Partei aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen, die Vereinbarung nicht mehr in vollem Umfang erfüllen, wird eine Strafe von fünfhunderttausend Euro sofort fällig.

Dieses elende Schwein, der hat mich eiskalt ins offene Messer laufen lassen! Wie dumm kann man denn bitte sein, diesen Scheißvertrag nicht richtig zu lesen.
Wütend springe ich aus dem Stuhl, renne wie ein Tiger, der in die Enge getrieben wird, vor dem Fenster auf und ab. Was mache ich denn jetzt?! Fünfhundert tausend Euro, das kann ich nie im Leben so schnell auftreiben. Oh mein Gott mir wird schlecht!

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt