Teil 46

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"Kannst du nicht schneller fahren?!", stoße ich kurzatmig aus und klammere mich krampfhaft am Türgriff fest. Die Wehe verschwindet und ich entspanne mich etwas.

"Du siehst den Verkehr oder?! Feierabend, ich hoffe, dass wir in fünfzehn Minuten an der Uni sind", Marin greift nach meiner linken Hand und haucht einen Kuss in die Innenfläche, da kündigt sich auch schon die nächste Hammerwehe an und ich kralle mich in den Sitz.

"Das überlebe ich nicht, dein Sohn zerreißt mich innerlich", stöhne ich tief und versuche mich auf das Atmen zu konzentrieren.
"Dieser Scheißgeburtsvorbereitungskurs war absolute Zeitverschwendung, was die einem dort beibringen, glaubt doch kein Mensch, und wenn doch, essen die ihre Suppe mit der Gabel. Ah, es tut so weh", keuchend lasse ich den Kopf nach hinten fallen.

"Liebling, Frauen gebären Kinder seit-", "nenn mich nicht so! Und halt mir jetzt bloß keine Vorträge, aus Urzeiten, das weiß ich selbst, du Idiot!", unterbreche ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen und atme tief ein und aus. "Du hast deine flinken Freunde zwischen uns verteilt und mich geschwängert, ich muss dein Kind aus mir rauspressen und meine Vagina ist später ein riesiger Krater, also erzähl mir was Neues!" Er sagt zum Glück nichts mehr, was seinem männlichen Dasein nur zu Gute kommt.

Gefühlte zwanzig Wehen sind vergangen, Marin hält vor der Notaufnahme, springt aus dem Wagen und verschwindet im Gebäude, ich drücke die Autotür auf, schiebe die Beine nach draußen, da überrollt mich die nächste Wehe, leicht nach vorne gebeugt atme ich sie weg.

"Hallo Frau Milicaj, mein Name ist Lydia, ich bin Ihre Hebamme, können Sie laufen oder soll ich eine fahrbare Unterstützung organisieren?!", fragt mich die Kleine und ich sehe sie irritiert an. "Sehe ich aus, ob ich auf einen Rollstuhl angewiesen bin?!", fauche ich sie an. "Kein Problem, wir gehen zu Fuß in den Kreißsaal", sie hakt einen Arm unter meinen und hilft mir beim aussteigen, Marin steht etwas unbeholfen daneben. "Wo ist die Krankenhaustasche Ihrer Frau?"

"Äh, zuhause, ich hole sie!"

"Den Teufel tust du! Du bleibst hier!", fahre ich ihn an und er hakt mich auf der anderen Seite ein. "Halt! Moment!", stöhne ich und krümme mich nach vorn, die Wehe erwischt mich eiskalt und zieht vom Rücken in den Unterleib. "Oh Gott, ich schaff das nicht", keuche ich. Lydia fährt große Kreise mit der freien Hand im unteren Rückenbereich und ich merke, wie ich die Schmerzen erträglicher wegatme. "Geht's wieder?", fragt sie leicht gebückt und ich nicke, richte den Oberkörper auf und wir nähern uns in kleinen Schritten dem Aufzug. Im dritten Stock gleiten die Türen auf und sie dirigiert mich Richtung Kreißsaal vier. Er ist einem hellen Gelb gestrichen, hat eine große Geburtswanne und auch sonst was einem die Geburt so angenehm wie möglich macht.

"Da wären wir, also Frau Milicaj, ich würde Sie gerne zuerst an das CTG schließen, um zu schauen, ob es dem Baby mit den Wehen gut geht", sie deutet auf das Geburtsbett und ich lasse mich sachte auf dem weißen Laken nieder.

"Können wir das Sie gegen ein du austauschen?", ich streife die Sandalen von den Füßen und rutsche weiter in das Bett.

"Natürlich, leg dich einfach zurück Aleksandra und ich schiebe dein Kleid ein Stück nach oben. Oh, das ist aber nass", Marin stellt meine Handtasche auf den Tisch, steckt die Hände in die Hosentasche und beobachtet Lydia bei ihrer Arbeit. Der kräftige Herzschlag unseres Jungen erfüllt den Raum.

"Das hört sich fantastisch an, du müsstest jetzt die nächste Wehe merken", genau in diesem Augenblick zieht sich alles schmerzhaft zusammen und sie reibt erneut über den unteren Rücken und ich konzentriere mich auf die Atmung. "Du machst das sehr gut, schön tief ein und ausatmen", spricht sie ruhig mit mir und die Wehe lässt nach. "Dein Mann kann dich auch massieren, in der Zwischenzeit kümmere ich mich um den Papierkram, wenn etwas ist, einfach den Notknopf drücken und ich bin sofort hier", sie legt den kleinen roten Knopf in meine Hand und erklärt Marin, was er machen muss, wenn die nächste Wehe kommt.

Dark Rose Band 4 ~ Aleks und Marin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt