Kapitel 23

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Sicht Isi
Die vergangene Woche war eine emotionale Achterbahnfahrt für mich. Nachdem Mike und ich uns nähergekommen waren, fühlte ich mich einerseits erleichtert, aber andererseits auch unsicher über die kommende Zeit. Die Berührung seiner Hand hatte etwas Zartes, fast als würde er meine innersten Gedanken verstehen. Wie er mich einfach in den Arm nahm als ich meine Gefühle und Tränen nicht mehr unterdrücken konnte. Und all das machte es mir nicht wirklich einfacher.

In den folgenden Tagen begannen wir, alles für die Ankunft von Alina und Ben herzurichten. Mike zeigte immer wieder seine Unterstützung und erhielt sein Lächeln zurück als Becci verkündete das meine Schwester und mein Schwager in meinem Zimmer schlafen würden, "Nun Isi du hast die Wahl, Sarah oder Mike". So verschmitz wie Becci mich angrinste konnte ich ebenfalls nur lachen und sah zu Mike. "Dann wird es wohl Sarah", sein Lächeln verschwand für Milisekunden ehe er meinen Plan durch schaute und mir nur die Zunge herausstreckte.

Am darauffolgenden Tag hatten wir einen Abend, an dem wir gemeinsam kochten. Es war ein gemütliches Zusammensein, bei dem wir lachten und wir über meine Zeit hier redete. "Wie sieht es denn bei dir planmäßig eigentlich so aus?" Cliff nahm einen Schluck seines Rotweines und musterte mich interessiert. Ich setzte mich gegenüber von ihm an den Esstisch und lächelte leicht. "Nun ja, meine Zeit hier neigt sich langsam dem Ende zu", begann ich und stocherte nachdenklich in meinem Essen herum. "Ich muss Ende Januar einen Bericht und eine Dokumentation über mein Praktikum abgeben. Es ist ein wichtiger Teil meiner Promotion." Cliff nickte verständnisvoll. "Das klingt nach einer Menge Arbeit. Aber ich bin sicher, du wirst das großartig meistern. Deine Hingabe und dein Engagement sind ja offensichtlich."

Ein warmes Gefühl der Anerkennung durchströmte mich bei seinen Worten. "Danke, Cliff. Das bedeutet mir wirklich viel. Es ist nur manchmal etwas überwältigend, weil ich gleichzeitig versuche, die letzten Wochen hier zu genießen."
Er lehnte sich lächelnd zurück und füllte unsere Gläser nach. "Verstehe ich gut. Es ist wichtig, einen Ausgleich zu finden. Ich kann mir vorstellen, dass das Dokumentieren deines Praktikums und das Vorbereiten der Promotion viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber vergiss nicht, auch Momente für dich zu haben und das Hier und Jetzt zu schätzen." Seine Worte trafen genau ins Schwarze. Es war leicht, sich in den kommenden Aufgaben zu verlieren und den Blick für die Gegenwart zu verpassen. "Du hast recht, Cliff. Ich versuche, mir bewusst Zeit für die schönen Momente zu nehmen. Wie zum Beispiel heute Abend."

Als Becci das Essen servierte setzten sich alle um uns herum während wir das Essen genossen und den Abend ausklingen ließen. Die Unterhaltung wanderte von meinen akademischen Plänen zu persönlichen Interessen, und ich merkte, wie ich mich dabei entspannte. Cliff's aufmerksame Gesprächsführung half mir, meine Gedanken zu ordnen und meine Prioritäten im Blick zu behalten. Als der Abend sich dem Ende neigte und wir die leeren Teller beiseite stellten, spürte ich eine tiefe Dankbarkeit.

Zeitsprung  Weihnachtsfest (25.12)
Die festliche Stimmung durchdrang das Haus, als sich das Weihnachtsfest näherte. Das Haus war liebevoll geschmückt, und der Duft von Plätzchen und Tannenbaum lag in der Luft. Alina und Ben, die aus Deutschland angekommen waren, fügten sich nahtlos in die Feierlichkeiten ein. Ich freute mich sehr auf den Besuch meiner Schwester und umso mehr als ich merkte wie gut sich alle verstanden.

Am Heiligabend fanden wir uns alle zusammen, um gemeinsam zu feiern. Die Kerzen flackerten auf dem festlich gedeckten Tisch, und das Lachen erfüllte den Raum. Ich war überglücklich, meine Familien vereint. Wir tauschten Geschenke aus und genossen ein köstliches Festmahl, das wir gemeinsam zubereitet hatten. Alina brachte eine besondere deutsche Note in die Mahlzeit ein, indem sie am Vormittag Weißwürscht und Brezen gab. Ich musste lachen wie Mike mich ungeläubigt anstarrte als ich die Wurst "zuzelte".

Ich stand gerade mit Sarah im Bad als ich Mike dabei beobachtete wie er mein Bettzeug zu sich ins Zimmer trug. Ich schluckte, "Ach das wir schön! Glaub mir." Sarah sah mich grinsend im Spiegel an und ich merkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. "So ich bin fertig und geh mich umziehen. Beeil dich, Mum will um Punkt beginnen." Ich sah auf die Uhr und nickte Sarah zu, die soeben in ihr Zimmer verschwand.

"Na meine Schöne?" Mike trat nun in mein Blickfeld und lächelte. "Verraten Sie mir was Sie heute tragen werden?" Ich legte meinen Kopf schräg und lächelte, "Nein. Das sehen Sie noch. Kann ich Ihnen behilflich sein?" Er nickte und näherte sich meinem Gesicht und ehe ich mich versah, lagen seine Lippen auf meinen. "Ey?!" verblüfft sah ich ich ihn an. "Was?" er grinste kecke. "Ich kann ja wohl nichts dafür das du so eine langsame Reaktionszeit hast, Citygirl." Ich schnaubte und kniff ihm in die Seite, "Jetzt werd bloß nicht frech. Sonst schläfst du auf dem Boden."

Sicht Mike
Ich lachte laut auf, "Das würdest du eh nicht zulassen." Sarah erschien neben mir, "Komm Mike verzieh dich. Isi muss sich nun anziehen." Ich sah meine Schwester an, "Hübsch." und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

Während wir uns um den festlich geschmückten Baum versammelten, um die Geschenke auszutauschen, spürte ich die Wärme der Gemeinschaft. Die Anwesenheit von Alina und Ben bereicherte das Fest auf besondere Weise. Sarah trug ein schwarzes Kleid und hatte ihre Haare hochgesteckt. "Danke und los, weg mit dir. Hilf lieber Alina die Treppen runter bevor sie noch kugelte." Wir lachten, "Das habe ich gehört" hörte ich Isi's Schwester und ich trat auf sie zu. "Dann los wehrte Damen, hinunter mit uns." "Danke, Mike."

Die festliche Stimmung lag in der Luft, als meine Familie bereits am Tisch saßen und auf das Abendessen warteten. Die Kerzen auf dem Tisch flackerten, und das gedämpfte Licht verlieh dem Raum eine warme Atmosphäre. Mara hüpfte herum und sie glühltevor Vorfreude und Nervosität. "Nun wer fehlt noch?" Mum stand abwartend vorm Tisch, als sich Dad und Dean setzten. "Isi und Alina. Letzteres musste nochmal auf Toilette" sprach Ben, welcher zu meiner rechten saß. Dean und er verstanden sich blenden und auch Ich konnte nicht leugnen, dass er ein wirklich lustiger und sympathischer Kerl kam. "Uuh Isi", mein Großvater applaudierte plötzlich und dann sah ich sie - Isi -  in einem wunderschönen Outfit, das sie noch strahlender erscheinen ließ. Ein atemloser Moment verstrich, in dem ich sie einfach nur ansah. Ihr Lächeln war wie ein helles Licht, das den Raum erleuchtete, und ich konnte mich nicht davon abwenden.

Mein Gott, was war ich nur für ein verliebter Trottel. "Uh das steht dir wirklich super gut. Gott sei dank haben wir es damals mit aus Dallas mitgenommen. " Hörte ich meine Schwester. Und mein Blick glitt wieder zu Isi. Sie sah so zauberhaft aus, dass es mich sprachlos machte. Die Gedanken in meinem Kopf wirbelten durcheinander, während ich versuchte, meine Emotionen in den Griff zu bekommen. "Wie wunderschön du aussiehst", brachte ich schließlich hervor, und meine Stimme klang weicher, als ich erwartet hatte. Isi errötete leicht, aber ihr Lächeln wurde noch breiter. "Danke, Mike. Du siehst auch sehr gut aus", erwiderte sie mit einem leichten Augenzwinkern. "Ach ihr beiden", Alina stand nun hinter ihrer Schwester. "Mum und Dad wären so stolz auf dich Liebling." Sie umarmten sich und Isi setzte sich zwischen Mum und Mara. Mir gegenüber.

Während des gesamten Abends konnte ich nicht anders, als hin und wieder zu Isi hinüberzusehen und mir bewusst zu machen, wie viel Glück ich hatte. Die Gespräche flossen, das Lachen erfüllte den Raum, und ich fühlte mich in dieser Gemeinschaft und in ihrer Nähe vollkommen. Das Weihnachtsfest hatte eine ganz neue Bedeutung bekommen.


Von München Nach TexasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt